wo bleibt die kreativität? 294

3 years ago
ich will hier keine neue diskusion entfachen!
aber mir fällt in den letzten jahren (nicht nur hier) auf, des bilder kaum noch inhalt haben, keine geschichte erzählen und auch einen menschen nicht wirklich zeigen.
ich weiß, dies ist die MK und dient nur dem kontakt untereinander, obwohl selbst dies nur noch schlecht klappt.

aber wo sind die kreativen köpfe, die vorreiter, die geschichten erzähler (in bildern) und neues zeigenen (technik).

ich beziehe mich jetzt nicht nur auf die MK, ich meine alle sozialen medien.

sind wir so blind und abgestumpft geworden, des wir nicht mehr über den tellerrand schauen können oder ist die flut an bilder wirklich so erdrückend, des wir auch nur noch 08/15 produzieren?

wenn ich bilder schaue, mache ich dies weltweit und speziell bei den russen ... da finde ich noch input und freue mich auf neue bilder ... aber hier (DE) denke ich oft, ich gehe zurück in der zeit, willkommen 1970-1980.

wie seht oder nehmt ihr es wahr?

wie gesagt, ich will keinen streit und nichts verurteilen ... ich möchte nur eure meinung hören.

danke neo
3 years ago
Warum eröffnest du ein Thema, wenn du keine Diskussion entfachen willst?
Das liest sich komisch. Ich fände eine entfachte Diskussion darüber schon gut.

Es geht mir gefühlsmäßig genauso. Ich stelle sogar fest, dass Gespräche über Bildideen als Ausgangspunkt des eigenen Tuns nicht wirklich als relevant betrachtet werden und stattdessen das Mainstreamige als Leitbild angeeignet wird/ist. Das versuchen viele dann gut zu machen und das reicht wohl.
Wenn hier über Bildqualitäten gesprochen wird, zählt fast immer nur (und wird gewürdigt), ob's gut gemacht ist, nicht ob's spannend gedacht ist.

Allerdings: Zur Startzeit der MK (und FC etc.) war die Fotografierbewegung (digital, Nutzung von Photoshop etc.) jung und spannend und deswegen auch innovativ geprägt. Die (Druck-)Luft ist mittlerweile raus, das Feld hat sich geglättet, das Exentrische hat seinen Reiz (und Leitbildcharakter) verloren. Leider.
Ich vergleiche das immer mit anderen kulturellen Strömungen, wo es im Prinzip immer ähnlich verläuft, z.B. Punk/Industrial -- Neue Deutsche Welle. Am Schluss kam nur noch aufgefrischter, gut produzierter Schlager heraus und alle waren's zufrieden, dass das Ungebändigte gebändigt war und konnten sich damit unproblematischer identifizieren.

Warum das bei den von dir erwähnten Russen (es sind nicht selten auch Amerikaner) anders verläuft, weiß ich nicht. Da steht das kreative Besondere hoch im Kurs und ich fände auch gerne eine Erklärung dafür.
3 years ago
...hmmm.....manchmal mangelt es nicht an Kreativität...sonder an den Möglichkeiten diese umzusetzen. Locations verschwinden, Regelwerke nehmen zu...Modell wollen nur noch das schnelle Geld, Fotografen wollen nicht mehr zahlen....und da mittlerweile aufgrund der Digitalisierung jeder sich als Fotograf betrachtet, wird die "Landschaft" mit deren Bilder überspült....
Wobei die ja besonders "kreativ" sind...
Ich würde das mit der Musik vergleichen...ich habe das Gefühl, ich höre nur noch Einheitsbrei...jedes Lied klingt ähnlich, nur wenige Musikstücke stechen noch hervor. Das scheint einfach an der Masse zu liegen...
3 years ago
Für mich heißt das: die 'Produktionsmittel' (Musik, Film, Fotografie ins besondere etc.) sind für viele simpel zugänglich. Die Möglichkeiten der 'Distribution' auch. Jeder kann seiner privaten Leidenschaft ungehindert frönen. Und das Sehverhalten läuft ähnlich ab: wisch -> klick -> like it oder nicht ...
Ein Grund warum ich Ausstellungen mache, obwohl das mit hohen Kosten, Mühen und Aufwand verbunden ist - absolut meistens auf jeden Fall. Also weiter gute Bilder und Fotografen usw. suchen, finden und darüber froh sein - den Rest ignorieren!
@NeoArt

Ich sehe es an meinen vielen immer wieder neu ausgeschriebenen Jobs. Da kann man kreative Ideen noch und nöcher vorschlagen, konkrete Vorschläge unterbreiten und ja sogar erwähnen, das Landesweite Ausstellungen möglich wären.
Resultat: Von 10 Models die sich diesen Job anguggen schreibt vielleicht 1 Model mal und fragt nach.

Wenn dieses Model dann evtl noch zusagt, verliert es schnell das Interesse, weil:
a) Die Bilder nicht zu Ihrem Instagram passen
b) Das ganze Projekt nicht schnell genug fertig wird
c) ....

WIe andere schon erwähnten, wird das Netz überschwemmt mit Fotos, da gehen dann wirklich kreative Fotos unter UND / ODER finden einfach kein Zuspruch bei der Betrachtermasse weil eben mal GANZ ANDERS als der Einheitsbrei!
Leider werden solche Fotos dann auch gleich schnell " zerpflügt " so nach dem Motto:
" Was soll der Scheiss " usw ....

Ein anderer Punkt ist natürlich auch, das soviele Hobbyfotografen die Mädels ( nicht Models ) dadurch verwöhnt haben, ihnen horrende Geldsummen plus Bilder quasi in den allerwertesten schieben, nur um ein bissel nacktes Fleisch zu sehen; was zur Konsequenz hat, das 9 von 10 Neuanmeldungen AUSSCHLIEßLICH auf Pay arbeiten!

Ein weiterer Punkt ist natürlich auch die Werbung, Meinungsbildung. Es kommen immer mehr Apps für smartphones und Filter für LR und Co auf dem Markt um eine von den Betreibern gewollte Einheitsmasse zu erzeugen.
Hast du nicht die App XYZ oder Lightroom mit Filtern XYZ ABC ,benutzt um deine Portraits zu vermatschen dann bist du OUT !! !! !!

Resultat ist oft: "Sorry deine Fotos passen so garnicht zu meinem Instagramprofil."

Dabei ist es völlig egal, wie "gut" "kreativ" deine Fotos sind oder wieviel Arbeit du da reingesteckt hast.

Auf der einen Seite schreien die Mädels immer nach dem außergewöhnlichem aber wenn man etwas anbietet, dann passt es keiner, wie schon erwähnt, nicht zum Instaprofil passt.
3 years ago
@NeoArt
Schön, dass hier wiedermal ein Thema gestartet wird, dass einen inhaltlichen Bezug zur Fotografie hat.

Zunächst sollte man sich klar machen, dass wir mittlerweile vieles sehen durch die Medien, dass früher in der Schrank der Privatperson geblieben wäre bzw. nur Interessierten gezeigt wurde.
Das alleine kann schon den Eindruck vermitteln, heute wird weniger Wert auf Inhalt gelegt.

Danach könnte man die Aufnahmen abziehen, die einen kommerziellen Zweck erfüllen egal welchen Genres. Da geht es um Werbebotschaften und Wege, Produkte und oder Dienstleistungen bestmöglich zu visualieren.
Bei Hochzeiten geht es um die redaktionelle Darstellung eines emotionalen Events, der sich auf den Bildern widerspiegeln sollte...Das soll auch nicht heißen, das man in all den Genres nicht auch kreativ werden kann. Im Gegenteil, das wertet die jeweiligen Fotografinnen/-en auf.

Streng genommen geht es Dir vermutlich um die künstlerische Fotografie. Denn was für eine Geschichte erzählt schon eine lichttechnisch wunderbar erstellte klassische SW Kopf-Schulter Aufnahme einer Person, die man nicht kennt??? Selbst eine gut gemachte farblich perfekt inszenierte Modeaufnahme zähle ich nicht zu Deinem Zielbereich.
Diese künstlerische Fotografie war schon immer nur ein Bruchteil der Gesamtheit. Selbst viele renommierte Fotografen, waren besondere Talente ihres Metiers aber nicht unbedingt Künstler, eher Zeitzeugen, die ihre Wahrnehmung der Welt in ihre Art der Fotografie übersetzt haben.

Fängt man jetzt an die Eingangs-Frage zu diskutieren wird es spannend.
Sicher ist vieles schon da gewesen. Vielleicht ist auch unsere Erwartungshaltung hoch und wir warten auf etwas bahnbrechendes.
Nicht alles was in den Museen ausgestellt wurde, kann die hohen Anforderungen, die wir vermeintlich stellen, erfüllen. Manche Ergebnisse sind alleine dem technischen Fortschritt geschuldet.

Wer sind also die Protagonisten? Haben sie das Ziel, mit den Aufnahmen Geld zu verdienen? Wollen sie etwas verändern? Oder wollen sie Bekanntheit erlangen?

Wer interessiert sich überhaupt für diese Form der Kunst? Wer sind die Zielpersonen? Wer nimmt sich die Zeit, solche Aufnahmen mit genügend Abstand, Zeit und der notwenigen Teife zu betrachten?
Wo doch die meisten durch die Explosion der Bildemissionen, ein mehr als gesättigtes Gefühl für Fotografie entwickelt haben.

Haben wir diese Form der künstlerischen Fotografie auf dem Radar?
Wo sind die Plattformen für diese Form der Fotografie. MK ist eher unwahrscheinlich?
ist es Instagram? Ja, vielleicht, bestimmt...FB auch, zumindest gibt es dort internationale private Gruppen, die der Sache schon nahe kommen. Es ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Vielleicht fehlt auch ein solche Plattform gänzlich.

Meine Einschätzung ist, das wir evtl zu kritisch mit der Eingangsfrage umgehen und das wir einfach durch den medialen Pixelmüll unsere Sensorik für gut gemachte künstlerische ansprechende Fotografie überfordern.
3 years ago
Es ist jetzt vielleicht ein wenig destruktiv, aber ich wage die Frage, ob die Bilder heute wirklich "schlechter" sind als früher? Ist es wirklich so, dass wir nach der ganzen Bilderflut noch die Möglichkeit haben, etwas wirklich neues zu machen? Oder ist schon alles fotografiert - nur noch nicht von jedem? Und wie sieht das bei den Modellen aus? Wollen die wirklich ganz neue Bildideen - oder berechtigterweise ein tolles Foto "wie es das andere Modell auch bekommen hat". Vielleicht gilt ja auch: Es wurde schon viele Ideen umgesetzt - nur noch nicht mit jedem Modell? Ich denke, ich sehe das ähnlich wie MAINpics.
sind wir so blind und abgestumpft geworden, des wir nicht mehr über den tellerrand schauen können oder ist die flut an bilder wirklich so erdrückend, des wir auch nur noch 08/15 produzieren?


Ich weiß nicht ob wir blind geworden sind? Ich für meinen Teil kann aber sagen, dass ich mich in den letzten Jahren fotografisch ganz bewusst extrem eingeschränkt, selbstreduziert habe. Im Grunde gibt es im Peoplebereich nur noch ein Thema. Ähnlich sieht es im Bereich Landschaft aus - wobei ich hier hins. der Bildinhalte doch variabler bin als hier. Zudem stellt sich mir die Frage nach dem Tellerrand nicht, solange ich nicht mit dem zufrieden bin, was im Teller angeboten wird. Erst wenn ich da keine Entwicklungspotentiale mehr sehe, dann werde ich in Richtung Rand krabbeln, um mal zu schauen was noch geht - oder aufhören.

Was die Bilderflut angeht - die ist erdrückend geworden. Ich schaue schon gar keine Bilder - von Fotos rede ich hier nicht - mehr bewusst an. Sie interessieren mich in überwiegender Zahl auch nicht mehr. Selbst da habe ich feststellen können, dass ich lieber in meiner eigenen Suppe schwimme und mich anderes völlig kalt lässt: gelbe Jacken in Brauntonlandschaften sehe ich nicht mal mehr aus dem Augenwinkel. Glamour, Bondage, Portraits usw. gehen komplett an mir vorbei. Dass mich ein Bild jenseits meiner eigenen Genres innehalten lässt, kommt bedenklich selten vor - gebe ich zu. Inspiration hole ich mir nur noch im "inner circle" meines eigenen Tuns.

Finde ich jetzt aber nicht wirklich schlimm. Weniger ist imho mehr, macht unverwechselbarer, ist ein Markenzeichen. Und - eben - solange ich in meinem Teller handwerklich/kreativ/künstlerisch Luft nach oben habe, muss ich nicht überall mal naschen. (Er)schaffende, ob nun Handwerker oder Künstler jeder Art, die scheinbar alles beherrschen, waren mir schon immer suspekt.
3 years ago
Meine persönliche Wahrnehmung: Es gibt immer noch in etwa genauso viele gute und sehr gute Fotograf*innen und Fotos wie früher. Aber es gibt sehr viel mehr schlechte Fotos als früher.

Das liegt meiner Meinung nach zum Einen an den technischen Entwicklungen: Es war nie so einfach wie heute, ein auf den ersten Blick dekoratives Foto zu erzeugen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen. Zum anderen liegt es an den sozialen Medien (und MK fungiert in diesem Sinne auch als soziales Medium), die über die Belohnung mit Anerkennung einen Mainstream-Stil extrem fördern.

Wenn man nicht den Mainstream-Geschmack hat, muss man sich halt durch mehr Material wühlen, um das zu finden was einem persönlich gefällt. Geht aber ganz gut mit etwas Übung :-)
3 years ago
Endlich einmal eine durchaus interessante Diskussion der man sich auch unbedingt stellen muss denn im Gegensatz zu Landschaftsfotografen kann man in der Peoplefotografie nicht auf seiner einsamen Insel seinen eigenen Interessen frönen sondern ist auf das wohlwollen und die Mitarbeit Anderer angewiesen, eine Zusammenarbeit von Menschen die oft vom Lebensalter 1-2 Generationen auseinander liegen. Das ist dann wie in der Musik, da liegen die Geschmäcker von Jung und Alt oft auch Jahrzehnte auseinander.
Für uns erschwerend kommt dann noch hinzu das die Interessenlage zwischen Model und Fotografen völlig unterschiedlich sind, während sich der Fotograf als guter Handwerker und Künstler präsentieren will, geht es dem Model meist in erster Linie darum auf dem Foto gut auszusehen und um dieses Bedürfnis zu befriedigen sind Handy und Freundin, vor der man viel ungezwungener posieren kann als vor einem wildfremden Fotografen, klar die bessere Alternative.
Der nächste und nicht weniger wichtige Punkt ist in der schieren Masse an Fotos heutzutage überhaupt noch wahrgenommen zu werden, ein Punkt über den selbst richtig gute Fotografen klagen. Diejenigen die es auf Instagram oder Facebook geschafft haben sind allesamt Leute die quasi rund um die Uhr in den sozialen Medien präsent sind und Storys und Bilder im stunden Takt raus hauen um ihre Follower bei Laune zu halten und vor allem Reichweite zu bekommen. Einfach nur gute Fotos auf seiner SC zu haben bringt längst nichts mehr.
Fotos sind längst zur Massenware und das unabhängig von ihrer objektiven Qualität geworden und alles was in Massen und quasi unbegrenzt verfügbar ist, ist nichts wert. Genau das bekommen wir Fotografen gerade zu spüren, entweder man spielt dieses Spiel mit und steht an der Spitze der Pyramide oder man ist raus.
während sich der Fotograf als guter Handwerker und Künstler präsentieren will, geht es dem Model meist in erster Linie darum auf dem Foto gut auszusehen und um dieses Bedürfnis zu befriedigen sind Handy und Freundin, vor der man viel ungezwungener posieren kann als vor einem wildfremden Fotografen, klar die bessere Alternative.


Jein. Umgekehrt gedacht. Ein Model dass dieses Statement mit Ja beantwortet würde vor der Kamera eines Nichtmainstreamers - ich stelle die Behauptung jetzt einfach mal kühn auf - völlig überfordert sein und kläglich scheitern. Schön aussehen und sexy schauen langt da halt nicht mehr.
3 years ago
Interessante Antworten soweit, zum Teil auch aus dem Mainstreamdenken heraus.
Es beantwortet aber keiner die Frage, warum man in anderen Ländern, z.B. Rußland, durchaus spannende, eigenständig gedachte Fotos sieht. Dort gibt es schließlich dieselben Bildermassen, Modelhaltungen und Social Media. Warum werden da die kreativen Ansprüche nicht (oder zumindestens weniger) zurückgesteckt?
Russland hat tolle Fotografen... die sehe ich aber (mal ganz eng auf meine Bereiche bezogen, um das auch fundiert bekantworten zu können) auch in Deutschland, in England, in den USA, in Japan oder Schweden ... die Liste lässt sich imho endlos fortsetzen, ganz nach Gusto und gegeb. auch geprägt von persönlichen Seil- und Bekanntschaften.
3 years ago
#10 100% Zustimmung Lichtermeer

Durch die Masse geht es nur noch um Präsenz und um die zu bekommen, hilft es nur massenhaft Bilder hochzuladen um die nötige Aufmerksamkeit auf der Platform (möglichst weit oben im Feed zu landen) zu bekommen. Im Prinzip ist das ein immer schneller werdender Teufelskreis.

Seit Instagram den Algorithmus dahingehend noch verschärft hat, dass die die selten posten auch noch künstlich Reichweiten limitiert werden, macht das für mich keinen Sinn mehr dort auch nur ab und an etwas zu posten.
Diese Frage muss allerdings jeder für sich beantworten. Mir macht diese Vorstellung auf Masse zu produzieren, und vor allem für diese Miniaturversion einer Ausgabegröße, keine Freude...Daher versuche ich gerade mir die Karten zu legen was mir Spaß macht, und ob der ganze Aufwand es noch wert ist. Die Arbeit mit Menschen zusammen die ist es auf jeden Fall, aber die Lücke einer vernünftigen Präsentationsmöglichkeit fehlt mir zur Zeit.
#15
3 years ago
Ich stimme Dir zu Neo. Auch ich bin inzwischen häufig bei den Russen Seit Mitte der 90er Jahre gibt es eine stetige Abwärtsbewegung im Ausdruck. Sie ist eine Weile überdeckt worden von den neuen Möglichkeiten der digitalen Photographie, die aber im Großen und Ganzen nur zur Effekthascherei genutzt werden.
Teilweise trägt jetzt der Gebrauch der digitalen Photographie dazu bei, den Abwärtstrend zu verstärken. Thumbnails und Instagram / Facebook sind da nur zwei Stichworte.

Geschichten brauchen nunmal Zeit und Raum. Einmal auf Seiten des Erzählers beim Erstellen und einmal um sich beim Betrachter zu entwickeln. Die "wisch-und-weg-Mentalität" ist dem bestimmt nicht zuträglich.
Manchmal braucht es auch Wissen. Metaphern funktionieren z.B. nicht, wenn sie niemand mehr versteht. Und mit Verstehen meine ich, das verinnerlichte Verstehen. Und wenn man keine Zeit mehr hat diese zu entdecken, funktioniert dies eben auch nicht.
Das gedruckte Bild, in der richtigen Größe, ist hier ein erster Ausweg.

Ein weiteres Problem ist dann das liebe Geld. Kai Stuht hat es mal so beschrieben, daß er früher häufiger mal für 60000 oder 70000 DM oder Euro Bilderstrecken konzipiert und produziert hat und diese danach verkauft hat. Sowas bekommt er seit etwa 10 Jahren nicht mehr oder nur noch sehr schwer verkauft. Der einbrechende Zeitschriftenmarkt ist dabei aber wohl nur ein Grund.

Das zieht sich ja überall durch. Die Mercedes-Werbung z.B. früher ein echter Hingucker, ist inzwischen auch nur noch peinlich.

Eigentlich ist jetzt also die ideale Gelegenheit für die Amateurphotographen, sich ohne große finanzielle Zwänge und Zeitdruck zu profilieren. Das passiert aber aus irgendeinem Grunde nicht.
3 years ago
@Lichtermeer (und andere).
Mit Bezug auf die MK verfehlt schon das Wort "Peoplefotografie" den Kern
der Sache. De facto ist die MK eine eindeutig erotisch orientierte Plattform,
hauptsächlich für Amateurfotografen und -models.
Das hat Konsequenzen für Art und Qualität der Fotos.

Nicht nur, dass die äußeren Mittel von Amateuren begrenzt sind.
Wenn ich mit Modelfotografie meine (völlig legitimen!!!)
erotischen Interessen verfolge, werden meine Arbeiten nahezu
zwangsläufig in Richtung Kunsthandwerk gehen. Sie werden mehr oder
minder glatt, platt, geschmäcklerisch, stromlinienförmig - am besten
"wunderschön", wie nicht zufällig eines der dümmsten und
am häufigsten verliehenen Prädikate in der MK lautet. Das schließt
selbstverständlich enorme Qualitätsunterschiede je nach Können
und Ansprüchen von Fotografen und Models nicht aus - doch
künstlerische Fotografie wäre etwas ganz anderes.

Sie wäre experimenteller, krasser, provokativer,
verkopfter, weniger appetitlich, aber häufig
auch langweiliger. Kurz - und völlig wertfrei - gesagt:
Wenn ich zum Griechen um die Ecke gehe, kann ich keine
Haute Cuisine erwarten, und auf dem Sportplatz
im Nachbardorf keinen Bundesligafußball. Trotzdem
haben die Griechen und die Kreisligakicker ihre
ganz eigene Berechtigung. Wer künstlerische Peoplefotografie
sucht, müsste sich wohl oder übel anderswo umsehen.
Meinetwegen in Russland.

Kritik am Niveau des weitaus größten Teils der MK-Bilder
bleibt dennoch völlig okay, nur sollte man auf dem
Teppich bleiben. Und nicht erwarten, dass sich
in puncto Qualität in der MK etwas Nennenswertes ändert.
Trotzdem möchte ich sie nicht missen. Ich brauche sie
für meine eigenen, recht bescheidenen Ansprüche und Talente.
[gone] User_432557
3 years ago
Nein Leute, die Fotowelt ist nicht schlechter geworden, Ihr seit besser geworden. Bilder, über die man vor 15 Jahren noch gestaunt hat, macht man heute dank bezahlbarer EBV im Handumdrehen. Somit steigen die Ansprüche, besonders an den Anderen ;-).
3 years ago
ich habe mir nicht jeden kommentar durchgelesen. vielleicht wiederhole ich deshalb manches ... sorry! aus meiner sich will der betrachter "gefällige" photos ... alles was etwas sperriger ist was mehr als einen gedanken fordert verliert in der gunst des betrachters und erntet weniger zustimmung. welche plattform ist dabei eigentlich egal. das fällt mir besonders bei einem meiner letzten photos auf ... welches ich persönlich für gelungen halte:
Spannendes Thema in der Tat und schön, dass ich nicht allein bin damit.

Nun ist es ja nicht so, dass sich meine Arbeiten durch unfassbare Kreativität auszeichnen. Man sieht hübsche, meist leicht bekleidete Models, die mal mehr, mal weniger gut abgelichtet wurden. Soweit so gut. Man könnte ja jetzt ein fröhlicher kleiner Fotograf sein, ob der Tatsache, dass sich überhaupt wer für einen auszieht...
Dem ist nicht so. Im Gegenteil bin ich in letzter Zeit fast unfassbar gelangweilt von dem was ich so gemacht habe, aber leider auch von dem, was ich sonst so in der Modelfotografie sehe.

Nun hat dies sicher mehrere Gründe. Ich kann hier nur von mir sprechen, aber vielleicht geht es anderen ja ähnlich. Fotografieren entspannt mich, ich habe da Spaß dran und will es auch nicht in "Arbeit" ausarten lassen. Unter diesem Aspekt bin ich bestenfalls Mittelmaß und bleibe es auch. Wenn ich schon ein Model vor Ort habe, dann will ich auch "gefällige" Ergebnisse im Rahmen meiner Möglichkeiten.

Eine Sache hat sich seit einiger Zeit bei mir geändert. Eben jenes "gefällige". Ich muss nicht mehr gefallen. Niemandem, nicht mal für Klicks oder Reichweite. Ich kann mein Ding machen und es muss niemanden interessieren. Das ist ein Gefühl von Freiheit, aber auch ein Abfinden mit der eigenen Unwichtigkeit. Ob es meine Bilder gibt oder nicht macht keinen Unterschied.

Das bringt mich zu Experimenten zurück. Ich habe in letzter Zeit so viel gefilmt und Fotografiert wie selten bisher, aber eben ohne Model. Derzeit ist das "mein Ding". Klar habe ich nach wie vor "mein" Stammmodel, da wird auch immer etwas passieren, aber ansonsten bin ich auf anderen Feldern lieber aktiv.

Das bringt mich zu den obigen Anmerkungen bezüglich der russischen Fotografen zurück. Ich glaube dort ist der Wille zu experimentieren höher und auch eventuell die Gleichgültigkeit ob es gefällt oder nicht. Daraus kann bei eigenem hohen Anspruch sehr geniales entstehen.

Vielleicht ist auch alles viel profaner. Jeder hat ja jetzt auch einen Podcast, nur zu sagen haben die wenigsten etwas. Gleiches gilt für die Kamera und Bilder. Es ist einfach ein Überangebot da und man langweilt sich schneller, weil jeder Trend so lange gemolken wird, bis nur noch Käse heraus kommt.

Eventuell ist es auch besser, wenn gar keiner mehr sieht was man so macht.

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