Zukunft der Peoplefotografie? 356

[gone] User_567256
6 years ago
Das geht gar nicht, einfach so zum Schluss gesundheitsgefährdende Handlungen ankündigen …

Wann das Problem anfing? 2004, als die Bundesregierung in einigen Gewerken, darunter dem Fotografenhandwerk, den Meisterzwang aufhob. Seit dem hat sich die Anzahl der »Fotografen« vertausendfacht. Seit dem dürfen Laien-Anbieter ungestraft für Vollpfosten-Konsumenten arbeiten, gibt es die Berufsbezeichnung ab 150 Euro im Blödmarkt.

Im November 2018 gab es eine Anfrage, ob denn die Bundesregierung eine Wiedereinführung des Meisterzwangs plane. Hintergrund der Anfrage war unter anderem, dass sich dann daraus eine Pflicht zur Ausbildung und Qualifizierung ergeben würde. Die Antwort war eindeutig und lautet: Nein, denn man befürchte eine Verschärfung des Fachkräftemangels.
Es gibt also weniger Experten, wenn die Statistik nicht mehr erfasst, wer sich selbst ernannt und ohne jegliche Prüfung für berufen fühlt?! Naja, Politiker müssen auch nicht …

Tatsächlich können wir – nach kurzem Nachdenken – auch Folgendes entziffern:
»D1353 M1TT31LUN7 Z317T m1R, ZU W3LCH3N 7RO55arT173N l315TUN73N uN53R 73H1RN F4H17 15T! aM aNFAN7 wA5 35 51CH3R nOCH 5CHW3R, dA5 zU l353N, A83R M1TTL3RW31L3 kANN5t dU dA5 wAHr5CH31NL1CH 5ChoN 7ANZ 7UT l353N, oHN3 dA55 35 d1CH w1RKL1CH aN5TR3N7t.«

Zwar ist das durchschnittliche Gehirn in der Lage, den Kauderwelsch zu deuten, nur wird es für die Zeit vom Wesentlichen – an dieser Stelle ist das eigentliche Problem – abgelenkt. Weshalb die Klagen der Schriftsetzer nach wie vor berechtigt sind, denn kein Schreibprogramm beherrscht den richtigen(!) Blocksatz, kann weder Hurenkind noch Schusterjunge erkennen und/oder vermeiden. Die daraus entstehenden visuellen Katastrophen fallen heute meist ebenso wenig wie Deppenleerzeichen und -apostrophe oder inkorrekte Interpunktion auf. Fast folgerichtig finden sich zunehmend derartige Unzulänglichkeiten selbst in professionellen Schreibwerken.

Profession muss einfach nur neu interpretiert werden: alles gleichzeitig ohne Regeln unter größtmöglichen Ablenkung von Vielen halbherzig erledigen lassen.
:)
6 years ago
Alle solcher Jammerklagen, die Sätze enthalten, die mit "Aber es muss doch..." anfangen, sind albern.

Niemand, der "TfP-Jobs" ausschreibt, "muss" irgendetwas... So einfach ist das. Wieso sollte jemand - ein Model, ein Busfahrer, ein Waldschrat - der einen Fotografen, der ihm "Geburtstagsfotos auf TfP" macht, irgendetwas müssen?
Der muss gar nix.

Das ist der erste Punkt. Der zweite Punkt ist ein komplettes Verkennen der Realitäten. Wann hat denn jemals jemand für "Geburtstagsfotos" etwas bezahlt? Ausgenommen irgendeinen Promi oder Superreicher?

Die diversen Internetplattformen bringen manche Leute auf die Idee "Hey, ich könnte doch mal versuchen, jemanden zu finden, der meine Geburtstagsparty richtig gut fotografiert". Und das ist absolut okay.

Hab ich jemanden in meinem Bekanntenkreis, dem ich das zutraue, dann lade ich den ein, und frage, ob er meinen Geburtstag fotografiert. Und der sagt dann ja oder nein, oder er sagt "Ja, aber X Euro".

Auch vor Zeiten des Internets hat aber kein normaler Privatmensch einen Fotografen dafür bezahlt, seine(n) Geburtstag(sfeier) zu fotografieren. Davon abgesehen finde ich es absurd, das Fotografieren eines Geburtstags als "People-Fotografie" zu deklarieren...

Seien wir doch einmal ehrlich, wie viele Models verirren sich denn noch auf eure SC um sich eure Bilder anzusehen und nicht nur um eine Einladung auf einen Pay Job zu hinterlassen? Es interessiert sie offenbar in der Regel nur rein geschäftlich was wir da machen.

Und wenn es so ist - was ist daran schlimm?

Selbst Profis bieten attraktiven Modellen inzwischen TFP Shootings oder sind gar bereit für solche Shootings zu zahlen, weil deren Geschäftsmodell längst nicht mehr die Peoplefotografie selbst, sondern der Verkauf ihres Wissens in Form von Schulungen oder Workshops, an Neueinsteiger Fotografen ist und die dafür natürlich hochwertige Referenzfotos brauchen. Nicht um damit Modelle zu werben, sondern Kunden für ihre Workshops.

Hmmm... also normalerweise bezahlen Profifotografen Profimodels dafür, daß sie modeln. Das war vor 50, 40, 30, 20 Jahren so, und ist heute immer noch so. Mit Amateurmodels arbeiten Profifotografen nur äußerst selten. Und Profimodels bzw. deren Agenturen bezahlen Fotografen dafür, daß sie Models fotografieren, wenn die professionelle Fotos für die Sedcard bzw. ihr Book brauchen.
Und dann gibt es noch die klassischen Deals, daß Agenturen neue Models für "gratis" zu guten, renommierten Fotografen schicken, die Models für freie Arbeiten oder was auch immer gebrauchen können, und für die Models dabei zur Verwendung durch deren Agenturen ein paar gute und passende Fotos abfallen.

ch wage hier einfach einmal die These dass es gerade diese Unprofessionalität ist, die insbesondere bei jüngeren Zuschauern den Eindruck von Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit erzeugt und das sich in der Fotografie gerade etwas Ähnliches abspielt.

Nichts ist schwieriger, als vermeintliches "unperfektes Amateurmaterial" für Werbung herzustellen. Das machen Profis. Nicht Amateure.

Wir als Fotografen sitzen da genau zwischen diesen beiden kommerziellen Blöcken, Hochwertige Fotos werden durch die Werbeindustrie in die Beliebig und Unglaubwürdigkeit gedrängt und die Hardware Hersteller sind darum bemüht immer mehr Fotografen Know how dem Massenmarkt zugänglich zu machen um ihre Umsätze zu steigern. Die Verlierer in diesem Spiel sind die Fotografen.

Die Gewichte zwischen den verschiedenen Tätigkeitsbereichen in der Werbebranche justieren sich immer wieder neu. Vor 40 Jahren wusste niemand, was ein "Booker" sein sollte. Vor 30 Jahren gab's weder Webdesigner noch "Visual Artists", die mit hochkarätiger Computertechnik 100prozentige Animationen herstellen.

Gleich geblieben ist in all den Jahrzehnten, daß man das, was gefragt und knapp bzw. selten ist teuer bezahlen muss, und das, was überall zu haben ist und das jeder Hans und Franz herstellen kann, billig ist.

Es sind übrigens schon vor 30 Jahren Bildjournalisten (Pressefotografen), die erkannt hatten daß die Branche und die Honorare sich gewaltig zurechtschrumpfen werden, auf die Produktion von TV-Nachrichten-Clips umgestiegen. Ein früherer Fotografen-Kollege von mir hat, vor allem im "Blaulicht-Segment", zwischen ~1988 und 1998 im Bereich des Regional-Fernsehens, für NRD und ZDF und all die neuen Privat-Sender, Honorarumsätze in einer Größenordnung von 150.000 bis 200.000 DM pro Jahr erzielt. (Das relativiert sich, wenn man weiß, daß damals eine gebrauchte TV-taugliche Betacam 40.000 DM kostete, und er einen Van mit eingebautem Schnittplatz hatte.)
6 years ago
Tom Rohwer: ich hoffe in unser aller Interesse, daß kein Fotograf einem Model so undurchschaubare Posing-Anweisungen gibt, wie es Deine Zitierweise ist.
Die ist nämlich wirklich absolut unverstehbar.
+++++++++genau deshalb nehme ich als Model keine Fotografen, die würden rein intellektuell glatt überfordert.++++
6 years ago
Wann das Problem anfing? 2004, als die Bundesregierung in einigen Gewerken, darunter dem Fotografenhandwerk, den Meisterzwang aufhob. Seit dem hat sich die Anzahl der »Fotografen« vertausendfacht. Seit dem dürfen Laien-Anbieter ungestraft für Vollpfosten-Konsumenten arbeiten, gibt es die Berufsbezeichnung ab 150 Euro im Blödmarkt.

Nein, das Problem fing schon viel früher an. Nämlich mit "Fotografen-Handwerks-Meistern", die versuchten, im Schutze des Meisterzwangs schlechte Leistung völlig überteuert zu verkaufen. Auch vorher gab da schon jede Menge Umgehung, die wurde mit dem Fall des Meisterzwangs nur vollständig legal.

Die Probleme der Fotografen-Branche gab und gibt es übrigens auch in Dänemark, Frankreich, Niederlande, Belgien, USA, Kanada etc.pp. - alles Länder, die nie einen "Meisterzwang" hatten (den es nur in Deutschland und Österreich gab und gibt). Da lief und läuft es exakt so wie in Deutschland.
6 years ago
@Foto300: es ändert nichts an Deinem völlig wirren Zitier-Kauderwelsch, in dem Du das, was Du zitierst, so darstellst, als wäre es von Dir, und das, was von Dir ist, so als sei es das Zitat.

Ich habe das nach einiger Analyse-Arbeit herausgefunden - nimm doch einfach die Zitierfunktion, dann ist es viel klarer zu erkennen.
6 years ago
@TomRower: erstmal Gratulation für den grossen Erfolg. Man sollte dich spätestens jetzt für den Nobelpreis vorschlagen. diese Zitierfunktion ist mir zu umständlich.
6 years ago
Meisterzwang in Deutschland war ne riesen Lachnummer, und wurde viel zu spät aufgehoben.
Gute Fotografen wurden in die Illegalität getrieben, und schlechte (aber qualifizierte) erfreuten sich
an (viel zu) hohen Preisen. Das wiederum war wider gut für die Illegalen, die ohne MWSt. und Steuerabgaben
mit niedrigeren Preise höhere Gewinne hatten wie die legalen "Meister". Voll die Lachnummer.
Früher gabs die Unterscheidung in Fotografen /Meister Handwerk und die studierten Leute die sich dann Fotodesigner oder Kommunikationsdesigner Fachrichtung Fotografie nennen.... ich hab mit letzteren zunächst Tür an Tür studiert weil ich zunächst Gestaltungstechnik studiert hab bis ich umg3schwenkt bin. Als dritte Gruppe gabs noch die Fotojournalisten.

Das alles ändert aber nichts dran das sich unsere Gesellschaft, die Medienwelt und die Nutzungsmöglichkeiten und das Verhalten geändert hat. Und das noch nie so viel von jederman und Frau geknipst wurde wie heute.
6 years ago
Ach Leute,

was für Freds wird es erst geben, wenn in ein paar Jahren Kamera-Drohnen rumfliegen, die nach Stichworten ihre Motive für den Kunden suchen.
Sind Gesichter im Bild, werden diese einfach aus mehreren Gesichtern zusammen gesetzt, um evtl. Klagen w.g. dem Recht auf Veröffentlichung zu entgehen.
War der Belichtungs"Computer" der Nikon FA noch nach der Auswertung von "tausenden" von Bildern programmiert, werden diese Drohnen Millionen Bilder als Vorlage "kennen" und danach das programmierte Motiv finden.
Das "Recht am Bild" wird es noch geben, es wird aber belanglos sein.

Zudem kann sich jeder mit Hilfe von ein paar Strichen, verbunden mit Stichworten, ein Bild als Foto, Composit, oder Zeichnung auf nem Touch-Screen erzeugen*) und es direkt an seinen 50" Flatscreen senden, der natürlich "oldfashion", an der Wand hängt, mit Pivot-Funktion...
*)für so etwas gibt es bereits die erste Software für den iPad.

-ekk-
6 years ago
Video killed the radiostar. Und Youtube killed MTV. Es klingt schon so unglaublich alt, aber meine Generation ist noch mit selbstgemachten Mixtapes aufgewachsen für die man Stundenlang vorm Radio gewartet um exakt zur richtigen Zeit die Aufnahmetaste zu drücken.
Mixtapes waren etwas wert. Menschen von Bedeutung bekamen sie. Musik war überhaupt etwas wert.
Dann kamen die ersten CD-Brenner, Digitalisierung, Internet, Napster. Und was bedeutet Musik heute?
Man könnte auch übers aussterbende Kino sprechen.

Fakt ist: In dem Moment in dem etwas massenweise verfügbar ist, sinkt nicht nur der monetäre Wert, es sinkt auch die emotionale Bedeutung. Das ist der Fluch - oder auch der Segen? - der Digitalisierung.

Das Problem ist nicht TFP, das Problem ist, dass Fotos einen gigantischen Wertverfall erlitten haben. Und das wird man nie mehr rückgängig machen können.
...
Das Problem ist nicht TFP, das Problem ist, dass Fotos einen gigantischen Wertverfall erlitten haben. Und das wird man nie mehr rückgängig machen können.


Rückgängig nicht, aber man kann versuchen seine eigenen Fotos wieder wertige zu machen - durch Druck. Eben keine Massenware die tausendfach kopiert werden kann wie eine x-beliebige Datei. Sondern hochwertigen Druck auf besonderem Papier. Klar passen da vielleicht nicht die Instagram Filter und man muss mehr Arbeit investieren, aber man sieht es dem Foto an.

Trotzdem sicher eine Nische und den schnellen Erfolg kann man damit nicht erzielen. Der ein oder andere Kunde wird dies trotzdem zu schätzen wissen.
6 years ago
@shoshin und @michael gundelach: vollumfängliche Zustimmung. Man darf auch nicht vergessen, daß
Schallplatten zwischenzeitlich wieder super Umsätze machen, und hipp sind ohne ende.
6 years ago
Zu Michael Gundelachs "Wertigkeit" der Präsentation füge ich noch die phantasievolle Bildidee hinzu. Wer originelle Bilder zu denken und zu machen weiß, wird sein Plätzchen halten können im Gegensatz zu dem, der im Strom der gängigen Modemotive trotz teurer Foto-Ausrüstung (und vielleicht Meistertitel) dann richtig untergeht. Was Originelles wird man immer gerne entdecken und würdigen.
[gone] User_184280
6 years ago
@shoshin
Fakt ist: In dem Moment in dem etwas massenweise verfügbar ist, sinkt nicht nur der monetäre Wert, es sinkt auch die emotionale Bedeutung.

Auch in den 80ern war Musik ständig verfügbar. Das Mixtape war zwar aufwändig, wenn man nicht nur die Schlager der Woche mitschnitt, aber die Lieder wurden ohne Zusatzkosten (außer GEZ) im Radio gespielt. Vinyl wird auch heute noch von Kennern gesammelt und goutiert, genauso wie heute noch analog fotografiert und auf Konzerte gegangen wird. In den 80ern gab es günstig Farbfilme und Entwicklung als Massenprodukt. Die Menge und Verfügbarkeit ist meines Erachtens nicht der entscheidende Punkt.

Auch der Meisterzwang, den es nicht mehr gibt, hätte eine Sache nicht verhindern können: leistungsfähige Computer mit mächtigen Apps für wenig Geld geben Werkzeuge, die ehemals Profis vorbehalten waren, in Laienhände. Dazu kommt das Internet und dann kann jeder Amateur auch noch direkt für die eigenen Zielgruppe veröffentlichen. Was früher Spezialisten gefiltert haben durch Bildagenturen, Verlage, Musiklabels, kommt jetzt eben ungebremst über soziale Kanäle, youtube, Soundcloud ... deshalb nehmen wir heutzutage den Schrott bis zum Erbrechen wahr, der früher in Schubläden schlummerte.

Wenn der private Endverbraucher zu ähnlichen Ergebnissen kommt wie der Experte früher, den man bezahlen musste, wird er für Profileistung nicht mehr so viel Geld in die Hand nehmen wollen. Und es gibt genügend Möglichkeiten, sich autodidaktisch mit sogar kostenlosen Tutorials zu verbessern. Aber Massengeschmack ist nun mal langweilig, wenn die eigenen Ansprüche höher sind. Nur will der Verbraucher denn wirklich Außergewöhnliches? Wäre er dafür bereit, mehr zu zahlen? Meines Erachtens ja, aber nicht in ausreichendem Maße.

Ich habe über ähnliche Themen schon gebloggt:
http://bloomoose.de/2016/01/15/die-amateurisierung-der-medienwelt/
http://bloomoose.de/2017/05/31/trickle-down/
6 years ago
https://www.youtube.com/watch?v=HfXr-C-zSx8

Das was mir wirklich Sorgen macht ist, das viele der Mädels hochwertige Bilder nicht einmal mehr dann wollen wenn sie die geschenkt bekommen. Wir hatten dazu ja kürzlich die Diskussion „Bildbearbeitung gefällt nicht“ So etwas ist keineswegs mehr ein Einzelfall sondern ehr ein Trend. Bilder werden offenbar immer weniger als Kunst, sondern als universelle Sprache wahrgenommen und wer sich beim Reden ganz besonders gewählt ausdrückt, läuft schnell Gefahr als Spießer wahrgenommen zu werden.

Seien wir doch mal ehrlich, ein Mädel das sich vor ihrem Freund sexy in Pose setzt wird immer besser rüber kommen als wenn ihr ein 20 Jahre älterer fremder Herr, der sie für 2 wie Stunden gebucht hat, erklärt wie sie sich hinzustellen hat. Das was wir für Kunst halten wird in der Regel schon wegen des großen Altersunterschieds zwischen Fotograf und Model polarisieren und wenn wir versuchen die Sprache der Jugend zu kopieren wird das wirken wie ein Konzertpianist der sich an einem Rap Song versucht. Für solche Fotos brauch niemand mehr wirklich einen Fotografen und das ist die Sackgasse in der aus meiner Sicht die Peoplefotografie, sowohl für Profis als auch Amateure geraten ist.
6 years ago
@Pam: Nur weil Musik im Radio lief, war sie nicht massenhaft verfügbar. Musik insgesamt konnte kostenlos gehört werden, ja. Aber ein Zugriff zu jeder Zeit an jedem Ort auf genau das was man gerade hören wollte, war beschränkt. Zum einen durch die Musik die man selbst besaß, zum anderen auf die Speicherkapazität der damaligen Medien.
Heute haben die Leute mehr Lieder auf dem eigenen Smartphone als sie in einem Jahr am Stück hören könnten.
Das ist ein gravierender Unterschied.


Für mich persönlich ist es so, daß der emotionale Wert, den ich persönlich meinen Fotos beimesse, enorm gestiegen ist, seit ich analog Fotografiere, seit es schwerer ist, zu den Ergebnissen zu kommen, die ich haben möchte.
Seit ich nicht nur viel sorgfältiger fotografieren muss, sondern auch entwickeln, vergrößern etc.
Aber das ist nur mein persönlich empfundener Wert und meine persönliche Zufriedenheit. Mir natürlich völlig ausreichend.
Aber zu denken, der Wert würde auch für andere steigen... das sehe ich nicht so und erlebe ich auch nicht so.
Ob analoger 30x40 Abzug oder digitaler A3 Print... Vielleicht wird es etwas länger betrachtet als die klassische digitale Datei. Aber die Aufmerksamkeitsspanne für solche Medien ist heutzutage nicht mehr sehr groß.
[gone] User_184280
6 years ago
@Lichtermeer
Warum sollte es dir Sorgen machen, wenn Mädels, die deine Töchter oder gar Enkelinnen sein könnten, einen anderen Geschmack haben? Du willst ihnen doch nichts verkaufen. Also mach dein Ding und überdenke ggf. die Altersstruktur deiner Fotografiepartner.

Calvin Hollywood ist ein genialer Geschäftsmann, zumindest ist er sehr erfolgreich. Das liegt daran, dass er nicht rumjammert, sondern Entwicklungen nüchtern bewertet und eine Antwort darauf findet. Sein neu erschienenes Buch (irgendwas mit Erfolg) soll übrigens sehr gut sein. All die abgehängten Fotografen, die glauben, mit einer One-Man-Show und bissi Porträt überleben zu können, sollen sich auf Youtube ausheulen, wenn es ihnen Erleichterung verschafft.

Wer seine Dienstleistung nicht mehr verkaufen kann, sucht sich eben andere Wege. Aber was soll uns das im Kontext von Hobbyfotografen denn sagen? Dass wir uns verbiegen sollen? Oder gar damit aufhören? Zeichnen und Malen ist auch sehr schön, aber genauso brotlos wie Fotografie. L´art pour l´art. Jetzt erst recht ;)

Und dann kann man mal dazwischen bei Watson oder Lindbergh vorbeischauen, die weiterhin das machen, was ihnen am meisten Spaß macht und zwar so wie sie es für richtig halten.
[gone] User_184280
6 years ago
Aber ein Zugriff zu jeder Zeit an jedem Ort auf genau das was man gerade hören wollte, war beschränkt.

Ich finde es großartig, dass es jetzt anders ist, geradezu paradiesisch! Ich nutze gerne die Möglichkeiten, überall Content zu finden, Tutorials, Stockbilder, Mockups für ein paar Cents etc. Früher musste ich mir teure Grafik- und Fotobücher kaufen, das mache ich heute nicht mehr (in dem Ausmaß).

Aber der von mir wahrgenommene Wert meiner Bilder, der Musik, die ich höre etc. wird nicht von dem Medium bestimmt, auf dem sie gespeichert sind. Ob jetzt mein Lieblingsbild von einem Sensor oder Negativ kommt oder in Acryl an der Wand hängt, macht für mich auch keinen Unterschied. Das liegt wohl auch daran, dass mir Technik ziemlich wurscht ist und das Hantieren mit Fotoapparaten oder Schallplattenspielern am Bobbers vorbeigeht. Mir geht es um die Emotionen, die ich beim Betrachten eines meiner Fotos habe.
6 years ago
####Lichtermeer: Das was mir wirklich Sorgen macht ist, das viele der Mädels hochwertige Bilder nicht einmal mehr dann wollen wenn sie die geschenkt bekommen.####
Mit hochwertig meinst du bestimmt, diese typische Studioumgebung mit grauem Karton und Studioblitz?
Dessen Wertigkeit besteht nur für den Fotografen, der das Studio incl. Equipment mit hohen Kosten unterhalten muss.
Dann bekommen diese "Mädels" die Bilder auch nicht geschenkt, nehme ich an, sondern sie müssen sich einige Stunden Zeit nehmen, Bildrechte mit dem Fotografen austurteln, und mehrere Stunden Garderobe planen und Anfahrt in Kauf nemen. Der Unterschied zu ihren mal schnell zwischendurch gemachten Handyselfies ist bei den von ihnen verwendeten Endgeräten (handyscreen) marginal, inzwischen entsprechen ihre Handyselfies sogar eher den Vorgaben ihrer Helden auf sozialen Medien. Und die notwendige Planung und Organisation verlangt diesen Mädels tatsächlich ab, genau bei Shooting in der Stimmung für Fotos zu sein. Genau das können sie aber oftmals nicht, sondern machen die selfies natürlich wenn sie gut drauf sind.
Als Fotograf hat man fast keine Chance, Amateur-Models mit Musik und Drogen beim geplanten Shooting in diese Stimmung zu bringen.
6 years ago
Für mich hat dieser Thread nicht viel mit dem Video zu tun. Hier in der MK geht es um Peoplefotografie. Dazu der im Videoerwähnte "Mehrwert". Wenn ein tolles Model einen Sinn darin sieht mit einem bestimmten Fotografen auf TFP-Basis zu shooten, so ist das in Ordnung. Umgekehrt genauso. Viele mögen es nicht glauben, aber es gibt starke Models die für TFP zu haben sind. Denn auch die besten Models brauchen gute Fotos für ihr Portfolio bzw. Sedcard. Originalzitat eines Models: "Um mich selbst gut darzustellen, brauche ich gute Fotos. Diese bekomme ich aber selten oder gar nicht von den üblichen PAY-Fotografen." Wie erwähnt, dass kommt nicht von mir, sondern von einem Model. Fazit: Wenn es gelingt ein tolles Model für ein TFP-Shooting zu gewinnen, und kein kommerzieller Gedanke dahinter steckt, dann habe ich was davon. Wenn ihr meine Sachen gefallen und sie daher mit mir shooten möchte, so sieht sie ebenfalls einen Sinn in einem gemeinsamen Shooting. Wir haben am Ende beide den genannten "Mehrwert". In dem Fall ist TFP absolut in OK.

Doch zum Video. Worüber regt sich der Kollege mit recht auf? Über arbeiten die auf TFP-Basis getätigt werden sollen, obwohl der Suchende am Ende damit Geld verdient. Es ist leider Fakt, für kreative Arbeit mag kaum oder wenig bezahlt werden. Man siehe nur MK-Jobausschreibungen. "Suche Hochzeitsfotografen auf TFP-Basis". Alter Finne, was hat ein Fotograf von den Hochzeitsfotos von irgendeinem Brautpaar? Auch schon gelesen: "Suche für Bandfotos einen TFP-Fotografen". Wieder die Frage: Was habe ich von den Bandfotos irgendeiner Hobbykapelle? Nix habe ich davon. Die haben für lulu Pressefotos und der Fotograf die Arbeit. Am Ende lacht die die Band noch kaputt über deren "Knipser".

Ich hatte vor kurzem ein Shooting indem mein Model schmuck präsentiert haben wollte. Sie bekam diesen von einem Goldschmied geschenkt. Dafür sollte sie diesen bitte mal in einem Foto zeigen. Es ging um einen Armreif. Ich wusste das sie ihn geschenkt bekam. Da wir uns gut kannten habe ich ihr diesen gefallen getan. Sie zeigte das Foto au Instagram. Dann kam die Nachricht des Goldschmieds. Er bat mich ihm eine schriftliche Erlaubnis zu schreiben, indem ich erklären soll, dass er das Foto für umsonst nutzen dürfte. Einen scheiß tat ich. Am Ende einigten wir uns auf € 50,- für dieses eine Foto. Weil er wollte es unbedingt nutzen. Jetzt darf er es.

Das Video kann man auf alles ummünzen was mit Kreativität zu tun hat. Es betrifft nicht nur Fotografen. Auch Designer, Grafiker, Musikbands. Letzteres weiß ich, weil ich seit 30 Jahren in einer Band aktiv bin. Unzählige Male kam eine Anfrage für einen Auftritt wo wir möglichst für umsonst oder zumindest für eine Gage spielen sollten. Wenn es gut würde, dann bekäme man beim nächsten Mal mehr. Auch gerne gehört: "Es gibt bestimmt Folgeauftritte." Sowas geht gar nicht. Kein Caterer, Vermieter einer Eventlocation o.a. würden sowas gefragt werden.

Irgendwie scheint es, dass Berufe die auch ein Hobby sein könnten, besonders gerne für solche Anfragen genutzt werden. Erlebe das immer wieder wenn es um Hochzeits- oder Bandshootings geht. Kommt man da mit bestimmten Preisen, so fällt dem Anfragenden gerne sowas ein wie: "Dann frage ich einen Bekannten. Der hat auch eine Kamera." Dann soll es der Bekannte machen. So werden am Ende aber auch seine Fotos aussehen. Bei Bands finde ich das immer besonders spaßig, weil gerade die regen sich selbst gerne über unverschämte Anfragen auf. Sind selbst aber um kein Stück besser. Es ist leider so, dass bei Vielen das können, das Know-How, das Equipment u.a. nicht zu schätzen wissen.

Solange es Leute gibt die sich auf unverschämte TFP-Anfragen einlassen, solange wird dieses Thema beschäftigen. Die zuletzt genannten Dinge, sind die Dinge über die sich der Kollege im Video aufregt. Völlig zurecht aufregt. Bin absolut bei ihm. Aber nicht bei "Lichermeer" und vielen Anderen die meinen, dass es keine TFP-Models gibt. Es gibt sie. Vielleicht nicht im Umfeld des jeweiligen Wohnortes eines Fotografen. Mag sein. Aber generell und bundesweit gesehen gibt es unzählige klasse Models denen die Fotos wichtig sind. Das ist das Pech wenn man in einer Kleinstadt weit ab vom Schuss wohnt. Da gibt es einfach weniger Models. Ein Fotograf aus Hamburg, Berlin, Leipzig oder sonst wo wird es da leichter haben. Jedenfalls kann ich die oft als Pauschal hingestellte Meinung, dass alle nur PAY shooten wollen, definitiv nicht stehen lassen. Mein Glück ist mein Beruf. Denn ich bin bundesweit unterwegs und habe ausschließlich positive Erfahrungen mit tollen Models auf TFP-Basis.

In diesem Sinne einen entspannten Sonntag.

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