Gibt es Grenzen in der Fotografie ... 188

Original von Ricardo Samuel Photography
[quote]Original von plain

Und wir beide sind eh keine guten Beispiele - Sozialwissenschaftler (wenn ich mich recht erinnere), sind eh latente Sensibelchen...^^


He, he, he, schon lange kein Sozialwissenschaftler (Ich hab' Geschichts- und Kunstdiplome an der Wand hängen) mehr. Und Sensibelchen auch nicht. Aber ich verstehe, was Du meinst. Aber die guten, aufrüttelnden Bilder wirken zumindest auf mich - auch Jahre, nachdem sie gemacht wurden.[/quote]

Eben: die guten, aufrüttelnden Bilder... Aber das sind halt die wenigsten - finde ich zumindest.
#161Report
[gone] Abgemeldet
29.06.2011
Zu fast jeder Art von Foto gibt es Menschen denen solche Bilder nicht passen - was bereits eine Grenzüberschreitung darstellten kann.
#162Report
Original von plain



Nun ja, da machst Du es Dir aber ziemlich leicht. Das klingt jetzt nicht unbedingt nach einem erbitterten Kämpfer für die Freiheit der Kunst und Berichterstattung, sondern eher danach, sich vor moralischen Fragen drücken zu wollen.




Du verstehst es langsam; "Moralische Fragen" sind mir vollkommen egal!
Was "Moral" ist, bestimme ich ganz nach egomanischer Manier alleine.
#163Report
Original von Satyr [GothicModels.net]
[quote]Original von plain



Nun ja, da machst Du es Dir aber ziemlich leicht. Das klingt jetzt nicht unbedingt nach einem erbitterten Kämpfer für die Freiheit der Kunst und Berichterstattung, sondern eher danach, sich vor moralischen Fragen drücken zu wollen.




Du verstehst es langsam; "Moralische Fragen" sind mir vollkommen egal!
Was "Moral" ist, bestimme ich ganz nach egomanischer Manier alleine.[/quote]

Genau das meinte ich mit 'sich vor moralischen Fragen drücken'. -.-
#164Report
Lol, was soll das mit "sich-drücken" zu tun haben?
Ich halte nichts von ekelhafter Moralheuchelei!
#165Report
Original von Satyr [GothicModels.net]
Lol, was soll das mit "sich-drücken" zu tun haben?
Ich halte nichts von ekelhafter Moralheuchelei!


Mein Gott, werde doch einfach mal erwachsen. -.-
Dieses 'ich bin der Böse und mich interessiert nicht, was die anderen denken' ist doch nun wirklich eine überkommene Einstellung aus dem letzten Jahrtausend.
Wogegen willst Du denn noch rebellieren? Es wurden doch bereits alle Grenzen übertreten?
Womit willst Du denn noch provozieren? Egal, welche Idee Du hast, da gibt es bereits 1000 Bilder zu. Das interessiert echt keine Sau mehr.
In den 50ern, in den 60ern und meinetwegen auch noch in den 70ern konnte man mit so einer Vorstellung noch was erreichen. Da gab es noch die großen Tabus und Verdrängungen, die merkwürdigen Moralvorstellungen, die Einschränkungen und Bizarrheiten. Die gibt es doch überhaupt nicht mehr. Tut mir leid, da kommst Du leider 30 Jahre zu spät.
Und das wird auch in der Schweiz nicht anders sein.

Provozieren kann man heute nur noch mit Verstössen gegen fundamentale Regeln - die aber ihren guten Grund haben. Weil sie die Würde des Menschen sichern.
Oder mit Ekel. Ekelbilder sind immer noch durchaus sensationell.
Aber ich wüsste nicht, wieso ich eins von beidem betreiben sollte. Das hat doch überhaupt keinen Sinn. Das bringt doch gar keine positive Veränderung mehr.
Als in den 50ern und 60ern provoziert wurde, da ging es bspw. um eine bizarre Sexualmoral. Oder um die Verdrängung des Dritten Reichs. Da hat Rebellion Sinn gemacht, weil sie zu einer freien Sexualität bzw. der Aufarbeitung der Geschichte geführt hat.
Sowas gibt es heute aber nicht mehr. Die Grenzen sind eingerissen - jetzt ist eher die Zeit der leisen Töne, der kleinen Veränderungen, des Neuaufbaus.

Aber bitte, rebelliere doch weiterhin einfach nur, um zu rebellieren. Völlig sinnfrei und reduziert auf eine möglichst beeindruckende Selbstdarstellung. Ich find's albern.
#166Report
29.06.2011
Original von plain
Es geht nicht darum, dass nicht über Grausamkeit - und über jede, die geschieht - berichtet werden soll.
Ich glaube nur nicht, dass die Fotos regelmäßig in der Absicht, die Welt zu informieren, geschossen und veröffentlicht werden.

Journalistische Fotos werden aus den verschiedensten Gründen gemacht. Einer der wichtigsten Gründe ist, daß Bildjournalisten mit ihrer Arbeit Geld verdienen wollen.

Kriegsfotos sind ein vergleichsweise schlechtes Geschäft. Mit jedem Promi-Paparrazi-Foto lässt sich mehr Geld verdienen, und jeder Agenturfotograf, der eine Homestory über einen Schlagersänger fotografiert, verdient damit mehr Geld als wenn er nach Libyen geht oder nach Afghanistan.

Davon abgesehen sind die Motivationen für Kriegsberichterstatter, warum sie ihren Job machen, äußerst vielfältig, individuell - und nicht festzementiert.

Ich glaube, das passiert regelmäßig eher aus dem Grund, weil solche Bilder spektakulär sind und die Auflage hochtreiben.

Das war zu Hochzeiten der Illustrierten sicher mal so, aber heute kann man damit kaum noch Auflagen hochtreiben. Geh mal an einen Zeitungskiosk und guck Dir an, wieviele Titelbilder von Zeitungen und Zeitschriften Kriegsfotos oder gar Kriegsgreuelfotos zeigen... Wenn Du drei unter 600 Titeln findest, wäre das schon sehr viel.
Da geht es in erster Linie nicht um Information, sondern um Verkaufszahlen.

Krieg ist ein in der Medienbranche anerkannter Auflagenkiller.

Und: der Informationsgehalt auf der Sachebene ist bei einem Bild eines gefolterten Soldaten genauso hoch, wie ein Satz, der ebendiesen Sachverhalt schildert.

Nein. Absolut nicht. Der Informationsgehalt eines Bildes ist in dem Fall millionenfach höher als der eines profanen Satzes.
Was beim Bild noch hinzukommen kann, sind emotionale Ebenen.

Einen gefolterten Menschen kann man überhaupt nicht rational erfassen, das geht nur emotional.
#167Report
Original von TomRohwer
[quote]Original von plain
Es geht nicht darum, dass nicht über Grausamkeit - und über jede, die geschieht - berichtet werden soll.
Ich glaube nur nicht, dass die Fotos regelmäßig in der Absicht, die Welt zu informieren, geschossen und veröffentlicht werden.

Journalistische Fotos werden aus den verschiedensten Gründen gemacht. Einer der wichtigsten Gründe ist, daß Bildjournalisten mit ihrer Arbeit Geld verdienen wollen.

Kriegsfotos sind ein vergleichsweise schlechtes Geschäft. ...[/quote]

Es geht nicht alleine um Kriegsbilder, sonden allgemein Bilder, auf denen explizite Grausamkeiten oder deren Folgen gezeigt werden. Und da finde ich Dir aber einen Haufen solcher Zeitungen.

[quote]Und: der Informationsgehalt auf der Sachebene ist bei einem Bild eines gefolterten Soldaten genauso hoch, wie ein Satz, der ebendiesen Sachverhalt schildert.

Nein. Absolut nicht. Der Informationsgehalt eines Bildes ist in dem Fall millionenfach höher als der eines profanen Satzes.
Was beim Bild noch hinzukommen kann, sind emotionale Ebenen.

Einen gefolterten Menschen kann man überhaupt nicht rational erfassen, das geht nur emotional.[/quote]

Bitte richtig lesen: der Informationsgehalt auf der Sachebene ist identisch: Soldat X wurde gefoltert.
Emotional mag ein Bild schneller packen. Aber mal abgesehen davon, dass man die Folgen von Folterungen überhaupt nicht fassen kann, wenn man nicht betroffen ist - egal ob man nun ein Bild oder einen Text zur hand hat -, fehlt im Bld natürlich der Zusammenhang der Situation. Diesen kann man über einen Text - soweit er gut geschrieben ist - nachliefern.

Aber wie dem auch sei: man kann ruhig solche Bilder machen, man sollte sich nur im Klaren darüber sein, dass sie ethisch problematisch sind/ sein können.
#168Report
29.06.2011
Ich lese immer Moral/Ethik...
Was soll das sein? Von Menschen, Institutionen etc., dem Zeitgeist ensprungene/gemachte Regeln.
Wer immer mir mit diesen Begriffen kommt, möge mir damit innerhalb einer Diskussion fern bleiben. Hier oute ich mich mal als im allgemeinen Begriff unmoralischen Menschen.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso sich "Satyr", eigentlich auch ich, fühle mich angesprochen ;-), drückt. Man kann sich nur vor etwas drücken, was für einen auch Existiert.

Meine persönliche Moral in jeder Lebenslage besteht in dem Grundsatz der Freiheit für jeden, so lange man nicht in das Territorium eines Anderen eindringt.

Unerheblich der Diskussion, ob Bilder mehr Aussagekraft als Text haben oder nicht, man etwas verändern möchte, ob mit irgendwelchen Bildern Geld verdient wird oder nicht, begründet sich genau hier meine Grenze.

Bei dokumentarischen Bildern die Persönlichkeitsrechte (Territorium)...
Ansonsten absolute Freiheit der Darstellung, wem hier was nicht passt oder scheiße findet, soll doch einfach wech klicken, aber nicht mit seiner Moral, Ethik oder Grenzen der Darstellung in der Fotografie kommen...

LG Mikesch
#169Report
[gone] Tante Emma
30.06.2011
Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...
Was soll das sein? Von Menschen, Institutionen etc., dem Zeitgeist ensprungene/gemachte Regeln.
Wer immer mir mit diesen Begriffen kommt, möge mir damit innerhalb einer Diskussion fern bleiben. Hier oute ich mich mal als im allgemeinen Begriff unmoralischen Menschen.


Willst du dich gegen die Erfindung deiner eigenen Rasse auflehnen? Vergiss' nicht, dass du ein Teil dieser Gesellschaft bist und es Regeln und Moral innerhalb dieser geben muss, um ein funktionierendes Miteinander überhaupt möglich zu machen. Du profotierst genau wie jeder anderer von den Systemen, also tu nicht so als wärst du davon völlig befreit.
Wenn es euch nicht passt, da schließe ich mich gerne deinem Argumentationsniveau an, dass eine Gesellschaft nunmal auf fundamentalen Moralvorstellungen aufbaut und diese kaum wegzudenken sind dann:
Wander doch in den Dschungel aus, wenn es dir nicht passt.
#170Report
Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...
Was soll das sein? Von Menschen, Institutionen etc., dem Zeitgeist ensprungene/gemachte Regeln.
Wer immer mir mit diesen Begriffen kommt, möge mir damit innerhalb einer Diskussion fern bleiben. Hier oute ich mich mal als im allgemeinen Begriff unmoralischen Menschen.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso sich "Satyr", eigentlich auch ich, fühle mich angesprochen ;-), drückt. Man kann sich nur vor etwas drücken, was für einen auch Existiert.

Meine persönliche Moral in jeder Lebenslage besteht in dem Grundsatz der Freiheit für jeden, so lange man nicht in das Territorium eines Anderen eindringt.

Unerheblich der Diskussion, ob Bilder mehr Aussagekraft als Text haben oder nicht, man etwas verändern möchte, ob mit irgendwelchen Bildern Geld verdient wird oder nicht, begründet sich genau hier meine Grenze.

Bei dokumentarischen Bildern die Persönlichkeitsrechte (Territorium)...
Ansonsten absolute Freiheit der Darstellung, wem hier was nicht passt oder scheiße findet, soll doch einfach wech klicken, aber nicht mit seiner Moral, Ethik oder Grenzen der Darstellung in der Fotografie kommen...

LG Mikesch


Ja, doof, dass Ihr nicht alleine auf der Welt seid...
Dann könntet Ihr tatsächlich alles so machen, wie Ihr es Euch ausdenkt. Ungünstigerweise seid Ihr es nicht. Und irgendwie müssen wir alle zusammenleben. Und damit das einigermassen gelingt, gibt es so etwas wie gemeinsam geteilte Regeln - etwas das die grundsätzlichen Rechte und Freiheiten aller schützen soll. Wenn jeder so machen würde, wie es ihm oder ihr gerade beliebt, dann würden zwangsläufig etliche unter die Räder kommen. Moderne Gesellschaften tendieren aber dazu, es möglichst allen recht zu machen. Das wurde jahrhundertelang blutig erkämpft. Damit sich eben nicht mehr nur die Stärksten und Frechsten durchsetzen. Aber dazu benötigt man gewisse Regeln. Und genau diese Regeln nennt man 'Ethik' (früher: Moral).
Die sind jetzt wirklich nicht mehr allzu umfangreich. Sie sollen bspw. die Würde des Menschen bewahren und ihn u.a. davor beschützen, in Situationen dargestellt zu werden, in die der einzelne nicht unbedingt in der Öffentlichkeit gezeigt werden will.
Als Fotograf sollte man eigentlich auf solche Interessen des Anderen achten. Und seine Arbeit kritisch überdenken. Ihr fotografiert ja keine Tische, Stühle oder Bäume, sondern im wesentlichen Menschen. Und die haben auch Rechte. Und die sollte man achten. Das nennt sich - um's zu wiederholen - Ethik.

In Wirklichkeit macht Ihr das auch (hoffe ich doch) - und Ihr seid auch in jedem Augenblick Nutznießer davon, dass sich andere eben auch in den allermeisten Fällen an diese Regeln halten.
#171Report
30.06.2011
Original von Tante Emma
[quote]Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...
Was soll das sein? Von Menschen, Institutionen etc., dem Zeitgeist ensprungene/gemachte Regeln.
Wer immer mir mit diesen Begriffen kommt, möge mir damit innerhalb einer Diskussion fern bleiben. Hier oute ich mich mal als im allgemeinen Begriff unmoralischen Menschen.


Willst du dich gegen die Erfindung deiner eigenen Rasse auflehnen? Vergiss' nicht, dass du ein Teil dieser Gesellschaft bist und es Regeln und Moral innerhalb dieser geben muss, um ein funktionierendes Miteinander überhaupt möglich zu machen. Du profotierst genau wie jeder anderer von den Systemen, also tu nicht so als wärst du davon völlig befreit.
Wenn es euch nicht passt, da schließe ich mich gerne deinem Argumentationsniveau an, dass eine Gesellschaft nunmal auf fundamentalen Moralvorstellungen aufbaut und diese kaum wegzudenken sind dann:
Wander doch in den Dschungel aus, wenn es dir nicht passt.[/quote]

Eine Gesellschaft ist nur dann überhaupt überlebensfähig, wenn sie VIELFÄLTIG ist. Das was du hier forderst führt zur Monokultur. Und ausnahmslos jede Monokultur ist bisher untergegangen ...

Ich bin für die Freiheit des Einzelnen. Für die Freiheit der Meinung und des Bildes - solange man damit nicht der abgebildeten Person Schaden zufügt. Dasselbe gilt für Flora und Fauna. Ob sich von solchen Bildern ein paar Moralapostel angepisst fühlen ist mir dagegen Wurst.

Viele Grüße,
Frank
#172Report
30.06.2011
Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...

Bei dokumentarischen Bildern die Persönlichkeitsrechte (Territorium)...
Ansonsten absolute Freiheit der Darstellung, wem hier was nicht passt oder scheiße findet, soll doch einfach wech klicken, aber nicht mit seiner Moral, Ethik oder Grenzen der Darstellung in der Fotografie kommen...


Das heisst, Du würdest ablichten, wie ein Erwachsener ein Kind missbraucht
oder eine Reportage drehen über einen Mord, der in Auftrag gegeben ist -
und somit nur für eine Fotostrecke jemand umbringen lassen, wenn das in dein
künstlerisches Konzept passt?

Ich lese Freiheit bei Dir - und Du meist "Meine Freiheit"
Die Freiheit der Anderen kümmert am Arsch vorbei nicht?

Mehr als: Ich nehme es mal zur Kenntnis kann ich nicht schreiben.

Denke mal nach über:
Rücksicht - Nachsicht - Hilfe - Kommunikation - Liebe - Freundschaft -

Heiner
#173Report
30.06.2011
Original von plain
[quote]Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...
Was soll das sein? Von Menschen, Institutionen etc., dem Zeitgeist ensprungene/gemachte Regeln.
Wer immer mir mit diesen Begriffen kommt, möge mir damit innerhalb einer Diskussion fern bleiben. Hier oute ich mich mal als im allgemeinen Begriff unmoralischen Menschen.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso sich "Satyr", eigentlich auch ich, fühle mich angesprochen ;-), drückt. Man kann sich nur vor etwas drücken, was für einen auch Existiert.

Meine persönliche Moral in jeder Lebenslage besteht in dem Grundsatz der Freiheit für jeden, so lange man nicht in das Territorium eines Anderen eindringt.

Unerheblich der Diskussion, ob Bilder mehr Aussagekraft als Text haben oder nicht, man etwas verändern möchte, ob mit irgendwelchen Bildern Geld verdient wird oder nicht, begründet sich genau hier meine Grenze.

Bei dokumentarischen Bildern die Persönlichkeitsrechte (Territorium)...
Ansonsten absolute Freiheit der Darstellung, wem hier was nicht passt oder scheiße findet, soll doch einfach wech klicken, aber nicht mit seiner Moral, Ethik oder Grenzen der Darstellung in der Fotografie kommen...

LG Mikesch


Ja, doof, dass Ihr nicht alleine auf der Welt seid...
Dann könntet Ihr tatsächlich alles so machen, wie Ihr es Euch ausdenkt. Ungünstigerweise seid Ihr es nicht. Und irgendwie müssen wir alle zusammenleben. Und damit das einigermassen gelingt, gibt es so etwas wie gemeinsam geteilte Regeln - etwas das die grundsätzlichen Rechte und Freiheiten aller schützen soll. Wenn jeder so machen würde, wie es ihm oder ihr gerade beliebt, dann würden zwangsläufig etliche unter die Räder kommen. Moderne Gesellschaften tendieren aber dazu, es möglichst allen recht zu machen. Das wurde jahrhundertelang blutig erkämpft. Damit sich eben nicht mehr nur die Stärksten und Frechsten durchsetzen. Aber dazu benötigt man gewisse Regeln. Und genau diese Regeln nennt man 'Ethik' (früher: Moral).
Die sind jetzt wirklich nicht mehr allzu umfangreich. Sie sollen bspw. die Würde des Menschen bewahren und ihn u.a. davor beschützen, in Situationen dargestellt zu werden, in die der einzelne nicht unbedingt in der Öffentlichkeit gezeigt werden will.
Als Fotograf sollte man eigentlich auf solche Interessen des Anderen achten. Und seine Arbeit kritisch überdenken. Ihr fotografiert ja keine Tische, Stühle oder Bäume, sondern im wesentlichen Menschen. Und die haben auch Rechte. Und die sollte man achten. Das nennt sich - um's zu wiederholen - Ethik.

In Wirklichkeit macht Ihr das auch (hoffe ich doch) - und Ihr seid auch in jedem Augenblick Nutznießer davon, dass sich andere eben auch in den allermeisten Fällen an diese Regeln halten.[/quote]

Gut. Was ist mit Menschen die exhibitionistisch sind und sich gern nackt oder sogar beim Sex vor der Kamera zeigen?

Was ist mit Masochisten, die gern vor der Kamera stehen und ihre Phantasien ausleben?

Was ist mit Menschen die für "normale" entweder zu doof sind oder auch keinen BOCK darauf haben und sich lieber prostituieren oder freizügige Bilder schießen lassen?

Wenn du diese mit in deine Freiheit einschließt, dann schließe ich mich deiner Meinung an :-)

Viele Grüße,
Frank
#174Report
30.06.2011
Original von Polarlicht
[quote]Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...

Bei dokumentarischen Bildern die Persönlichkeitsrechte (Territorium)...
Ansonsten absolute Freiheit der Darstellung, wem hier was nicht passt oder scheiße findet, soll doch einfach wech klicken, aber nicht mit seiner Moral, Ethik oder Grenzen der Darstellung in der Fotografie kommen...


Das heisst, Du würdest ablichten, wie ein Erwachsener ein Kind missbraucht
oder eine Reportage drehen über einen Mord, der in Auftrag gegeben ist -
und somit nur für eine Fotostrecke jemand umbringen lassen, wenn das in dein
künstlerisches Konzept passt?

Ich lese Freiheit bei Dir - und Du meist "Meine Freiheit"
Die Freiheit der Anderen kümmert am Arsch vorbei nicht?

Mehr als: Ich nehme es mal zur Kenntnis kann ich nicht schreiben.

Denke mal nach über:
Rücksicht - Nachsicht - Hilfe - Kommunikation - Liebe - Freundschaft -

Heiner[/quote]

Du verfälscht seine Aussage!
Er schrieb nämlich auch:
Original von .::DigiMIK::.
Meine persönliche Moral in jeder Lebenslage besteht in dem Grundsatz der Freiheit für jeden, so lange man nicht in das Territorium eines Anderen eindringt.


Und genau das würde bei den von dir beschriebenen Beispielen ja der Fall sein!
#175Report
Original von Frank Becker
[quote]Original von plain
[quote]Original von .::DigiMIK::.
Ich lese immer Moral/Ethik...
Was soll das sein? Von Menschen, Institutionen etc., dem Zeitgeist ensprungene/gemachte Regeln.
Wer immer mir mit diesen Begriffen kommt, möge mir damit innerhalb einer Diskussion fern bleiben. Hier oute ich mich mal als im allgemeinen Begriff unmoralischen Menschen.

Ich kann auch nicht nachvollziehen, wieso sich "Satyr", eigentlich auch ich, fühle mich angesprochen ;-), drückt. Man kann sich nur vor etwas drücken, was für einen auch Existiert.

Meine persönliche Moral in jeder Lebenslage besteht in dem Grundsatz der Freiheit für jeden, so lange man nicht in das Territorium eines Anderen eindringt.

Unerheblich der Diskussion, ob Bilder mehr Aussagekraft als Text haben oder nicht, man etwas verändern möchte, ob mit irgendwelchen Bildern Geld verdient wird oder nicht, begründet sich genau hier meine Grenze.

Bei dokumentarischen Bildern die Persönlichkeitsrechte (Territorium)...
Ansonsten absolute Freiheit der Darstellung, wem hier was nicht passt oder scheiße findet, soll doch einfach wech klicken, aber nicht mit seiner Moral, Ethik oder Grenzen der Darstellung in der Fotografie kommen...

LG Mikesch


Ja, doof, dass Ihr nicht alleine auf der Welt seid...
Dann könntet Ihr tatsächlich alles so machen, wie Ihr es Euch ausdenkt. Ungünstigerweise seid Ihr es nicht. Und irgendwie müssen wir alle zusammenleben. Und damit das einigermassen gelingt, gibt es so etwas wie gemeinsam geteilte Regeln - etwas das die grundsätzlichen Rechte und Freiheiten aller schützen soll. Wenn jeder so machen würde, wie es ihm oder ihr gerade beliebt, dann würden zwangsläufig etliche unter die Räder kommen. Moderne Gesellschaften tendieren aber dazu, es möglichst allen recht zu machen. Das wurde jahrhundertelang blutig erkämpft. Damit sich eben nicht mehr nur die Stärksten und Frechsten durchsetzen. Aber dazu benötigt man gewisse Regeln. Und genau diese Regeln nennt man 'Ethik' (früher: Moral).
Die sind jetzt wirklich nicht mehr allzu umfangreich. Sie sollen bspw. die Würde des Menschen bewahren und ihn u.a. davor beschützen, in Situationen dargestellt zu werden, in die der einzelne nicht unbedingt in der Öffentlichkeit gezeigt werden will.
Als Fotograf sollte man eigentlich auf solche Interessen des Anderen achten. Und seine Arbeit kritisch überdenken. Ihr fotografiert ja keine Tische, Stühle oder Bäume, sondern im wesentlichen Menschen. Und die haben auch Rechte. Und die sollte man achten. Das nennt sich - um's zu wiederholen - Ethik.

In Wirklichkeit macht Ihr das auch (hoffe ich doch) - und Ihr seid auch in jedem Augenblick Nutznießer davon, dass sich andere eben auch in den allermeisten Fällen an diese Regeln halten.[/quote]

Gut. Was ist mit Menschen die exhibitionistisch sind und sich gern nackt oder sogar beim Sex vor der Kamera zeigen?

Was ist mit Masochisten, die gern vor der Kamera stehen und ihre Phantasien ausleben?

Was ist mit Menschen die für "normale" entweder zu doof sind oder auch keinen BOCK darauf haben und sich lieber prostituieren oder freizügige Bilder schießen lassen?

Wenn du diese mit in deine Freiheit einschließt, dann schließe ich mich deiner Meinung an :-)

Viele Grüße,
Frank[/quote]

Exihibitionisten nicht (und zwar echte, die anderen ihre Nackheit aufzwingen), den Rest schon.
#176Report
30.06.2011
Original von plain
Exihibitionisten nicht (und zwar echte, die anderen ihre Nackheit aufzwingen), den Rest schon.


Ich habe das ausschließlich im Zusammenhang mit Fotos gemeint :-) Also OK. Dann liegen wir ja gar nicht so weit auseinander ;-)

Viele Grüße,
Frank
#177Report
Original von Frank Becker
[quote]Original von plain
Exihibitionisten nicht (und zwar echte, die anderen ihre Nackheit aufzwingen), den Rest schon.


Ich habe das ausschließlich im Zusammenhang mit Fotos gemeint :-) Also OK. Dann liegen wir ja gar nicht so weit auseinander ;-)

Viele Grüße,
Frank[/quote]

Sind wir auch vermutlich nicht. Gegen die meisten Bilder habe ich ja überhaupt nichts.
Irgendwelche Fetisch- oder Fick-Bilder sind doch völlig ok.
Und selbst diese 'Heroin Kids'-Serie finde ich cool, obwohl die nun wirklich eklig ist. Aber mir gefällt die Idee dahinter.
Und das ist genau der Punkt: die Idee dahinter.

Ich mag halt keine Bilder, in den Menschen entwürdigend dargestellt werden - es sei denn, damit soll eine legitime Botschaft vermittelt werden.
Aber ich brauche bspw. keine Bilder davon, wie ein Behinderter, der nicht richtig laufen kann, die Treppe runterstürzt.
Und genau da sehe ich - um mal auf's Thema zurück zu kommen - die Grenzen der Fotografie. Menschen sollen nicht entwürdigt werden. Wer das macht, verhält sich unmoralisch.

Aber letztlich denke ich auch, dass dieses Geschimpfe auf die vermeintlichen 'Moralapostel' nur ein Reflex darauf ist, dass wir an eine bestimmte, unangenehme Wahrheit erinnern: dass das Leben eben doch meist viel komplizierter ist, als man sich das rein egoistisch wünscht, und dass man eben auch Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss. Und als Fotograf/ Bearbeiter in besonderer Weise, weil wir andere Menschen darstellen - und dabei auf eben diese Rücksicht nehmen sollten/ müssen.
#178Report
30.06.2011
Original von plain
[quote]Original von TomRohwer
[quote]Original von plain
Es geht nicht darum, dass nicht über Grausamkeit - und über jede, die geschieht - berichtet werden soll.
Ich glaube nur nicht, dass die Fotos regelmäßig in der Absicht, die Welt zu informieren, geschossen und veröffentlicht werden.

Journalistische Fotos werden aus den verschiedensten Gründen gemacht. Einer der wichtigsten Gründe ist, daß Bildjournalisten mit ihrer Arbeit Geld verdienen wollen.

Kriegsfotos sind ein vergleichsweise schlechtes Geschäft. ...[/quote]

Es geht nicht alleine um Kriegsbilder, sonden allgemein Bilder, auf denen explizite Grausamkeiten oder deren Folgen gezeigt werden. Und da finde ich Dir aber einen Haufen solcher Zeitungen.[/quote]
Beispiele?

Ich finde nur des öfteren Redaktionen, die ihren Lesern oder Zuschauern mitteilen, daß man bestimmte Bilder nicht zeige/sende, weil man das den Lesern/Zuschauern nicht zumuten wolle bzw. zumuten könne.

Deutsche Medien sind da übrigens im internationalen Vergleich alle sehr zurückhaltend. Wer wissen möchte, was an TV-Nachrichtenfilm-Material aus Kriegsgebieten, Katastrophengebieten oder aus dem Bereich Kriminalität auf dem Markt ist, der sollte nur mal zwei Wochen lang BBC World News gucken. Da laufen Bilder, die im deutschen Fernsehen nie laufen würden - und vermitteln einen Eindruck vom Geschehen, der viel aussagekräftiger ist als das, was hierzulande läuft.

Bilder (stehende oder bewegte) aus dem Bereich Kriminalität sind im übrigen wesentlich seltener als aus den Bereichen Krieg und Katastrophen, weil verständlicherweise nur selten während Straftaten gefilmt wird.

Aufnahmen von Schulhofschlägereien werden von Handy zu Handy getauscht - ihren Weg in die Medien finden sie nur extrem selten. Aufnahmen von "U-Bahnhof-Überfällen" werden von Polizei bzw. Staatsanwaltschaften in Umlauf gebracht, und dienen meist auch zur Fahndung.

[quote]Und: der Informationsgehalt auf der Sachebene ist bei einem Bild eines gefolterten Soldaten genauso hoch, wie ein Satz, der ebendiesen Sachverhalt schildert.

Nein. Absolut nicht. Der Informationsgehalt eines Bildes ist in dem Fall millionenfach höher als der eines profanen Satzes.
Was beim Bild noch hinzukommen kann, sind emotionale Ebenen.

Einen gefolterten Menschen kann man überhaupt nicht rational erfassen, das geht nur emotional.[/quote]

Bitte richtig lesen: der Informationsgehalt auf der Sachebene ist identisch: Soldat X wurde gefoltert.[/quote]
Und genau das ist ein Irrtum. Der Informationsgehalt auf der Sachebene ist nicht identisch.

"Wurde gefoltert" gibt nicht wieder, was Folter ist. Überhaupt nicht.

Was Folter ist, kann man nur begreifen, wenn man ihre Folgen sieht. (Und hört.)

Dazu fällt mir ein Erlebnis aus meiner Jugend ein. So ab etwa 9 bis etwa 14 war mein Fernsehalltag genau wie der meine Altersgenossen voll mit Schlägereien und Schießerein.

In allen möglichen Fernsehsendungen, Western, Krimis etc., prügelten sich Menschen. Auf's heftigste. In Wahrheit hätte niemand solche Schlägereien überleben können. Ähnlich mit Schießereien auf dem Bildschirm oder der Kinoleinwand. Da wurde jemand mit der Maschinenpistole durchlöchert, aber es gab weder Einschußlöcher noch zerfetzte Körper noch floss Blut.

Eines Tages (muß um 1972 gewesen sein) sah ich einen Film des Filmemachers Klaus Lemke über Rocker. Darin eine Szene mit einer Schlägerei. Ein junger Mann bekam von einem Rocker einen Schlag ins Gesicht.

Und es floß Blut. Blutende Nase, geplatzte Lippe. Ganz realistisch also.

Und ich war völlig schockiert. Zum ersten Mal wurde mir überhaupt bewusst, was eine Schlägerei wirklich ist. Wie körperliche Gewalt tatsächlich wirkt.

Kurz darauf sah ich Bernhards Wickis genialen Antikriegsfilm "Die Brücke". Dort gibt es eine Szene, wie einer der "Schülersoldaten" einen seiner Kameraden erschießt, weil der nicht kämpfen will. Ein Schuß aus dem Karabiner 98k, durch den Oberkörper. Sehr realistisch gemacht, auch damals konnte man das schon, wenn man wollte. Ein riesiges Ausschussloch hinten auf dem Rücken in der Uniformjacke.

Ja. Genau so sieht das aus. Und zum ersten Mal wurde mir klar, daß "Menschen erschießen" etwas völlig anderes ist als "Peng! Peng! Und einer fällt um".*

Emotional mag ein Bild schneller packen. Aber mal abgesehen davon, dass man die Folgen von Folterungen überhaupt nicht fassen kann, wenn man nicht betroffen ist

Man kann es versuchen. Man sollte es versuchen. Man muß es versuchen.

- egal ob man nun ein Bild oder einen Text zur hand hat -, fehlt im Bld natürlich der Zusammenhang der Situation. Diesen kann man über einen Text - soweit er gut geschrieben ist - nachliefern.

Die allerwenigsten journalistischen Bilder funktionieren ohne einen Kontext. Zum Glück kommen aber auch fast alle journalistischen Bilder mit einem Kontext.

Eine Ausnahme davon sind übrigens die nur spärlich betexteten "Fotostrecken", die heute im Internet auf stern.de, spiegel.de, focus.de usw. so beliebt sind.

Aber wie dem auch sei: man kann ruhig solche Bilder machen, man sollte sich nur im Klaren darüber sein, dass sie ethisch problematisch sind/ sein können.

Die Folter ist "ethisch problematisch". (Und mehr als das.)

Ein Foto davon ist niemals ethisch problematisch.

____________________________________________________

*) 20 Jahre später machte ich dann die Erfahrung, daß Krieg völlig anders ist als in dramatischen Hollywood-Filmen dargestellt, wo alle aufgeregt durcheinanderschreien und hektisch rumballern, und alles ein einziger großer "Krawumm" ist...

Krieg ist, wenn es plötzlich "Bapp-bapp-bapp" macht, und einer ganz in der Nähe von Dir fällt plötzlich um, und auf der Straße bildet sich eine rasant größer werdende Blutlache, und wenn du dann genauer hinguckst - was du nicht tust, weil du versuchst zu erkennen woher das bapp-bapp-bapp gekommen ist und ansonsten Deckung suchst - wenn du dann genauer hinguckst, dann siehst du, daß der kein Loch im Bauch hat, sondern daß der überhaupt keinen Bauch mehr hat. Die Wirkung moderner Infanteriemunition ist einigermaßen verheerend...
#179Report
30.06.2011
Danke an Frank, dass er wenigstens meinen Satz gelesen und noch einmal zitiert hat, scheinbar scheint das mit dem Lesen und verstehen so eine Sache zu sein ;-)

"Meine persönliche Moral in jeder Lebenslage besteht in dem Grundsatz der Freiheit für jeden, so lange man nicht in das Territorium eines Anderen eindringt."

Würde sich jeder daran halten, gäbe es weder Totschlag, Kriege, Raub, Vergewaltigungen und all die anderen vielen Häßlichkeiten auf der Welt. Auch ist die Frage damit beantwortet, was z.B. in der Fotografie für mich erlaubt ist und was nicht.
Dazu bedarf es keiner weiteren moralischen, ethischen Regeln oder erhobene Zeigefinger selbsternannter Moralapostel.
#180Report

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