Briten staunen über deutsches Bahn-Englisch 75

19.02.2010
Original von Henning Zachow *sexy Lowkey... :)*
[quote]Original von TomRohwer
...
Wäre "Handy" ein englisches Wort, müsste der Plural "Handies" heißen. So wie "Hobbies". Aber wenn es das Wort dort eigentlich gar nicht gibt...?
...

der duden sagt "handys", und das hat mich dann doch sehr erschrocken. der duden sagt übrigens auch "hobbys", ohne "hobbies" für ebenfalls gültig zu erklären *kopfschüttel*.[/quote]
Das ist nur ein Fall, der zeigt, daß die menschliche Sprache sich allzu pedantischen Regulierungen immer wieder erfolgreich entzieht. Was vermutlich ihre größte Stärke überhaupt ist...

Ich stieß neulich durch Zufall auf ein interessantes sprachliches Phänomen/Problem:

In Schiffahrt und Transportbranche gibt es die Bezeichnung "TEU". TEU ist dabei ein genormter sogenannter "20-Fuß-Container" - der Container ist 8' hoch, 8' breit und 20' lang. Alternativ gibt es auch 40-Fuß-Container, und 30-Fuß-Container. Die kleinste Container-Größe, der 20-Fuß-Container, dient nun als "Maßeinheit" für die Ladekapazität von Containerfrachtern, LKW, Zügen usw. usf.

Wofür aber nun steht die Abkürzung "TEU"?

Wikipedia behauptet: "Twenty Foot Equivalent Unit" - die "20 Fuß Äquivalent Einheit".

Foot? Hä? Die Mehrzahl von foot ist immer noch feet, und wenn es 20 Fuß sind, heißt es im englischen: 20 feet.

Anders als im Deutschen werden im Englischen nämlich Maßeinheiten in den Plural gesetzt - deshalb spricht der Amerikaner eben auch von "20 Dollars", und der Engländer von "20 Pounds". Wir Deutschen machen es - fast - nur im Singular, ausgenommen ist die Tonne - es heißt "100 Tonnen Kohle", und nicht "100 Tonne Kohle". Aber "100 Kilo", und nicht "100 Kilos". Wohingegen der Amerikaner, so er denn metrisch mißt, eiskalt "100 kgs" schreibt.

Wikipedia - das Eldorado des Halbwissens... ich fragte also einen Schiffscontainer-Experten - zufällig kenne ich einen. "Wie sagen es die Reeder und Spediteure, die Profis? Twenty feet, oder twenty foot?"

Antwort: "Mal so, mal so. Oder TEU. Oder tii-iii-juu."

Weitere Recherche. Das internationale "Büro für Maße und Gewichte" (BIPM) in Paris, wo u.a. der Platin-"Urmeter" aufbewahrt wird), legt fest: Maßeinheiten werden grundsätzlich nur im Singular verwendet.

Also ist die deutsche Tonne eigentlich auch nicht richtig.

Aber wer sind schon die Franzosen? Das "American National Standards Institute" (ANSI) sagt konträr zum BIPM: für die Verwendung von Maßeinheiten gelten die normalen Regeln der englischen Sprache - somit werden Maßeinheiten dekliniert und haben also auch einen Plural. Und der Container ist immerhin eine US-Erfindung...

[IMG]

Ich habe mir es mühsam angewöhnt, im Englischen "20 Dollars" zu sagen, oder "10 gallons", oder "two Hambugers" zu bestellen - so wie es sich in den USA nun mal gehört. Und auch den klassischen Fehler deutscher Touristen in der englischen Sprache schlechthin zu vermeiden:

"One Cola please!"

Bestellen wir hier etwa "Ich hätte gerne eins Cola?" Nein. Und es muß natürlich "a Cola" heißen, "eine Cola". Wobei Amerikaner das "a" dabei noch etwas mehr in die Länge ziehen als sowieso schon - "eeeiii Cola". Damit's nicht verschluckt oder überhört wird.

Wie gesagt: ich hab mir das mühsam auf diversen Reisen in englischsprachige Länder angewöhnt. Und jetzt rollen sich mir beim "twenty foot container" einfach die Fußnägel hoch...
19.02.2010
Original von TWENTYFOURSEVEN-MEDIA
[quote]Original von ..::MP::.. | Hourglass please
mein derzeitiger Liebing ist:

Make-up ArtistIN ....bis vor kurzem dachte ich noch, eine Artistin hat was mit Zirkus oder Varieté zu tun...


Die Schreibweise, z.B. für Berufsbezeichnungen mit angehängtem "In" (PolizistIn, FriseurIn) ist mit das erbärmlichste, was in der (geschriebenen) deutschen Sprache in den letzten 20-30 Jahren Einzug gehalten hat.[/quote]
Das "große Binnen-I" werde ich von dem Tag an verwenden, an dem ich zum ersten Mal auf der Demonstration aus dem "schwarzen Block" die Parole gebrüllt höre: "Haut die BullInnen platt wie StullInnen!"

Vorher nicht.
19.02.2010
Original von Henning Zachow *sexy Lowkey... :)*
[quote]Original von TomRohwer
...
Im Englischen können Substantive mühelos "verbisiert" und "adjektivisiert" werden, und Verben sustantiviert. Letzeres kennt die deutsche Sprache ja auch, ersteres eigentlich (im korrekten Sinne) nicht.
...

und da wehren sich die deutschtümler, wenn man mal eben aus dem englischen das "taggen" entlehnt, und erfinden solche undinge wie "verschlagworten"...[/quote]
"Verschlagworten" ist aber ein uraltes deutsches Wort. Eine ganz typische Beamtensprachen-Erfindung.
Original von TomRohwer
[quote]Original von TWENTYFOURSEVEN-MEDIA
[quote]Original von ..::MP::.. | Hourglass please
mein derzeitiger Liebing ist:

Make-up ArtistIN ....bis vor kurzem dachte ich noch, eine Artistin hat was mit Zirkus oder Varieté zu tun...


Die Schreibweise, z.B. für Berufsbezeichnungen mit angehängtem "In" (PolizistIn, FriseurIn) ist mit das erbärmlichste, was in der (geschriebenen) deutschen Sprache in den letzten 20-30 Jahren Einzug gehalten hat.[/quote]
Das "große Binnen-I" werde ich von dem Tag an verwenden, an dem ich zum ersten Mal auf der Demonstration aus dem "schwarzen Block" die Parole gebrüllt höre: "Haut die BullInnen platt wie StullInnen!"

Vorher nicht.[/quote]

Da möchte ich mich anschliessen. Diese affirmaticve action im Sinne von pc finde ich einfach unsäglich.
Ich wollte aber nochmal auf die bereits erwähnten Body-Bag zurückkommen. Die Pointe an der ganzen Geschichte ist nämlich, wie der Rucksack auf Englisch wirklich heisst - nämlich rucksack. Ein schönes deutsches Lehnwort der englischen Sprache.
19.02.2010
Original von TomRohwer
[quote]Original von Henning Zachow *sexy Lowkey... :)*
[quote]Original von TomRohwer
...
Im Englischen können Substantive mühelos "verbisiert" und "adjektivisiert" werden, und Verben sustantiviert. Letzeres kennt die deutsche Sprache ja auch, ersteres eigentlich (im korrekten Sinne) nicht.
...

und da wehren sich die deutschtümler, wenn man mal eben aus dem englischen das "taggen" entlehnt, und erfinden solche undinge wie "verschlagworten"...[/quote]
"Verschlagworten" ist aber ein uraltes deutsches Wort. Eine ganz typische Beamtensprachen-Erfindung.[/quote]
hm... mein duden (24. auflage, 2006) kennt "verschlagworten" aber nicht ;)

trotzdem will ich dich als telefon-joker, wenn ich mal bei "wer wird millionär" bin. deine ausführungen zum 20' equivalent unit haben mich darin bestärkt =)
The english of most marketing agencies is so or so under all pig
19.02.2010
Original von TomRohwer
[quote]Original von Henning Zachow *sexy Lowkey... :)*
[quote]Original von TomRohwer
...
Wäre "Handy" ein englisches Wort, müsste der Plural "Handies" heißen. So wie "Hobbies". Aber wenn es das Wort dort eigentlich gar nicht gibt...?
...

der duden sagt "handys", und das hat mich dann doch sehr erschrocken. der duden sagt übrigens auch "hobbys", ohne "hobbies" für ebenfalls gültig zu erklären *kopfschüttel*.[/quote]
Das ist nur ein Fall, der zeigt, daß die menschliche Sprache sich allzu pedantischen Regulierungen immer wieder erfolgreich entzieht. Was vermutlich ihre größte Stärke überhaupt ist.....[/quote]

Was hat das mit pedantischer Regulierung zu tun?
Wieso sollte Hobbies richtig sein???
Es mag im Englischen richtig sein, im Deutschen eben nicht.
Da brauch man nicht zu erschrecken, das ist eben die deutsche Sprachregel. Man mag erschrecken, das man das nicht weiß, sonst sicher nicht.
Andere kommen im Deutschen nicht zur Anwendung-da zieht auch das "alle machen es falsch, also wird es schon richtig sein"-Argument nicht.
Sonst wäre auch der Deppenapostroph richtig, analog zu "20 Millionen Fliegen können nicht irren, Scheiße schmeckt gut"
19.02.2010

[...]
Sonst wäre auch der Deppenapostroph richtig, analog zu "20 Millionen Fliegen können nicht irren, Scheiße schmeckt gut"


Somit wären wir wieder am Ausgangspunkt.
Menschen schaffen Sprache und deshalb darf man den Deppenapostroph leider auch straffrei benutzen.
Wir müssen uns doch häufig nach der Deppenmehrheit richten.
[gone] Hermann Klecker
20.02.2010
Original von Sylvio D. (gute Modelle sind ein Schatz)
Ein Reporter der BBC schildert mit britischem Humor, wie die Teutonen, aus welchen Gründen auch immer, ihre Sprache zu einem unsäglichen Brei aus Deutsch und Englisch vermischen.


Vermutlich wurden sie darauf aufmerksam durch eine Pressemitteilung der Bahn AG, genau das zu ändern und wieder Fahrkarte etc. zu sagen.

:-))
20.02.2010
einen aussagekräftigen deutschen begriff für "shooting" haben wir aber immer noch nicht, oder habe ich etwas überlesen?

sind doch einige fotografen hier, die das schon seit jahrzehnten machen. wie nannte man das denn in der guten alten zeit? damals als man noch richtiges deutsch sprach ;-)
20.02.2010
wir hatten mal so ne Feministin in einer Vorlesung - über 1000 Leute - fast alles Maschinenbaustudenten, Witschaftsingenieure, Brennstoffingenieurte - Frauenanteil... ca 10%? oder 15? etc und als der Prof. loslegte "Liebe Studenten..." fiel ihm die erste ins Wort "...ääääh... StudentINNen bitte auch"... da hätte ich schon k***** können... Die fragt in der Mensa sicher auch nach der Salzstreuerin.,..


Original von Pantee - Blende 08/15
[quote]Original von TomRohwer
[quote]Original von TWENTYFOURSEVEN-MEDIA
[quote]Original von ..::MP::.. | Hourglass please
mein derzeitiger Liebing ist:

Make-up ArtistIN ....bis vor kurzem dachte ich noch, eine Artistin hat was mit Zirkus oder Varieté zu tun...


Die Schreibweise, z.B. für Berufsbezeichnungen mit angehängtem "In" (PolizistIn, FriseurIn) ist mit das erbärmlichste, was in der (geschriebenen) deutschen Sprache in den letzten 20-30 Jahren Einzug gehalten hat.[/quote]
Das "große Binnen-I" werde ich von dem Tag an verwenden, an dem ich zum ersten Mal auf der Demonstration aus dem "schwarzen Block" die Parole gebrüllt höre: "Haut die BullInnen platt wie StullInnen!"

Vorher nicht.[/quote]

Da möchte ich mich anschliessen. Diese affirmaticve action im Sinne von pc finde ich einfach unsäglich.
Ich wollte aber nochmal auf die bereits erwähnten Body-Bag zurückkommen. Die Pointe an der ganzen Geschichte ist nämlich, wie der Rucksack auf Englisch wirklich heisst - nämlich rucksack. Ein schönes deutsches Lehnwort der englischen Sprache.[/quote]
20.02.2010
Ja, das mit dem SalzstreuerIn ist gar nicht so weit hergeholt.
Eine BeamtIN hatte darauf geklagt (ich weiß nicht mehr in welchem Bundesland), dass sie sich als solche bezeichnen darf. Es hieß nämlich immer: Der Beamte.
Das Gericht hatte damals die Klage abgewiesen mit der Begründung, es handele sich um eine geschlechtsneutrale Amtsbezeichnung, die weder eben weder männlich noch weiblich sei, deshalb könne es auch keine BeamtIN geben.
Das wäre also dasselbe, wie aus dem an sich geschlechtsneutralen Salzstreuer eine -In zu machen. Oder die Beamtin sitzt dann auf ihrer Stühlin an ihrer Tischin.

Da bin ich bei meiner Pressearbeit auch schon oft angegangen worden. Wenn ich über Vereinsvorstandswahlen berichtete und schrieb: "In das Amt des Schriftführers wurde Bärbel Murks gewählt". Das müsse heißen: "Schriftführerin", denn es sei ja eine Frau. Als ich dann sagte: Amt bleibt Amt, egal ob Männlein oder Weiblein gewählt wird ... ging die Diskussion los. Schade.

Da finde ich ja immer, die "Frauenrechtlerinnen" sollten sich lieber um wichtigere Sachen kümmern, wie gleicher Lohn für gleiche Arbeit, statt mit der Vergewaltigung der Sprache versuchen, darüber hinwegzutäuschen, dass es auf den wichtigen Gebieten nicht mehr so richtig vorwärts geht. Finde ich ...

Wie so oft geht das am Sinn vorbei, mit den vielen -Innen ... wie so viele "mit Gewalt" herbeigeführten Verdenglischungen ...
[gone] Hermann Klecker
20.02.2010
Marc, Du wolltest sicher "Gewaltin" sagen.
20.02.2010
Nein, weil ich auch nicht Beamtin sage :op

Wie die "Faulenzer-Rede" von Schröder. In der er die Männer diskriminierte!
Zu Beginn sagte er so was wie "Liebe Bürgerinnen und Bürger ..." später sagte er in seiner Rede: "... es gibt zu viele Faulenzer in unserem Land ..." Aha! Also gibt es nur faule Männer! Sonst hätte der Kanzler ja sagen müssen: "Faulenzerinnen und Faulenzer!" - ich fühle mich diskriminiert! ;o)
21.02.2010
Original von axel bueckert *verkaufe sony alpha300*
einen aussagekräftigen deutschen begriff für "shooting" haben wir aber immer noch nicht, oder habe ich etwas überlesen?

sind doch einige fotografen hier, die das schon seit jahrzehnten machen. wie nannte man das denn in der guten alten zeit? damals als man noch richtiges deutsch sprach ;-)



früher nannte man das eine aufnahme. man traf sich zu aufnahmen am soundsovielten um soundsoviel uhr.
in studios, die damals noch atelier hießen, wurde zur aufnahmesitzung geladen. auch wenn die dame lag.
outdoor hieß plenair und war ebenso einer fremden sprache kind. draußen gab es dann außenaufnahmen. on location hieß innenaufnahme.
motive wurden beim schnappschuß erlegt. ob sie danach noch zu gebrauchen waren ist nicht immer zweifelsfrei überliefert.

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Ich spreche deutsch, verstehe aber englisch.
74

Ich kann viele Sachen gar nicht mehr in deutsch bezeichnen.
17

Ich verstehe die Frage nicht, was ist deutsch?
14

Natürlich, ich bin doch soooo modern, das muss alles fetzig klingen, egal was es bedeutet.
7

Meine Muttersprache ist englisch, ich verstehe hier aber auch nur Bahnhof.
5

Ich plappere immer alles nach, Hauptsache nicht aus der Reihe tanzen.
3

 
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