Frauenbild, MeToo und die medienverabeitende Zunft 732

Dieses Thema trage ich schon eine ganze Weile mit mir herum, aber hier in der MK wird ja gerne mal recht „rustikal“ argumentiert, oder die Meinungen und Themen schweifen ab. Auch hat die #metoo derzeit eher den Nimbus des „rumnervens“.

However, wie haltet ihr es denn eigentlich mit der im Zuge der #metoo Debatte aufkommenden Diskussion vom Frauenbild in der Welt?

Generell sind wir Fotografen und Modelle meiner Meinung nach durchaus mit verantwortlich wie wir Frauen darstellen oder wie der Umgang mit Frauen kommuniziert wird. Gerade bei den Dessous-, Teilakt- und Aktfotografen hier zeigen die Bilder ja meist Frauen, die sexualisiert, hochverfügbar und gerne auch devot abgebildet sind. Oft auch in eindeutigen Posen (und ich meine nicht mal die vieldiskutierten Muschibilder hier).

Klar sind wir alle supernett, nichts ist unter Zwang oder Überredung entstanden. Das Shooting machte super Spaß und jeder bekam, was er sich erträumt hatte. Darum geht es auch gar nicht. Es geht um das Endprodukt. Ist das Bild erst mal „draussen“ (also in der Internetwelt) gehört es nicht mehr uns alleine, sondern bekommt eine direkte Aussage.

Selten werden Frauen intelligent, stark, selbstbewusst o.ä. abgebildet. Ich nehme mich da auch nicht aus. Meine Sedcard hat eigentlich kein Bild mit den eben genannten Attributen.

Wie seht ihr das? Beschäftigt euch ähnliches? Geht euch das ganze #metoo Geschwafel auf den Sack? Bin sehr gespannt auf die hoffentlich sachlichen Beiträge, sehr gerne und besonders auch von den Models.
#2
[gone] User_6449
6 years ago
Was bedeutet "metoo"? Habe ich noch nie gehört ...
6 years ago
Für mich ist der respektvolle Umgang mit Menschen die Basis von allem.
Egal ob dieser Mensch ein 80-jähriger Asiate, ein 15-jähriger Deutsch-Türke
aus Berlin-Neukölln, eine muslemische, verschleierte Perserin oder eine
kesse 17-jährige Berliner Göre ist.

Wer meine Höflichkeit und meinen Respekt dann allerdings für Schwäche hält
und das ausnutzen will, passe ich mich dann allerdings schnell dieser Art der
"Sich-über-den anderen-stellen-wollen" an und zeige, wo der Frosch die Locken hat.

Natürlich gibt es Leute, die Frauen nicht gleichberechtigt behandeln, ausnutzen
und auch belästigen. Diese Leute gehen aber auch meist mit Unterstellten and
anderen Menschen so um. Frauendiskriminierung ist nur ein Aspekt der vielen
Möglichkeiten, sich selbst zu erhöhen. Bekämpft werden sollte jede Art von Missachtung
eines anderen, ohne dadurch aber die Balance einer Eigenverantwortung zu ignorieren.

Wer als Mensch, als Mann und auch als Frau nicht deutlich und selbstbestimmt
" Nein !" sagen kann - braucht sich so wenig zu wundern, wie ein im
Berufsverkehr trödelnder 30km/h fahrender PKW-Lenker, der angehupt und
zurechtgewiesen wird.

Keiner lebt allein auf dieser Welt. Rücksicht ist immer eine gegenseitige Sache.
Nach dem Kindesalter, wo man Unselbständigkeit noch verzeiht, ist es ab 14 und
dann spätestens nach 18 Jahren letztlich vorbei mit der Schonfrist für naives Sozialverhalten.

Welcher mensch dann noch bei allem an die Hand genommen und beschützt werden muss, dessen Eltern sollten kräftig bestraft werden, wegen 18-jähriger unterlassener Hilfeleistung !

Nämlich die wichtigste Aufgabe der Eltern - die Kinder auf das Leben vorzubereiten.
Auf das Leben, wie es eben ist. Dazu gehört eben nicht nur, zu sagen,
dass man nicht einfach mit einem fremden Onkel mitgehen darf.
sondern dass man auch lernen muss, seine eigene Meinung gegenüber Eltern durchzusetzen.
6 years ago
Ich lehne die Diskussion um metoo ab!
Diese Haltung werde ich ändern, sobald all die vielen Frauen, welche ganz bewusst ihre körperlichen Vorzüge oder auch nur ihre Weiblichkeit eingesetzt haben um Vorteile zu erzielen, mitdiskutieren. Vorteile gegenüber anderen Frauen oder Männern, gegenüber Chefs oder Unterstellte, gegenüber Eintscheidungsträgern oder Mitläufern etc.
Um den Trollen hier im Forum ein klein wenig Wind aus den Backen zu nehmen (ganz geht's ja nicht): Ich habe noch nie eine Frau - wie in den metoo-Debatten beschrieben - behandelt, und habe auch nicht vor dies zu tun. Auch meine Bilder sollen diese Haltung ausdrücken. Das Gegenteil kenn ich allerdings zur Genüge, vor allem aus dem beruflichen Umfeld.
[gone] User_184280
6 years ago
Ich tue mir schwer, eine Brücke von der metoo-Debatte zu dem Hobby Peoplefotografie zu schlagen, das ja einvernehmlich und harmonisch sein sollte. Sexueller Missbrauch aus einer Machtposition heraus steht für mich auf einem anderen Blatt. Sollte ein Fotograf einem Model gegenüber übergriffig werden, sei es verbal oder sogar handgreiflich, dann ist natürlich eine Grenze überschritten, das sollte aber eigentlich keinen von uns hier betreffen.

Mir vertraute unlängst ein Model an, das sich mir zuliebe für ein Model-Sharing auf Akt zur Verfügung stellte, dass sie sich schon streckenweise objektifiziert fühle, was sie als unangenehm und schockierend empfand. Ich meinte, dass sich das schlecht vermeiden ließe, denn jemanden zu fotografieren beinhalte auch ein gewisses Maß an Instruktionen und überhaupt: Anschauen, bewerten und korrigieren. An Körperkontakt ist da gar gedacht ... Besagtes Model stufe ich übrigens als ausgeprägt exhibitionistisch ein, stellt sich gerne erotisch dar.

Welches Frauenbild auf den entstandenen Bildern dann verkörpert wird, steht natürlich noch mal auf einem anderen Blatt. Manche Modelle posen so wie sie glauben, dass es die Zielgruppe erwartet.
Ich sehe, ich habe mich sehr missverständlich ausgedrückt, da mein Anliegen nur zum Teil erfasst wurde. Ich bitte da um Nachsicht. Trotzdem möchte ich noch einmal weiter ausholen.

Die #MeToo Debatte gilt mir hier nur als eine Art Aufhänger, dass das Frauenbild in der Gesellschaft durchaus im Wandel ist (im positiven wie ich finde). Der "übliche" Sexismus im Alltag entlarvt sich zunehmend selbst.
Natürlich gehe ich auch davon aus, dass alle Bilder im gegenseitigen Einverständnis gemacht wurden, weswegen dies auch kein Teil der Diskussion sein soll (ich will gar nicht Anfangen von Fotografen, die Models "aus den Klamotten quatschen").

Mein Anliegen ist das fertige Bild, welches veröffentlicht wird. Der gemeine Konsument sieht dies ohne Kontext auf Person oder Erstellung. Wollen wir, dass unsere Töchter, Freundin, Frau usw. SO wahrgenommen wird? Natürlich haben wir alle eine Zielgruppe (spätestens uns selbst), aber schulden wir unserem Bildinhalt nicht auch einen gewissen Respekt und Ästhetik? Gerade hier auch losgelöst von jedem Namen, der im Bild Verwendung findet.
Ja, ich weiß Daisy van Heyden ist Aktmodel und wird so auch von mir häufig abgebildet. Ja wir haben ein freundschaftliches Verhältnis und lachen uns auch oft genug kaputt am Set, aber was bleibt vom Bild als Aussage, wenn man all dies wegnimmt und nur ein Bild hat?

Welches Frauenbild auf den entstandenen Bildern dann verkörpert wird, steht natürlich noch mal auf einem anderen Blatt. Manche Modelle posen so wie sie glauben, dass es die Zielgruppe erwartet.

@pam.meier
Genau dieses andere Blatt möchte ich genauer betrachtet wissen in diesem Thread.
#8
6 years ago
ich bin ein wenig hingerissen, mich der Meinung des Herrn Lagerfeld anzuschliessen, so wie es die letzten Tage in allen Zeitungen zu lesen war. Zumindest wenn ich das aus den berichten richtig verstanden habe.
Also: ein wenig lächerlich, 20 Jahre danach zum Gericht zu rennen und einen fotografen anzeigen.
Im Professionellen Fotografen-Model Bereich ist das Teil des Business, ich kenne andere Branchen in denen es üblich ist daß die Sekretärin sich vom Abteilungsleiter befummeln lässt.
Von einigen berühmten Fotografen ist Sexismus ja hinlänglich bekannt.
Und man sollte nicht vergessen, daß sich die Metoo Debatte in erster Linie um homosexuelle Models dreht, und
nicht um Frauen. Also, auch Männer sind Opfer. Ich persönlich würde ein weibl. Model das mich sexuell belästigt wohl niemals anzeigen.
6 years ago
Bei dem schönen Wetter heute sah ich unterwegs und in der Mittagspause einige Frauen, die ich als attraktiv empfand und die genau so, wie ich sie sah, auch auf den Bildern meiner SC vorkommen könnten. Sowohl in Styling und Aussehen vergleichbar als auch in der Körperhaltung ... die bei manchen Frauen schon einem perfekten Posing entsprach. Hätte ich die Kamera mitgenommen, es wären bzgl. "Fashion" Bildszenen ganz im Stil meiner SC gewesen.
Den Erotik/Aktbereich meiner SC gibt es natürlich nicht im Alltag oder im Beruf .. aber in anderen, privaten Momenten könnten diese Frauen aus der Öffentlichkeit z.B. strapstragend ihren Partner erwarten ...
Manche Frauen würden kontern, daß eine emanzipierte weibliche Sexualität keine Corsagen, Strümpfe und Stapse brauche, andere wiederum mögen dies auch selbst sehr gern.
6 years ago
Zitat Foto300: "Und man sollte nicht vergessen, daß sich die Metoo Debatte in erster Linie um homosexuelle Models dreht, und nicht um Frauen."

Fürchte, da ist etwas an mir vorbeigelaufen. Und am Wikipedia Artikel zu dem Thema auch. :-)
6 years ago
Ich dachte, bei metoo geht es um sexuelle Belästigung, Nötigung oder Vergewaltigung.
Und nicht darum, was Frauen gerne freiwillig machen und wie sie sich freiwillig darstellen (lassen).
6 years ago
@ J Reber
Dazu hat Michael Gundelach schon erklärt, daß es hier nicht um Shootingabläufe, sondern um die Eindrucksvermittlung der Bildergebnisse geht ... also z.B. ein S/M-Portrait einer geknebelten Frau.
Von ihrem Körper ist da nichts zu sehen, aber eben dieses knebelnde kugelige Sextoy samt Spange im Mund. Dazu eben diese Fragestellung, welches Frauenbild so vermittelt wird. So denke ich, war das gemeint ...
In der Tat war es so gemeint.
Dazu muss man auch sagen, dass #MeToo inzwischen bedeutend mehr umfasst als Weinstein und die (mitlerweile mit dem Pulitzerpreis bedachte) Recherche von Journalisten. Es geht in der Tat um das Frauenbild an sich.
Und wir vermitteln dieses mit, ob wir wollen oder nicht. Sei es durch Bilder, die sich die Kids auf dem Schulhof ansehen, oder als Ersteller von Bildern, die Freunde und Verwandte sich ansehen. Wir senden etwas aus und das ist es, was ich im ersten Post meinte.
6 years ago
Natürlich senden wir etwas aus und genau das ist m.E. der Punkt. Wenn wir nicht in der Lage sind, die Frau so darzustellen, wie sie es wert ist, dargestellt zu werden, dann sollten wir die Finger vom Auslöser lassen.
Im Übrigen geht mir diese Aktion, losgetreten in einem Land mit einer riesigen Porno-Industrie, an der sich Frauen und Männer über die Jahre eine goldene Nase verdient haben weil es einen Markt dafür gab, ziemlich auf den Zeiger.
6 years ago
@See:
Das hat aber eben nix mit #meetoo zu tun.

Ich persönlich halte nix von dieser "Frauenbild"-Debatte, eben weil durch inszenierte Fotos gar kein Frauenbild vermittelt werden soll. Ich will zumindest kein Frauenbild vermitteln. Ich will genau diese eine Frau so darstellen, wie sie sich wohl fühlt. Und wenn das gefesselt und geknebelt ist -- warum nicht? Das ist aber ihre und meine individuelle Entscheidung.
Daraus abzuleiten, wie "Frauen" insgesamt sind, sein sollen, oder selbst dass diese Frau auch von anderen Personen geknebelt werden mag, ist murks.

Es gibt nun mal Menschen, die mögen S/M und wollen das zeigen. Es gibt Menschen, die mögen das nicht. Ich will weder ein Statement machen "alle Menschen haben S/Mig zu sein" noch will ich mir von irgendwelchen prüden, intoleranten Spaßbremsen sagen lassen, dass ich keine S/M-Bilder machen soll, weil es nicht in ihre kleine Weltordnung passt.
Vielleicht kann man einfach mal akzeptieren, dass es da draußen Menschen gibt, die etwas machen, was man selbst nicht machen würde.

For the record: Ich habe auch schon BDSM-angehauchte Paarbilder gemacht, bei denen die Dame die dominante Rolle übernommen hat. Ich habe auch schon Männer fotografiert, die sexuelle Verfügbarkeit demonstriert haben. Das einzige Knebelbild, das ich je gemacht habe, war mit einem Transvestiten.
6 years ago
@ Michael Gundelach
In meinem "Tagesbericht" habe ich deshalb - in puncto Fashion/Styling - geschildert, daß die Eindrücke, die manche Frauen mit ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit hinterließen, ziemlich genau dem bildlichen Inhalt meiner SC entsprachen. Hätte ich z.B. verschleierte Muslimas einerseits und Besucherinnen einer Tattoo-Convention andererseits bemerkt, dann wären beide Gruppen so nicht auf meiner SC repräsentiert .
Sicherlich waren auch 50 "graue Mäuse" unterwegs ... bemerkt habe ich eben das gute Dutzend chic gestylter Fashionistas.
6 years ago
@ J Reber
Daß Frauen in betont sexy modifizierten Uniformen oder in Strumpfhosen ohne Slip nicht dem üblichen Auftreten in der Öffentlichkeit entsprechen, wie ebenso auch nicht in Bondage-Fesseln, mit Plugs etc. ... ist eben Inhalt unserer Shootingideen, die wir mit Models umsetzen, die das genauso wollen.
Das hat aber Michael Gundelach auch gar nicht infrage gestellt . Seine Überlegung ist eben, was unsere Bildergebnisse vermitteln ... z.B. daß eine Dozentin am Vortragspult ohne Rock erscheint und den Hinweis erhält, etwas vergessen zu haben. Vermittle ich nun damit öffentlichkeitswirksam ein falsches Bild über Lehrerinnen oder Professorinnen ?
@SEE Arts & Emotions
Das witzige an diesem Tagesbericht wäre nun die Frage, ob diese Eindrücke so sind, weil Deine Sedcard so ist, oder ob Deine Sedcard so ist weil diese Eindrücke eben so sind. Praktisch die gleiche Diskussion wie Henne und Ei.

Dennoch gibt es immer mehr Mädchen und auch Frauen, welchen suggeriert wird, dass sie inhaltlich keine Relevanz haben und nur den Männern als Spielzeug zu dienen haben. Oder wenigstens als Objekt der Bewunderung oder begierde. Das ist ja auch ein Bild was ich selbst mit meinen Bildern transportiere.

Es geht hier auch nicht um BDSM, Gewalt oder Porno. Dies alles hat seine Berechtigung und es macht natürlich auch Spaß. Dennoch schaffen wir Bilder die ohne Kontext bleiben und angesehen werden.
Da kann J.Reber gerne noch hundet mal schreiben: "Ich will zumindest kein Frauenbild vermitteln.". Er tut es mit jedem veröffentlichtem Bild.

Klar sollen Frauen all diese Sachen machen dürfen, sofern sie es denn wollen. Aber nicht weil es erwartet wird und es eben alle machen. Oder "weil man sich nicht so anstellen soll."
6 years ago
Ich mag dieses Zitat des Fotografen Richard Avedon, das meines Erachtens sehr gut zu diesem Thema passt:
"My portraits are more about me than they are about the people I photograph."
(Meine Portraits sagen mehr über mich, als über die Leute, die ich fotografiere.)

Sofern wir nicht reine Auftragsfotografen sind, suchen wir uns solche Menschen als Modelle, die uns ansprechen, und inszenieren wir Menschen so, wie es uns (und auch den Modellen) gefällt.
Ist es böse, wenn ich starke, dominante Frauen mag und demzufolge in meinen Bildern so darstelle? Oder wenn ich devote Frauen mag und darstelle? Oder wenn ich gar beides mag?
Meine Meinung: Nein, es ist nicht böse, denn ich vermittle mit meinen Bildern eben nicht DAS Menschen- bzw. Frauenbild, sondern MEIN Menschen- bzw. Frauenbild. Und das ist das, was Künstler tun und tun sollen: reflektieren, Impulse setzen, ihre Sicht vermitteln, zum Denken anregen. Und nicht: erziehen, eine absolute Wahrheit darstellen oder gar ein ideales Menschenbild vermitteln.

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