Warum Fotografen nicht umsonst arbeiten können 74

05.02.2014
Ich glaube, dass die Links hier nicht zum ersten Mal durchs Forum geistern. Davon abgesehen bin ich darüber amüsiert, dass die Hobbyplattform-Diskussion gleich in einem der ersten Beiträge vorhergesagt werden konnte. :-)

Für das eigentliche Thema möchte ich den alten und guten Grundsatz von Angebot und Nachfrage herauskramen ... und das Leistungsprinzip.

Wer bezahlt werden möchte, weil er Berufsfotograf ist, der ist auf dem falschen Dampfer. Man wird bezahlt, weil man gute Arbeit macht für die auch eine Nachfrage vorhanden ist.

Sehr richtig ist auch, dass der Status als Schüler(in) oder andere widrige Lebensumstände kein Grund sind, von den obigen Grundsätzen abzuweichen.
06.02.2014
ich versuch das mal anderst zu erklären warum berufsfotografen sich über billige knipser aufregen

wenn jemand zum ersten mal sushi ist, ein billiges restaurant wählt, weil sushi ja nur reis mit rohem fisch ist und ein teures restaurant ja auch nichts anderes serviert, sich dabei eine schlimme fischvergiftung holt, dann wir diese person nie wieder sushi essen. dadurch ist der kund weg ...
 
@ Uiiii-Gen

Klaro regst du dich darüber auf, wenn du einen Kunden an einen Billigknipser verlierst. Aber du regst dich genau so darüber auf, wenn du diesen Kunden an einen Berufsknipser deines eigenen Schlages verlierst, könnte ich mir vorstellen. Denn "weg" ist der Kunde ja nun so oder so.

Bei dem Billigknipser dagegen bleibt dir vielleicht noch der Trost (...im Sinne von Schadenfreude...), daß er auch mit entsprechenden Fotos "gesegnet" sein wird.

Oder meinst du tatsächlich, daß nicht nur dieser eine Auftrag dann weg wäre, sondern der Kunde direkt ganz vom Markt verschwindet? So nach dem Motto: "Einmal mit Fotos auf die Fresse gefallen, also gehe ich in Zukunft komplett ohne Fotos durchs Leben".



Aber was dein Sushi-Beispiel angeht, so habe ich einen Freund, der gut 20 Jahre lang Sushi-abstinent war, weil er sich beim ersten Mal tatsächlichen übel den Magen verdorben hatte. Dann hatte er mich irgendwann später mal in eine vernünftige(!) Sushi-Bar begleitet, hat vorsichtig probiert und ganz von selbst festgestellt, daß ein Sushi-all-you-can-eat für gaaanz kleines Geld damals irgendwie nicht so ganz das Wahre war. Und schon hatte ihn diese Marktsparte wieder. :-)
[gone] Wünsche weiterhin allen viel Spaß in der MK!
06.02.2014
Eigentlich ging es ja darum das Leute Leistungen vom Fotografen für Lau haben wollen..

Zum Thema Konkurrenz halte ich die Aussage von Modefotograf Joachim Baldauf für zielführend: "Ich muss immer schon weiter sein, ansonsten bin ich im falschen Job":

http://www.youtube.com/watch?v=CNWSooDdm0s
06.02.2014
Schon interessant wie viele Berufsfotografen offensichtlich Schwierigkeiten haben zu erklären, warum sie sich als Profi vom Amateur abheben...

Ich sag mal so - nur weil mir möglicherweise mal ein gutes Bild gelingt bin ich noch lange kein Fotograf - ich bereite öfter auch mal eine schmackhafte Mahlzeit zu, bin ich deswegen Koch? Eher nicht...

Nur, so viele Muttis kochen gut und wenn sie sich reinfuchsen und gleichbleibende Qualität hinbekommen - das für zig Leute in einem Restaurant. Nun, dann werden sie das was sie da machen wohl gut machen... haben es sich also beigebracht. Aber dann tun sie es auch nicht mehr aus Jux und Dollerei.

Wo ist also das Problem im gewerblichen Bereich? Jammert ihr echt Lieschen Müller nach die zwar gern mal eine Fotosession möchte, ihr das ganze aber nicht mal eben ein paar hundert Euro wert ist? 

Wenn die zum Amateur geht nimmt der Amateur keinen Auftrag weg - Lieschen hätte ihre sauer gespaarten Euro nämlich nie nicht zum Fotografen getragen....
06.02.2014
@ _buddi_
ganz meiner Meinung... die richtigen Worte gefunden ;)

Ich verstehe das Gejammer vieler "Profi" Fotografen nicht... niemand zwingt Euch für lau zu arbeiten (darum gings hier ja eigentlich)
Egal ob die Anfragen hier in der MK oder von sonst wo kommen, man hat immer die Option "Nein" zu sagen
06.02.2014
Abramis, keine Ahnung was Du beruflich machst. Aber wenn ständig Leute möchten, dass Du für lau arbeitest, dann nervt es eben.
Ist doch easy zu verstehen ;-)

So etwas z.B. gibts nicht nur als Job Angebot sondern auch als Anfrage:
https://www.model-kartei.de/jobs/288310-0-fotograf-fr-videodreh-gesucht-langfristiger-job-video-kanal.html
Und statt länglicher Diskussionen werd ich da in Zukunft einfach den Link hin schicken. Genau für so etwas ist der Text wohl auch gedacht.

Ansonsten hat die Profi versus Amateur Diskussion mit dem Urspungsthema wenig zu tun. Dass der Markt für Profis in einem Segment das auch für Amateure immer leichter behrerrschbar wird, schrumpft ist nun einmal so und nicht zu ändern.

Was mich persönlich mehr stört sind die einen oder anderen "nebenberuflichen" Fotografen, die besonders günstig sind weil sie im Gegensatz zu mir keine Steuern bezahlen. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
06.02.2014
@ patrick

aber er war 20 jahre weg vom markt ... genau das meine ich ... da werden alle sushiläden einfach vermieden weil man einmal ne schlechte erfahrung gemacht hat, dein kumpel hat bestimmt seine geschichte anderen erzählt die sich dann dachten, sushi ... neee ... ist mir zu riskant ... da kenn ich jemanden der sich gewaltig den magen verdorben hat ... und schon sind mehr als ein kunde weg ... oder noch schlimmer: RTL bring einen bericht über sushiläden und das fazit ist dass sushi lebensgefährich sein kann ... und schon hat man als sushiladen ohne zutun einen schlechten ruf ...  was will man da machen ... da kann dein sushi noch so toll sein wenn keiner kommt um es zu probieren ... 

und zu den kunden wegschnappen: du weisst ja in welchem bereich ich arbeite, da schnappt mir kein billigknipser irgendwas weg ... und dass ein kunde den fotografen wechselt ist in meinem bereich normal und kommt dauernd vor ... wir werden nicht nach preisen ausgewählt sondern nach bildsprache/stil ... ausserdem werden bestimmte technische standarts verlangt und um die liefern zu können muss man angemessene tagesgagen verlangen sonst rennt man ganz schnell zum sozialamt. 
 
@ Uiiii-Gen

Ob er das jetzt groß rumerzählt hat, weiß ich nicht. Wäre aber zumindest die Regel. Denn negative Erlebnisse werden hierzulande ja gerne breitgetreten, während positives zumeist stillschweigend als selbstverständlich hingenommen wird. :-)

Wenn Fotografen in deinem Bereich eh nach Stil ausgewählt werden, ist es ja eh kein "Wegschnappen" in dem Sinne. Der eine macht A, während der andere B macht. Und wenn ich halt A haben möchte entsteht ja gar keine Konkurrenzsituation.

Aber wenn ich jetzt davon ausgehe, daß du 1000 Shirts sauber und neutral (=ohne eigene "Bildsprache") für einen Online-Shop ablichten sollst und du die Herstellervorgaben erfüllen kannst, dann wirst du doch wahrscheinlich nicht der einzige sein, der das kann. Werden da von Herstellern/Agenturen keine vergleichenden Angebote von verschiedenen Fotografen eingeholt?

Dein Standort München hört sich für mich erstmal pauschal recht kostspielig an. Die gleichen Räumlichkeiten hier in meiner Ecke, vielleicht noch ein bisschen ländlich gelegen, oder gar in einer "Geisterstadt" in den neuen Bundesländern, dürften vermutlich deutlich weniger kosten, was auch wieder eine andere Kalkulation erlaubt. Da braucht dann gar nicht an technischen Standards gespart werden und man kann allein aufgrund des Standorts eine identische Leistung deutlich günstiger kalkulieren. Denn wohin die 1000 Shirts geschickt werden müssen, dürfte dem Hersteller ja vollkommen egal sein.

Würde mich halt wundern, wenn es auch in deinem Bereich keine Preiskämpfe gäbe.
06.02.2014
ich habe die diskussion mal überflogen und wundere mich doch sehr ..... wenn das selbstbewusstsein der profis hier so gering ist, dass sie befürchten ein amateur könnte ihre existenz bedrohen, dann liegt das wohl am profi, nicht am amateur. 

letztlich geht doch die diskussion darum, ob die hobbyisten den profis das wasser abgraben können und das ist nur so, wenn der profi nicht mehr kann als der hobbyist (ausnahmen mal aussen vor gelassen). früher ist jede/r depp/in in ne fotobude an der ecke gelaufen und hat da für viel geld mittelmäßige bis schlechte, wenig kreative fotobudenbilder von sich machen lassen - DER geschäftszweig ist tod!! aber wer kann heute noch so leicht geld verdienen???
06.02.2014
Ich bekomme mehrfach Anfragen im Jahr, ob ich ein Bild (Fotografie), gerahmt, für eine Auktion für eine Stiftung oder einen Verein (z.B. AIDS-Hilfe letzte Woche) spende. Habe ich bisher immer gerne gemacht.
Letztes traf ich einen Anwalt, der mir freudig mitteilte, er habe auf einer dieser Auktionen eine Arbeit günstig erworben. Da er schon immer gerne eine Fotografie von mir haben wollte, sei er sehr glücklich darüber.
Wenn ich genau darüber nachdenke, mache ich mir mit solchen Gaben den eigenen Markt kaputt.

Das hat jetzt nur partiell mit den Eingangs verlinktem Beitrag zu tun, aber ich werde irgendwann einen Anruf bekommen, ich hätte mich noch nicht gemeldet und ob ich mir nicht doch einen Ruck geben könnte. Dann werde ich mich an den Beitrag erinnern und Teile davon rezitieren. Kostenfrei werden Bilder gerne genommen.
06.02.2014
ich habe zwar keine ahnung was "spenden für wohltätige zwecke" mit "umsonst arbeiten" zu tun hat, aber ich glaube du solltest wirklich lieber einen betrag "x" spenden und dein bild behalten!
06.02.2014
Mitnichten - darum:
letztlich geht doch die diskussion darum, ob die hobbyisten den profis das wasser abgraben können

ging es nicht.

Es ging wohl darum, das Profis (Fotografen, ausgebildet oder nicht welche ausschließlich mit Fotografie - oder bereits gescheffelten Reichtümern - ihren Lebensunterhalt bestreiten) oft und gern mal angequatscht werden, ob sie denn nicht unentgeltlich tätig werden mögen... und das mit dem guten Zweck wäre da eher die Ausnahme...

Der Link bzw. der enthaltene Text möge da als adäquate Antwort auf eine solche Anfrage dienlich sein...
06.02.2014
Ähmmm Matthias.....
Wenn ich genau darüber nachdenke, mache ich mir mit solchen Gaben den eigenen Markt kaputt

glaub' ich nicht - der Anwalt hatte sicher zig Gelegenheit ein Bild zu kaufen, war es ihm wohl nicht wert (zum "normalen" Preis). Ich hätte auch gern eine Hasselblad 5HD.... vielleicht irgendwann gebraucht für kleineres Geld. Und wenn das jetzt einer von Hasselblad liest - es macht gar keinen Sinn dafür zu sorgen, dass die nie nicht auf den Gebrauchtmarkt kommt. Neu werde ich mir die niemals kaufen, selbst wenn ich lerne Geld zu sch.... pardon, da wäre es doch jetzt fast mit mir durchgegangen...
06.02.2014
@ patrick

lol, warum willst du mich immer in diesen bereich einordnen, 1000 tshirts würden bei mir 500000.-- kosten keiner zahlt das und desshalb arbeite ich nicht in diesem bereich, dafür gibt es bilderfabriken, dort müssen auch keine fotografen arbeiten, die aufbauten sind fest installiert, affen könnten diese bilder machen... und gerade zur zeit unterbieten sich diese fabriken im preis und vernichten sich gegenseitig.  mal sehen wer übrigbleibt wenn der mindestlohn kommt.

dabei bekomme ich in letzter zeit immer mehr anfragen von kunden die vorher von bilderfabriken beliefert wurden, die sind überhaupt nicht zufrieden mit den bildern, aber einen höheren preis wollen sie nicht zahlen ... die wollen einen porsche für den preis eines vollkornbrots ;)

ich freu mich natürlich, denn das heisst, dass das niveau der bilder in onlineshops stetig steigen, und wie schon erwähnt ... bestimmte qualität lässt sich nicht unter bestimmten preisen anbieten ... erst recht nicht wenn der mindestlohn kommt.
 
@ Uiii-Gen

Du wirst es nicht glauben, aber das ist gerade alles gar nicht böse gemeint oder so. :-)

Ne, wirkliches Interesse!

Wobei ich das mit den "Bilderfabriken" wohl schon gehört habe, aber erst letztens hatte die Agentur von einem Kollegen den kompletten Online-Shop eines namhaften deutschen Unterwäsche-Herstellers "gebaut" und die entsprechenden Produktfotos wurden von einem der "Haus- und Hoffotografen" dieser Agentur gemacht und der shootet normalerweise auch eher in deiner Liga - zumindest soweit ich das beurteilen kann. Und da du letztens mal sagtest, daß du auch "Pommesschalen" ablichten würdest, dachte ich einfach, daß auch dir solche Jobs nicht fremd wären.

Wie gesagt: Keine bösen Absichten, sondern reine Unwissenheit meinerseits. :-)

Aber wenn du sagst, daß die Kunden eh nicht mit der Qualität der "Bilderfabriken" zufrieden sind, wird sich die Mindestlohnproblematik vielleicht gar nicht zum tragen kommen, weil vorher bereits die Aufträge ausbleiben. :-D

Ein bisschen weniger "geiz ist geil" täte wohl ALLEN Wirtschaftsbereichen einfach mal richtig gut.
[gone] jodoform
06.02.2014
 Ich glaube, die Leute mit der "Geiz ist geil"-Menalität merken langsam, daß sie eine dem Preis angemessene Leistung bekommen. Das mag manchmal reichen, aber wenn nicht, aber nicht immer.

Jo
06.02.2014
ich glaube die trifft es richtig im geldbeutel.. eine firma die beim marketing spart merkt deutlich wie die umsätze sinken , und wenn sie dann umschwenken ist es meistens schon zu spät.

 
06.02.2014

.... und die Berufsverbände haben immer geschlafen und haben keine Lobbyarbeit geleistet !!

Mit "Lobbyarbeit" konnte noch niemals jemand auf einem freien Markt bestehen.

"Lobbyarbeit" braucht man, wenn man Subventionen will, oder der Konkurrenz mittels Gesetzesvorschriften Knüppel zwischen die Beine werfen will.
06.02.2014
Horst G:
Da hilft für Profifotografen nur eins: besser sein als die ganzen Amateure, die mit "Dumpingpreisen arbeiten" oder "die Preise kaputt machen": bessere Bilder machen, sich selbst besser vermarkten, besser Kunden aquirieren, bessere Ideen haben, zuverlässiger arbeiten, besser die Dinge machen, die sonst keiner machen will, etc.

Es gibt kaum etwas, bei dem man so leicht seine Qualifikation zeigen kann wie das Fotografieren, nämlich in Form toller Fotos.

Berufsfotografen leben nicht davon, daß sie einzelne "tolle Fotos" anbieten oder verkaufen. Berufsfotografen leben davon, daß sie mit hoher Zuverlässigkeit unter allen Umständen eine Dienstleistung eine bestimmte Qualität liefern können, die den jeweiligen Kunden zufriedenstellt.

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