Peoplefotografie lohnt sich das noch für Neueinstieg? 100

7 years ago
Eigentlich klingen die Anreize für eine Beschäftigung mit der Peoplefotografie recht verlockend. Arbeiten mit hoch entwickelter Technik und hochkomplexer Bildbearbeitungssoftware. Künstlerisches workout beim Entwickeln von Bildkompositionen, beim Dekorieren. Posen, der Bildbearbeitung und dem richtigen Blickwinkel. Dazu kommt auch der Ausbau sozialer Kontakte und die Motivation schöne Orte zu besuchen statt vorm Fernseher zu sitzen.

Die Ernüchterung für den Neueinsteiger folgt dann allerdings, wenn er sein neu erstandenes teures Equipment das erste mal ausprobieren möchte und er beginnt nach einem geeigneten Model zu suchen. Anfragen auf TFP Ausschreibungen und viele seiner nett formulierten PN Anfragen bleiben schlichtweg unbeantwortet oder die Absage kommt zwei Monate später. Willkommen in der Realität der Peoplefotografie! (?)

Nun beginnen die Selbstzweifel und die Ursachenforschung. Man beginnt sich umzuhören und schaut sich andere Fotografen Sedcards einmal genauer an. Das Bild das sich dabei bietet ist dann durchaus ernüchternd. Die Profis überbieten sich gegenseitig die Vorzüge ihrer hochgerüsteten Studios anzupreisen. Sie dürften sich mittlerweile untereinander die Schlacht um die TFP Models liefern, da ein Profi natürlich schon aus Marketinggründen Bewegung und interessante Fotos auf seiner Werbeplattform benötigt und am Monatsende etwas verdient haben muss.

Konkurrenz bekommen die Profis dabei durch erfahrene Hobbyfotografen die aber bereits bereit sind für ihre Shootings zu zahlen und dabei ihre durchaus beachtlichen Fotos auch an Pay Models verschenken, so dass diese Kundengruppe bereits keinen Grund mehr hat ein professionelles Fotostudio zu besuchen um gute Fotos für die Eigenwerbung zu bekommen.

Die erfahrenen Hobbyfotografen denen es um die Umsetzung von Projekt Ideen geht bekommen nun ebenfalls Konkurrenz um Pay Models, nämlich durch Shooting Süchtige die bereit sind irrationale Preise zur Befriedigung ihrer Sucht zu zahlen und eben den Neueinsteigern, die zähneknirschend mit bieten um überhaupt einmal ein Model vor ihre Kamera zu bekommen. In einem anderen Thread hatte sich bereits ein Fotograf gemeldet der nicht einmal mehr Pay Models bekommt.
Die nächste Evolutionsstufe in der Peoplefotografie ist unter diesen Bedingungen bereits absehbar, die Shooting Preise werden weiter steigen
Dabei sind Pay Shootings für Neueinsteiger die etwas lernen und sich weiter entwickeln wollen die denkbar schlechteste Alternative, denn Pay Models rechnen nach Stunden ab und da sollte man vor dem Shooting bereits wissen was man will und hat schlichtweg keine Zeit zum Probieren. Am Ende steht dann für den Neueinsteiger nicht etwa das Erfolgserlebnis sondern bestenfalls die frustrierende Erkenntnis das die eigene Arbeiten mit den Galerien der erfahrenen Fotografen nicht konkurrieren kann. Erfolgserlebnisse sind aber genau das was man für ein Hobby als Antrieb braucht.

Ist die Peoplefotografie also ehr ein Frustgenerator mit jeder Menge Verlierern die sich untereinander einen gnadenlosen Konkurrenzkampf liefern und einem großen Gewinner, der Fotoindustrie die uns das teure Fotoequipment verkauft?

Was sind eure Beweggründe diese Art Fotografie zu betreiben und würdet ihr einem guten Freund zu diesem Hobby zuraten?
#2
[gone] User_184280
7 years ago
In meinem Bekanntenkreis (vor allem beim Fotostammtisch) sind viele Hobbyfotografen zu finden, die eben diese Art von People-Fotografie auf teilweise hohem Niveau sowohl in der Natur, in Parks oder im eigenen kleinen Home Studio betreiben, mit Begeisterung von allen Seiten.

Gerade die Jungs und Mädels, die kein Interesse an Aktfotografie haben, finden hier motivierte Partner, die aus Leidenschaft am Hobby, das Du so schön in Deiner Eingangsfragestellung beschrieben hast, zusammenkommen. Es ist nach wie vor überhaupt kein Problem, gutaussehende Menschen kostenlos vor die Kamera zu holen, die sich dann richtig ins Zeug legen, sich toll stylen und versuchen, ansprechend zu posen.

"Problematisch" bzw. etwas schwieriger ist natürlich der Bereich "künstlerischer Akt". Hier sind Pay-Modelle ein Segen, denn sie rechnen auch in Zukunft damit, dass im Internet einschlägige Bilder von ihnen zu finden sind. Eine Jura-Studentin, die heute Spaß an einem Aktshoot hat, ist in ein paar Jahren evtl. Rechtsanwältin und bereut die Veröffentlichung und zieht die Rechte (zu Recht) wieder zurück.
7 years ago
Wer Menschen mag, sich gern um andere kümmert und
von ihnen nicht pauschal abgewiesen wird,
der hat schon mal gute Voraussetzungen.

Wer andere Menschen motivieren und begeistern kann
und es schafft, dass Menschen in seiner Umgebung gut
drauf sind und ihn mögen, hat noch bessere Voraussetzungen.

Ein guter Weg ist bestimmt, wenn sich alles nach und nach entwickelt.
Ein schüchterner Quereinsteiger, der (s)ein grandioses technisches Wissen
und (s)eine kreative, künstlerische Ader langjährig in einem einsamen Keller
neben dem UNIX-Programmierer-Freak im Nachbarraum entwickelt hat,
sollte sich nicht Hals über Kopf in die Menschenwelt stürzen.

Junge Menschen, die mit 11 Jahren oder noch früher anfangen, wie verrückt
mit den kleinsten Handykameras Bilder von sich selbst und ihren Freunden
zu machen und dabei großen Spaß haben und immer öfter
von diesen Freunden gebeten werden:
"Hey mach Du, Deine Bilder sehen immer sooooooooooo geil aus !"
sind vielleicht auf dem richtigen Weg.

Jeder darf das machen, was er mag. Versuchen sollte es jeder.

Ich persönlich mag Menschen und bin glücklich, wenn ich sie glücklich sehe.
Ob das im normalen Leben oder vor meiner Kamera passiert, ist mir dabei egal.
7 years ago
Bin kein Profi, aber frustrieren tut mich hier nix. Bevor ein Model auf meine PN erst nach zwei Monaten antworten kann, hab´ die Nachricht längst gelöscht, im Normalfall aber entsteht eine freundliche (und schnelle) Kommunikation. Außerdem habe ich hier bislang nicht nur Models, sondern meist total nette Menschen kennengelernt.

"...würdet ihr einem guten Freund zu diesem Hobby zuraten?"

Jup.
7 years ago
Nun geht das ganze unter anderem Titel wieder los...

Bin selber Hobbyknipser ohne Studio und nur kleinem Budget, aber bin hier voll zufrieden. Wenn man freundlich kommuniziert, ist alles einfach auch ohne hochgeistige Texte.
7 years ago
@Fotocowboy hast ja richtig sympathische Ansichten.
[gone] schallkoerper fotografie
7 years ago
die ersten drei Absätze finde ich gut und nachvollziehbar....dann kommen Deine Schlussfolgerungen....und öhöm nö...ich bezahle nicht eins meiner Modelle und kriege irgendwie doch regelmässig was vor die Linse...hm...streich mal die Vorstellung weg, es geht darum wer am meisten zahlt, dann kommst Du der Problemlösung näher...

und so nebenbei....ich habe zum rausfinden was ich will und üben und Material zusammenkriegen im Aktbereich auch mal Modelle engagiert. das war alles ziemlich entspannt, die Frauen waren alle sympathisch, zuverlässig und am Ende ist rausgekommen was ich wollte. ich konnte irgendwann schlicht sagen: ab jetzt nur noch TFP. und so ist es geblieben.

gibt es keine Freunde, Nachbarn etc. ?! ist es in Deiner Umgebung echt so mies was Modelle anbelangt ?!
7 years ago
@ Lichtermeer:
Danke Dir !

Sollte mir mein Sohn oder meine Tochter die o.g. Frage stellen -
würde ich das sagen, was ich immer sage:

Probiere alles ruhig aus. Danach bist Du schlauer.
Überlege, was im allerschlimmsten Fall passieren kann
und versuche wenigstens genau das zu vermeiden.


(....im konkreten Beispiel heißt das:
Borg Dir all das teure Zeug erstmal aus.
Kaufen kannst Du immer noch.)
#10
7 years ago
@TO:
Mach doch einfach!
Was interessiert Dich die Meinung, Motivation, Skepsis der anderen?
Wenn Du es nicht ausprobierst, wirst Du es nicht erfahren.
Aber wenn ich Dir einen Rat geben kann, vergiss das ganze Geschwätz um Hard- und Software.
Selbst mit ner Lochkamera kannst Du besondere und für Dich wertvolle Aufnahmen machen.

Natürlich kannst Du jedes Jahr ein Systemwechsel machen oder Tausende von Euros in Technik ausgeben aber an Deiner Eingangsfrage wird das nichts ändern, an der Qualität / Ausdruck Deiner Aufnahme auch nicht.

Dein Auge, Deine Inspiration und Kreativität, kurz dein Talent sind entscheidend und nicht irgendein Gepantsche in einer Photoshop- Lackierstraße auf einer 100mPX Datei!
[gone] schallkoerper fotografie
7 years ago
na ja gut genaugenommen sind auch in Absatz 3 schon die falschen Schlussfolgerungen drin...die Selbstzweifel kann ich verstehen. und das man genervt ist. trotzdem frage ich mich wen Du denn anschreibst ?!?
Wer besondere Models auf TFP will, muss eben besondere Bilder machen. Ganz einfach.
7 years ago
Deine Probleme beim Einstieg sind für mich nachvollziehbar, Deine Spekulationen halte ich zum großen Teil für falsch. Als ich vor etlichen Jahren hier angefangen habe, lief das schon genau so wie jetzt. Ich habe damals auch gedacht, ich suche mir TfP-Models. Zuerst habe ich meine Frau und einige Freunde fotografiert, dann mal eine Berufskollegin meiner Frau angesprochen, eine Arbeitskollegin auf dem Büroflur, eine Fotografin bei einem FC-Stammtisch, ... - die Erfahrungen waren eigentlich durchweg positiv. Was ich bisher nie gemacht habe: Models in der MK anschreiben und nach einem TfP-Shooting fragen.

Die Arbeit mit TfP-Modellen ist mir dann aber zu anstrengend geworden und ich wollte keine Zeit in die Bearbeitung von Bildern investieren, die ich nicht gut fand. Im Normalfall bezahle ich meine Models und habe dann nach dem Shooting keine direkten Verpflichtungen mehr. Ob die People-Fotografie ein teures Hobby ist, wird sicher durch die individuelle Finanzlage und die eigenen Erwartungen an die erzielten Ergebnisse bestimmt. Auf jeden Fall ist dieser Bereich bei mir weniger kostspielig als der andere Bereich, die Reise-Fotografie, in dem ich aktiv bin.

Wenn Du einen Rat von mir möchtest, dann suche den Weg zu Deinem Ziel nicht über den direkten Weg zum Model sondern suche nach anderen Fotografen, die das gleiche wollen wie Du. Die sind nämlich nicht Deine Konkurrenten, sondern Deine Verbündeten, denn da wo viele Fotografen sind, da sind auch viele Models. Die Zusammenarbeit bringt den Erfolg, nicht die Konkurrenz.

Viele Grüße
Matthias
7 years ago
Danke für die guten Beiträge, vielleicht ist der richtige Weg wirklich sich erst einmal mit anderen Fotografen zusammen zu tun, gemeinsam Projekte zu entwickeln und zu finanzieren. Im privaten Umfeld habe ich übrigens ebenfalls durchaus positives Feedback zum Thema Shooting bekommen. Vielleicht kann man die Zeit statt für PNs da ergiebiger einsetzen.
7 years ago
Ich würds lassen und Nagelpilz fotografieren. Nagelpilzfotografie ist noch ein weitgehendst unbeachtetes Feld der Fotografie und wird sicherlich auch seinen Markt finden.
7 years ago
@ Hadie:

Ein toller Gedankenanstoß !

[gone] MauRocShi
7 years ago
Das würde ich auch sagen, Versuch es erst einmal mit Bekannten. Da sind auch die Ansprüche nicht so hoch wie wenn hier ein Model auf Tfp gute Referenzfotos braucht -und zwar zeitnah. Auch ein Tfp-Model wird bezahlt, und zwar mit Bildern. Das wird oft vergessen. Wer Tfp macht, bezahlt mit Zeit und Können, aber er bezahlt. Der Druck ist also hoch. Und ein Model, das seine Zeit opfert um Bilder zu bekommen will sich nicht stundenlang hinstellen bis die versprochenen Bilder im Kasten sind, es will diese Bilder auf verschiedene Sets und Outfits verteilen. Das wird nicht eine Stunde im selben Outfit shooten bis der Fotograf seine Einstellungen im Griff hat. Ich habe bei einem Tfp-Shooting vor Kurzem 6 verschiedene Dessous in 2 Stunden durchgezogen. Ein Tfp-Model hat bestimmte Vorstellungen und Erwartungen und will auch eigene kreative Wünsche mit einbringen. Und zusätzlich hat es noch die Erwartung dass das Shooting nicht in Stress ausartet.Da bist du mit der Nachbarin, die ein nettes Profilbild fürs Fratzebuch oder WhatsApp braucht, sicher besser dran.

Ob du mit Leuten weiterkommt, die noch nie gemodelt haben, ist fraglich. Du musst dich als Anfänger auf deine Technik konzentrieren können. Auf jeden Fall wird deine Lernkurve flacher sein als mit einem erfahrenen Model, das weiß wie es sich hinstellen muss.

Es ist im Prinzip wie mit Sportarten wie z.B. dem Tennisspielen. Als Anfänger findet man keinen sehr guten Spieler als Freizeitpartner, sondern man spielt mit Anfängern oder bezahlt einen Trainer. Genauso wird man sich als Anfänger nicht mit den Profis vergleichen können. Man versucht das für sich selbst beste zu erreichen -mit den Ressourcen, die zur Verfügung stehen. Auch die wirklich guten Fotografen haben mal angefangen, Zeit und Geld investiert, Rückschläge hinnehmen müssen. Und die Krönung: vielleicht stinken sie in anderen Gebieten ab, die deine Stärken sind. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
7 years ago
@mauRocShi
Ich hatte noch nie Stress bei einem TfP Shooting geschweige denn Druck....
Das ist ja auch genau Sinn und Zweck. Wenn ihr Euch unter Druck setzt seid Ihr selbst Schuld. Was verlierst Du denn außer Zeit? Und vielleicht etwas Material oder Anreise?

Ich nutze solche Gelegenheiten, mal etwas neues zu machen oder Technik zu testen, damit ggfs bei Produktionen Dir der Druck nicht zu hoch wird.

Deine Tennis Erfahrung kann ich auch nicht teilen....das hängt dann wohl vom Club ab?

Aber zurück zum Thema.
Bei der Modelacquise würde ich auch starten mit dem Freundes und Bekanntenkreis.
Zudem würde ich aber auch jeden fragen, der Dich von der Ausstrahlung anspricht. Vielleicht gibt es einen Fotoclub oder Fitnessclubs (da gibt es auch immer wieder Menschen, die sich gerne im Spiegel anschauen ;-)
Du hast außer einem Nein keine Downside!
7 years ago
Aller Anfang ist schwer. :) Immer wieder dranbleiben. Jeden Shoot so sehen, als wäre es der letzte. Immer alles geben und nicht den Fun-Faktor zu kurz kommen lassen. So baut sich langsam aber sicher ein hübsches Portfolio auf.

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