wo bleibt die kreativität? 294
5 years ago
@VintageLenses:
ich habe mir nicht jeden kommentar durchgelesen. vielleicht wiederhole ich deshalb manches ... sorry! aus meiner sich will der betrachter "gefällige" photos ... alles was etwas sperriger ist was mehr als einen gedanken fordert verliert in der gunst des betrachters und erntet weniger zustimmung. welche plattform ist dabei eigentlich egal. das fällt mir besonders bei einem meiner letzten photos auf ... welches ich persönlich für gelungen halte
Das legt den Finger schon mal auf einen entscheidenden Punkt.
Die "Gunst des Betrachters" und "Zustimmung"...
Die Gunst des Betrachters und seine Zustimmung sind wichtig bei Auftragsarbeiten, bei wirtschaftlicher Verwertung von Fotos. Für Kreativität ist beides verheerend. Oder anders formuliert: Wer darauf achtet, was die Leser wollen, erschafft im besten Fall erfolgreiche Trivialliteratur. Wer erzählt, was er erzählen muß, erschafft im besten Fall gute Literatur.
Nachtrag: mir fällt dabei sofort wieder die Faszination ein, die eine bestimmte Sorte von Filmen aus der Zeit von ~1966 bis ~1978 auf mich ausübt. Vor allem Filme, die nicht zu den "großen, berühmten" Filmen zählen.
Da gibt's Filme, bei denen ich denke: Meine Fresse - das haben die 1967 oder 1971 gemacht! Was für Mut haben die damals gebraucht, in der damaligen Zeit, mit ihrer Moral und ihren ganzen Vorstellungen. Alle Achtung! Das war revolutionär!
Dann versuche ich mir vorzustellen, es würde heute jemand so einen Film machen.
Das wäre ein größerer Skandal als damals... Damals galt es bei vielen als "unanständig!". Damit konnten die leben, die wollten ja auch nicht länger "anständig" sein.
Heute würde es als "politisch unkorrekt" gelten, und das will kaum einer sein. Auch kaum ein Künstler. Die Spießigkeit ist heute größer als vor 50, 60 Jahren. Und deshalb leben wir zunehmend in einer Art "Neo-Biedermeier".
#43Report
5 years ago
@NeoArt Alle von mir genannten Beispiele - Fotografen/innen, Zeitschriften, Galerien, Museen, Festivals - sind selbstverständlich auch in den sozialen Medien vertreten, bei Instagram, Facebook etc. Vorreiter sind sie allemal auch dort. Wer sie aber nicht kennt, womöglich nur bei der MK oder dem gerade erwähnten Maxmodels reinschaut (das in meinen Augen sehr traditionell ist und für die - im Sinne von innovativ - wirklich guten polnischen Modefotografen und -fotografinnen und die Galeristen in Polen ebenfalls ohne Bedeutung ist), der wird sie auch in den sozialen Medien nicht finden
Hier ein paar Beipspiele
https://www.instagram.com/explore/tags/viviansassen/?hl=de
https://www.instagram.com/zuzakrajewska/?hl=de
https://www.instagram.com/explore/tags/dominiktarabanski/?hl=de
https://www.instagram.com/lukasz_wierzbowski/?hl=de
https://www.instagram.com/numeromagazine/?hl=de
Es bleibt allerdings anzumerken, dass es spannender ist, ganze Bildstrecken von guten Fotografen und Fotografinnen in Magazinen, in Büchern und Katalogen anzuschauen, als auf Instagram und anderen sozialen Medien. Es liegt in der Natur der Sache, dass das Gezeigte in diesen digitalen Medien sehr limitiert ist, schon allein wegen der Zensur von Nacktheit und Nippeln.
Du fragtest zwar nicht direkt nach Inspiration. Aber mir geht es so, dass - wenn ich Gutes sehe - es für mich automatisch Inspiration ist. Nicht, dass es mich zu eigenen Arbeiten motivieren würde, sondern eher ganz allgemein, da es mir gute Laune verschafft und Energie für die eigene Arbeit gibt. Und in diesem Sinne sehnst Du Dich vielleicht ebenfalls nach interessanten Dingen beim Durchstöbern der MK-Beiträge.
Hier ein paar Beipspiele
https://www.instagram.com/explore/tags/viviansassen/?hl=de
https://www.instagram.com/zuzakrajewska/?hl=de
https://www.instagram.com/explore/tags/dominiktarabanski/?hl=de
https://www.instagram.com/lukasz_wierzbowski/?hl=de
https://www.instagram.com/numeromagazine/?hl=de
Es bleibt allerdings anzumerken, dass es spannender ist, ganze Bildstrecken von guten Fotografen und Fotografinnen in Magazinen, in Büchern und Katalogen anzuschauen, als auf Instagram und anderen sozialen Medien. Es liegt in der Natur der Sache, dass das Gezeigte in diesen digitalen Medien sehr limitiert ist, schon allein wegen der Zensur von Nacktheit und Nippeln.
Du fragtest zwar nicht direkt nach Inspiration. Aber mir geht es so, dass - wenn ich Gutes sehe - es für mich automatisch Inspiration ist. Nicht, dass es mich zu eigenen Arbeiten motivieren würde, sondern eher ganz allgemein, da es mir gute Laune verschafft und Energie für die eigene Arbeit gibt. Und in diesem Sinne sehnst Du Dich vielleicht ebenfalls nach interessanten Dingen beim Durchstöbern der MK-Beiträge.
#44Report
5 years ago
Um mal ein bißchen gegen das Unverständnis meines Kumpels Ecki anzuschreiben - Analogfotografie ist keine künstliche Beschränkung, natürliches Licht nicht Studioblitz unterlegen, die Qualität ist nicht schlechter, es ist schlicht ein anderer Weg seine Kreativität auszuleben. Oder Grundlagen zu lernen. Wer das Belichtungsdreieck verstehen will, tut gut daran das mit einer alten Kamera zu tun die Dir gar nichts anderes übrig lässt - damit weißt Du im Nullkommanix wie Blende und Verschlusszeit funktionieren. Im Gegensatz zu Millionen Besitzern digitaler Kameras die nicht aus den Automatiken herauskommen da sie Dir nicht mehr die haptische Verbindung z.B. von Blende/Blendenring usw zeigen.
Das selbe gilt für Licht. Jemand der nur gelernt hat mit dem Blitz möglichst in die Fresse oder im Hollywood-Winkel zu knipsen tut sich schwer daran Licht "zu sehen", das heißt in der Natur gutes Foltolicht zu erkennen und zu nutzen. Es gibt Technokraten-Fotografen die zwar exzellente Passbilder schiessen, in freier Natur aber nichts außer Pandaaugen hinbekommen da die blöde Sonne nicht auf einem beweglichen Stativ steht das man nach dem Crashkurs aus der ColorFoto zurechtrücken kann.
Qualität: Ich weiß gar nicht was hier die Messlatte sein soll. Rein von der Auflösung sind digitale Kameras ab ca. 24MP den schärfstem Kleinbildfilm überlegen, Mittelformatfilm ist schon eine weit höhere Messlatte, ganz zu schweigen von 4x5 und Großformat. Trotzdem reicht alles völlig für alle Zwecke, vom Kunstdruck bis zur Plakatwerbung, haben wir ein Jahrhundert lang mit Film gemacht und sah immer super aus. Die meisten haben aber einfach viel mehr Spaß an den individuellen Looks und Farbeigenschaften eines Films und haben nicht vor hier irgendwelche Laborwerte zu erreichen, optisch unbeflecktes, durchkalibriertes Arztkittelweiss und die Farbpalette einer Excel-Tabelle. Komisch wenn jemand den Reiz von Film, deren Looks und der Freude daran nicht verstehen kann.
Daß Leute, die Freude daran haben, aber keine Ahnung hätten ist schlichtweg Unfug, meist haben sie mehr Ahnung und Erfahrung als Leute mit der neusesten Mainstreamausrüstung und Studiosetup nach Schema F. Es kommt beim Fotografieren nämlich kaum auf die Ausrüstung an, die muss gerade mal für den Zweck ausreichen, der Rest ist Kreativität, Talent, Erfahrung, Psychologie, Empathie und zigtausend Sachen mehr.
Das selbe gilt für Licht. Jemand der nur gelernt hat mit dem Blitz möglichst in die Fresse oder im Hollywood-Winkel zu knipsen tut sich schwer daran Licht "zu sehen", das heißt in der Natur gutes Foltolicht zu erkennen und zu nutzen. Es gibt Technokraten-Fotografen die zwar exzellente Passbilder schiessen, in freier Natur aber nichts außer Pandaaugen hinbekommen da die blöde Sonne nicht auf einem beweglichen Stativ steht das man nach dem Crashkurs aus der ColorFoto zurechtrücken kann.
Qualität: Ich weiß gar nicht was hier die Messlatte sein soll. Rein von der Auflösung sind digitale Kameras ab ca. 24MP den schärfstem Kleinbildfilm überlegen, Mittelformatfilm ist schon eine weit höhere Messlatte, ganz zu schweigen von 4x5 und Großformat. Trotzdem reicht alles völlig für alle Zwecke, vom Kunstdruck bis zur Plakatwerbung, haben wir ein Jahrhundert lang mit Film gemacht und sah immer super aus. Die meisten haben aber einfach viel mehr Spaß an den individuellen Looks und Farbeigenschaften eines Films und haben nicht vor hier irgendwelche Laborwerte zu erreichen, optisch unbeflecktes, durchkalibriertes Arztkittelweiss und die Farbpalette einer Excel-Tabelle. Komisch wenn jemand den Reiz von Film, deren Looks und der Freude daran nicht verstehen kann.
Daß Leute, die Freude daran haben, aber keine Ahnung hätten ist schlichtweg Unfug, meist haben sie mehr Ahnung und Erfahrung als Leute mit der neusesten Mainstreamausrüstung und Studiosetup nach Schema F. Es kommt beim Fotografieren nämlich kaum auf die Ausrüstung an, die muss gerade mal für den Zweck ausreichen, der Rest ist Kreativität, Talent, Erfahrung, Psychologie, Empathie und zigtausend Sachen mehr.
#45Report
5 years ago
@Casa de Chrisso
TOP auf den Punkt gebracht. Und das alles in einem relativ überschaubaren Schreibfenster. Für dich jedenfalls.
Auch den Ausführungen von @Tom Rohwer, speziell in #39 möchte ich mich weitest gehend anschließen.
Mir stellen sich allerdings die Fragen: wann ist etwas eigentlich "Kunst" und wer bitte soll das überhaupt entscheiden (dürfen/können)? Regelt dies nicht selten dann (zumindest hier im Westen) die Nachfrage als solche, der Preis dafür im speziellen?
Nicht umsonst benötigt man mehr als oft die Feststellung "brotlose Kunst". Immer dann, wenn ein sich gerne als "Künstler" fühlender Zeitgenosse von allem leben kann, nur nicht von dem was er da so fabriziert und der Öffentlichkeit versucht unterzujubeln.
Sorry, sicher ein wenig überspitzt diese Schlussfolgerung. Aber im Endeffekt doch öfters zutreffend als eine sich in der Öffentlichkeit ausbreitende Zustimmung geschweige denn Faszination über das gezeigte. Warum geht es denn so vielen "Künstlern" finanziell so schlecht? Wenn ein Klempner spätestens dreimal unfähig ist einen Wasserhahn zu reparieren und die "Pisse" läuft immer noch über, dann kann er seinen Laden irgend wann auch ganz dicht machen. Man spricht da dann von einer handwerklichen Unfähigkeit.
Könnte es nicht sein, dass ähnliches auch für die sogenannten "künstlerischen" Fähigkeiten eines gewissen "Schaffenskreises" zutreffend ist?
Immer schlecht wenn der einzige "Fan" meiner Kreativität ich selbst bin...
In Russland kann, nein, muss man von völlig anderen Lebensverhältnissen ausgehen. In den meisten Bevölkerungsschichten jedenfalls. Eben auch bei Künstlern. Dort hat man dann aber auch geringere Erwartungen auch was den jeweiligen Lebensstil anbelangt. Ein Künstler steht dort weniger unter "Druck" als bei uns zum Beispiel. Gerade finanziell meine ich. Auch das könnte der Kreativität der dortigen Fotografen eben mehr Freiräume für ihre Schaffenskraft bieten.
Und dass sich das auf die fotografischen Ergebnisse positiv auswirken kann sieht man dann eben oftmals in den Arbeiten dieser Kollegen.
TOP auf den Punkt gebracht. Und das alles in einem relativ überschaubaren Schreibfenster. Für dich jedenfalls.
Auch den Ausführungen von @Tom Rohwer, speziell in #39 möchte ich mich weitest gehend anschließen.
Mir stellen sich allerdings die Fragen: wann ist etwas eigentlich "Kunst" und wer bitte soll das überhaupt entscheiden (dürfen/können)? Regelt dies nicht selten dann (zumindest hier im Westen) die Nachfrage als solche, der Preis dafür im speziellen?
Nicht umsonst benötigt man mehr als oft die Feststellung "brotlose Kunst". Immer dann, wenn ein sich gerne als "Künstler" fühlender Zeitgenosse von allem leben kann, nur nicht von dem was er da so fabriziert und der Öffentlichkeit versucht unterzujubeln.
Sorry, sicher ein wenig überspitzt diese Schlussfolgerung. Aber im Endeffekt doch öfters zutreffend als eine sich in der Öffentlichkeit ausbreitende Zustimmung geschweige denn Faszination über das gezeigte. Warum geht es denn so vielen "Künstlern" finanziell so schlecht? Wenn ein Klempner spätestens dreimal unfähig ist einen Wasserhahn zu reparieren und die "Pisse" läuft immer noch über, dann kann er seinen Laden irgend wann auch ganz dicht machen. Man spricht da dann von einer handwerklichen Unfähigkeit.
Könnte es nicht sein, dass ähnliches auch für die sogenannten "künstlerischen" Fähigkeiten eines gewissen "Schaffenskreises" zutreffend ist?
Immer schlecht wenn der einzige "Fan" meiner Kreativität ich selbst bin...
In Russland kann, nein, muss man von völlig anderen Lebensverhältnissen ausgehen. In den meisten Bevölkerungsschichten jedenfalls. Eben auch bei Künstlern. Dort hat man dann aber auch geringere Erwartungen auch was den jeweiligen Lebensstil anbelangt. Ein Künstler steht dort weniger unter "Druck" als bei uns zum Beispiel. Gerade finanziell meine ich. Auch das könnte der Kreativität der dortigen Fotografen eben mehr Freiräume für ihre Schaffenskraft bieten.
Und dass sich das auf die fotografischen Ergebnisse positiv auswirken kann sieht man dann eben oftmals in den Arbeiten dieser Kollegen.
#46Report
5 years ago
Ecki:
Das zielt letztlich doch auf eine weltanschauliche Position, oder? Genügsamkeit fällt auch in diese Kategorie.
Das fällt auch in die Kategorie von Norbert Hess, die unterstellt, dass für Kunst die Nachfrage als Qualitätsmerkmal zu verstehen ist.
Zweiter Aspekt: Ist Mainstream schlimm? Hat das nicht einen Grund, dass der Mainstrem zum Mainstrem geworden ist - nämlich der, dass er beliebt ist? Ist es kreativ, festzulegen, dass Mainstrem "schlecht" ist?
Das zielt letztlich doch auf eine weltanschauliche Position, oder? Genügsamkeit fällt auch in diese Kategorie.
Das fällt auch in die Kategorie von Norbert Hess, die unterstellt, dass für Kunst die Nachfrage als Qualitätsmerkmal zu verstehen ist.
#47Report
5 years ago
Ich versuche es mal von einer andere Seite:
Was meint Kreativität überhaupt? "Anders der Andersartigkeit wegen"? Äh... ja... kann man machen. Oder: "Hauptsache neu"? Ist das wirklich ein Wert an sich? Oder: ist jemand weniger kreativ, der etwas aus sich selbst hervorbringt, wenn dies einem anderen bereits vor ihm gelungen ist?
Oder: ist Kreativität überhaupt relevant? Wir fotografieren immerhin Menschen - sind Bilder somit nicht schon deswegen einzigartig, weil das Motiv einzigartig ist, weil jedes Bild einen anderen Werdegang hat, weil es für irgendwen vielleicht eine emotionale Bedeutung hat?
Oder (möglicherweise etwas too much für den hier vorherrschenden Hang zum Schubladendenken ;-) ): braucht es so eine Kategorisierung überhaupt? Was sagt sie am Ende aus? Wer beurteilt das? Wem nutzt das?
Was meint Kreativität überhaupt? "Anders der Andersartigkeit wegen"? Äh... ja... kann man machen. Oder: "Hauptsache neu"? Ist das wirklich ein Wert an sich? Oder: ist jemand weniger kreativ, der etwas aus sich selbst hervorbringt, wenn dies einem anderen bereits vor ihm gelungen ist?
Oder: ist Kreativität überhaupt relevant? Wir fotografieren immerhin Menschen - sind Bilder somit nicht schon deswegen einzigartig, weil das Motiv einzigartig ist, weil jedes Bild einen anderen Werdegang hat, weil es für irgendwen vielleicht eine emotionale Bedeutung hat?
Oder (möglicherweise etwas too much für den hier vorherrschenden Hang zum Schubladendenken ;-) ): braucht es so eine Kategorisierung überhaupt? Was sagt sie am Ende aus? Wer beurteilt das? Wem nutzt das?
#48Report
5 years ago
@Marcello Rubini
Marcello: die Nachfrage ist ein (und zwar elementares) Qualitätsmerkmal. Nicht das ausschließliche!
Marcello: die Nachfrage ist ein (und zwar elementares) Qualitätsmerkmal. Nicht das ausschließliche!
#49Report
5 years ago
@Moments (48): "Wir fotografieren immerhin Menschen - sind Bilder
somit nicht schon deswegen einzigartig, weil das Motiv
einzigartig ist, weil jedes Bild einen anderen Werdegang hat,
weil es für irgendwen vielleicht eine emotionale Bedeutung hat?"
Da ist viel dran, ein wichtiger Gesichtspunkt. Aber wenn ein
Bild keine andere Qualität als nur "emotionale Bedeutung" (nur) für den
Aussteller hat, muss er es ja nicht gleich ausstellen. Und wenn das
"für irgendwen" im Sinne von "irgend jemandem wird es
vielleicht doch gefallen" gemeint ist, kann man schlechthin alles
auf den Markt werfen. Auch das, was auf den Müll gehört.
"Oder (möglicherweise etwas too much für den hier vorherrschenden
Hang zum Schubladendenken ;-) ): braucht es so eine Kategorisierung überhaupt?
Was sagt sie am Ende aus? Wer beurteilt das? Wem nutzt das?"
Doch, sie hat ihren Sinn.
Z. B.
- weil sie uns anhält, uns Mühe zu geben,
- weil der Verzicht auf Qualitätsmaßstäbe
einen Freibrief für die Pfuscher und die (Denk)Faulen darstellt
und eines denkenden, kultivierten Wesens
unwürdig ist (Vorsicht Pathos!)
- weil auch die naturgemäß ergebnislose Diskussion
über Qualitätsmaßstäbe
uns helfen kann, tiefer in die Dinge einzudringen.
Als vernünftiger Mensch sollte man sich zu dieser Frage (#48)
überhaupt nicht äußern. Alles schon 1000 x gesagt worden.
Man sondert zwangsläufig Allgemeinplätze ab. (An meine
eigene Adresse gerichtet!)
somit nicht schon deswegen einzigartig, weil das Motiv
einzigartig ist, weil jedes Bild einen anderen Werdegang hat,
weil es für irgendwen vielleicht eine emotionale Bedeutung hat?"
Da ist viel dran, ein wichtiger Gesichtspunkt. Aber wenn ein
Bild keine andere Qualität als nur "emotionale Bedeutung" (nur) für den
Aussteller hat, muss er es ja nicht gleich ausstellen. Und wenn das
"für irgendwen" im Sinne von "irgend jemandem wird es
vielleicht doch gefallen" gemeint ist, kann man schlechthin alles
auf den Markt werfen. Auch das, was auf den Müll gehört.
"Oder (möglicherweise etwas too much für den hier vorherrschenden
Hang zum Schubladendenken ;-) ): braucht es so eine Kategorisierung überhaupt?
Was sagt sie am Ende aus? Wer beurteilt das? Wem nutzt das?"
Doch, sie hat ihren Sinn.
Z. B.
- weil sie uns anhält, uns Mühe zu geben,
- weil der Verzicht auf Qualitätsmaßstäbe
einen Freibrief für die Pfuscher und die (Denk)Faulen darstellt
und eines denkenden, kultivierten Wesens
unwürdig ist (Vorsicht Pathos!)
- weil auch die naturgemäß ergebnislose Diskussion
über Qualitätsmaßstäbe
uns helfen kann, tiefer in die Dinge einzudringen.
Als vernünftiger Mensch sollte man sich zu dieser Frage (#48)
überhaupt nicht äußern. Alles schon 1000 x gesagt worden.
Man sondert zwangsläufig Allgemeinplätze ab. (An meine
eigene Adresse gerichtet!)
#50Report
[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: Marcello Rubini ...
Für mich persönlich bleibt da zunächst noch der Gedanke am Rande,
warum ich hier in der MK so wenig Ungewöhnliches sehe. Vielleicht
aber schaue ich da nicht genug.
Es gibt auch in der MK kreative, innovative und ungewöhnliche Fotos,
doch technisch gut gemachte Fotos im Mainstream-Stil kommen in
der Masse eben besser an, um Modelle zu finden.
Wenn man Modelle für ihren Auftritt bezahlt, spielt das keine Rolle;
doch wenn man eher Modelle für freie Projekte auf TfP-Basis sucht,
sind Beispielfotos im Mainstream-Stil besser geeignet, um sie nicht
gleich mit zu extravaganten oder provokativen Fotos abzuschrecken.
Daher meine Theorie:
Mit "gefälligen Fotos" auf der Fotosedcard - oder Bildern die relativ
zahlreiche Likes erzeugen - lassen sich mehr Modelle von einer freien
Zusammenarbeit überzeugen, als mit Extravaganzen, Kreativität oder
Experimenten. Also "Wie es euch gefällt", nach der Kommödie eines
bekannten Dichters und das ist ja auch der tiefere Sinn der MK ... ;-)
#51Report
[gone] User_6449
5 years ago
Zitat: Casa de Chrisso ...
Analogfotografie ist keine künstliche Beschränkung, natürliches Licht
nicht Studioblitz unterlegen, die Qualität ist nicht schlechter, es ist
schlicht ein anderer Weg seine Kreativität auszuleben.
Selbst Urmenschen konnten Bilder auf die Wände ihrer Höhlen bringen,
auch wenn ihre technischen Möglichkeiten noch sehr schlecht waren.
Die technischen Möglichkeiten haben sich im Laufe der Zeit verbessert
- bis hin zur Digitaltechnik - aber es gilt bis heute: "Ohne ausreichende
techninische Kenntnisse gibt es kein brauchbares Bild."
#52Report
5 years ago
@pepper:
Die verlinkten Beispiele finde ich eher "Instagram-typisch", Instagram-Mainstream. Was ich an einigen Maxmodels-Portfolios (an einigen, nicht an allen!) so beeindruckend finde ist, daß die sich (wieder) etwas trauen, das man sich vor einigen Jahrzehnten getraut hat, und das heute ziemlich verloren gegangen ist.
Nicht im Sinne von "Nostalgie", sondern im Sinne von "wir machen fotografisch da weiter, wo viele 'im Westen' irgendwann in den letzten 25 Jahren eine andere Abzweigung genommen haben".
Die verlinkten Beispiele finde ich eher "Instagram-typisch", Instagram-Mainstream. Was ich an einigen Maxmodels-Portfolios (an einigen, nicht an allen!) so beeindruckend finde ist, daß die sich (wieder) etwas trauen, das man sich vor einigen Jahrzehnten getraut hat, und das heute ziemlich verloren gegangen ist.
Nicht im Sinne von "Nostalgie", sondern im Sinne von "wir machen fotografisch da weiter, wo viele 'im Westen' irgendwann in den letzten 25 Jahren eine andere Abzweigung genommen haben".
#53Report
5 years ago
@Peter Herhold:
@ fNoir
Es liegt also an der immer besser und preiswerter werdenden Digitalechnik, dass die Bilder oft schlechter werden und die Kreativität abnimmt?
Ob es ursächlich daran liegt wäre ein sehr vertiefte Analyse wert. Der zeitliche Zusammenhang ist aber auffallend. (Nur ist ein zeitlicher Zusammenhang noch lange kein ursächlicher.)
Texte jedenfalls werden nicht besser, wenn die Textverarbeitungs-Software einen "Formulierungs-Generator mit KI" hat. Fotos auch nicht, wenn die Kameras in Richtung "Motiv- und Gestaltungs-Automatik" gehen.
#54Report
5 years ago
Wer das Belichtungsdreieck verstehen will, tut gut daran das mit einer alten Kamera zu tun die Dir gar nichts anderes übrig lässt - damit weißt Du im Nullkommanix wie Blende und Verschlusszeit funktionieren. Im Gegensatz zu Millionen Besitzern digitaler Kameras die nicht aus den Automatiken herauskommen da sie Dir nicht mehr die haptische Verbindung z.B. von Blende/Blendenring usw zeigen.
Da ist was wahres dran!
#55Report
5 years ago
@Norbert Hess:
@Marcello Rubini
Marcello: die Nachfrage ist ein (und zwar elementares) Qualitätsmerkmal. Nicht das ausschließliche!
Für Kunsthandwerk: ja. Für Kunst: nein.
Wenn die Kassenumsätze ein Maßstab für künstlerische Qualität wären, wären die Paukerfilme und die Schulmädchen-Reporte die wichtigsten Beispiele für besonders gute deutsche Filmkunst der 70er Jahre.
Und Rosamunde Pilcher gebührte der Literatur-Nobelpreis...
Wichtig ist bei der ganzen Sache nur, jetzt nicht auf der anderen Seite dem Irrtum zu erliegen, es sei ein Ausweis für besonders gute Kunst, daß möglichst wenige Leute sie gut finden... Auch das führt in die Irre.
#56Report
5 years ago
@Peter Herhold:
Es gibt auch in der MK kreative, innovative und ungewöhnliche Fotos, doch technisch gut gemachte Fotos im Mainstream-Stil kommen in der Masse eben besser an, um Modelle zu finden.
Wenn man Modelle für ihren Auftritt bezahlt, spielt das keine Rolle; doch wenn man eher Modelle für freie Projekte auf TfP-Basis sucht, sind Beispielfotos im Mainstream-Stil besser geeignet, um sie nicht gleich mit zu extravaganten oder provokativen Fotos abzuschrecken.
Das ist jetzt mal ein ganz interessanter Ansatz...
Ist das wirklich so? Oder anders gefragt: kann man wirklich gut "extravangante, provokative Fotos" (also Fotos, die weitab vom Mainstream sind) mit Models machen, die eigentlich erstmal nur auf Mainstream-Beispiel-Fotos anspringen? Und von dem, für das man sie ja eigentlich braucht, abgeschreckt würden?
Also etwa: "Ich zeige erstmal Mainstream, damit die Models sich davon angezogen fühlen - und dann erkläre ich ihnen, daß sie für mein hochkreatives Projekt kopfüber in einem lebendigen Alligator stecken sollen, oder was auch immer völlig abgedrehtes machen sollen"?
Da versuche ich doch lieber, gleich Models zu finden, die einerseits exhibitionistisch genug und andererseits "abgedreht" genug sind, um an einen Fotografen vor allem und eigentlich nur die Anforderung zu haben: "Langeweile mich nicht! Fordere mich heraus!"
Unter Schauspielschüler/innen und Newcomer-Schauspielern findet man manchmal solche Perlen. Wer sich sowas traut, dem kann man auch eher erklären, wieso er/sie mit Militärstiefeln und einem pinkfarbenen Bikini-Top bekleidet (und sonst nichts) in einem riesigen leeren ArtDeco-Speisesaal auf einem Tisch hocken und am ausgestreckten rechten Arm eine Katze im Genick gepackt in die Luft halten soll...
Zumindest würde man nicht sofort für verrückt erklärt werden, sondern bekäme als Reaktion eher ein "Ich versuche es mir vorzustellen. Laß uns das mal probieren."
Oder wie es mir einmal eine Schauspielerin so schön sagte: "Schauspieler dürfen keine Scheu haben, sich zum Horst zu machen. Wichtig ist nur, daß der Horst interessant ist."
#57Report
5 years ago
Ich denke schon, dass insbesondere mit der ständigen Verfügbarkeit der Handy-Kamera und garniert mit den heutigen technischen Möglichkeiten, im Sinne von "das Smartphone plus Filter" heute ganz einfach viel mehr fotografiert wird als früher und die Bilder vom Kamerabesitzer meist für mehr als weniger gut befunden werden.
Wenn aus einer neuen Quantität irgendwann eine neue Qualität wird, funktioniert das natürlich auch in beide Richtungen. Wirkliche Kreativität ist unabhängig davon jedoch immer in den beteiligten Protagonisten begründet, ob vor oder hinter der Kamera. Wenn du keine Ideen hast bzw. umsetzen kannst, ist es egal, ob du eine D5 oder ein Eierphone in der Hand hast.
Wenn aus einer neuen Quantität irgendwann eine neue Qualität wird, funktioniert das natürlich auch in beide Richtungen. Wirkliche Kreativität ist unabhängig davon jedoch immer in den beteiligten Protagonisten begründet, ob vor oder hinter der Kamera. Wenn du keine Ideen hast bzw. umsetzen kannst, ist es egal, ob du eine D5 oder ein Eierphone in der Hand hast.
#58Report
5 years ago
Selbst Urmenschen konnten Bilder auf die Wände ihrer Höhlen bringen,
auch wenn ihre technischen Möglichkeiten noch sehr schlecht waren.
Vor allem hatten die schon ein brauchbares Konzept für die Langzeitarchivierung. :)
#59Report
Topic has been closed
Ich verstehe gut, was Du meinst. Ich finde mein Leben lang schon eine gewisse, durchaus unverbindliche Art des Austausches mit anderen Kreativen, vor allem auch mit solchen aus anderen Genres, ungemein inspirierend und faszinierend. Darum fotografiere ich auch so gern Schauspieler, Sänger, Musiker... jeder bringt seine künstlerische Ernsthaftigkeit mit, das kann unheimlich viel Spaß machen.
Ich glaube nur nicht, daß das "virtuell" funktioniert. Das lebt vom persönlichen Kontakt. Das lebt davon, daß das "miteinander reden" unmittelbar ins "miteinander kreativ sein" übergehen kann.