Unzufrieden mit Hochzeitsfotos - Recht auf Wiederholung des Shootings? 109
[gone] VisualPursuit
19.04.2012
Original von 18% grey
Als Fotograf muss man die Leute auch mitreißen können. (...)
Dazu gehört allerdings auch ein Paar das sich mitreissen lässt.
Wenn die sich aber Gedanken darüber machen wie sie mit dem
ungebetenen Ex der Braut umgehen, der gerade auf Krawall gebürstet
aufgelaufen ist, oder der Patenonkel gerade ganz grün im Gesicht am
Tisch sitzt, dann kann das mit dem mitreissen schwieriger werden.
Ich hab auf einer Hochzeit erlebt dass der schwer herzkranke Vater
einen Schwächeanfall bekam, sich lang machte und dabei eine fiese
Platzwunde zuzog. Der ebenfalls schwer herzkranke Bräutigam der
schon drei Operationen am offenen Herzen hinter sich hatte und dabei
beidseitige Lungeninsuffizienz hat, wechselte seine Farbe sofort auf
Familiengrün, was alle anderen zur Adrenalinproduktion anregte.
Dann reiss mal mit und produzier glückliches Grinsen.
Die Bilder sind "anders" geworden. Vattern sass anschliessend frisch
genäht am Tisch, Bräutigam hatte Nitro geworfen, und alle machten
das beste daraus.
Keine Planung überlebt den ersten Feindkontakt, und ohne vor Ort
gewesen zu sein kann keiner von uns etwas substantielles sagen.
Die Position der Fotografin wäre für mich das interessanteste.
#82Report
19.04.2012
Genau so ist es, auch ein Fotograf kann aus einer Kartoffel kein Orange machen!
#83Report
19.04.2012
Original von VisualPursuit
[quote]Original von 18% grey
Als Fotograf muss man die Leute auch mitreißen können. (...)
Dazu gehört allerdings auch ein Paar das sich mitreissen lässt.[/quote]
Ja.
Aber nun bleiben wir bitte mal realistisch - in 99,99 Prozent aller Hochzeits-Fälle ist das nicht das Problem, da haben die Brautleute nicht schon vor der Trauung im Kopf, wie sie sich am besten wieder scheiden lassen oder die Schwiegermutter unauffällig umbringen können.
Du bist doch auch wahrlich erfahrener Fotograf genug um zu wissen, daß es Menschen gibt, die fotogen sind (fotogen = lassen sich gut fotografieren, die Kamera liebt sie), und Menschen, die nicht fotogen sind, und gerade die muß ein guter Fotograf können. Denn auch "unfotogene" Menschen kann man sehr gut fotografieren.
Es ist nur eben schwieriger. Aufwendiger. Mühseliger.
Wenn die sich aber Gedanken darüber machen wie sie mit dem
ungebetenen Ex der Braut umgehen, der gerade auf Krawall gebürstet
aufgelaufen ist, oder der Patenonkel gerade ganz grün im Gesicht am
Tisch sitzt, dann kann das mit dem mitreissen schwieriger werden.
Das ist jetzt aber eine ziemlich hergeholte Vorstellung.
Ich hab auf einer Hochzeit erlebt dass der schwer herzkranke Vater
einen Schwächeanfall bekam, sich lang machte und dabei eine fiese
Platzwunde zuzog. Der ebenfalls schwer herzkranke Bräutigam der
schon drei Operationen am offenen Herzen hinter sich hatte und dabei
beidseitige Lungeninsuffizienz hat, wechselte seine Farbe sofort auf
Familiengrün, was alle anderen zur Adrenalinproduktion anregte.
Ja.
Aber mal ehrlich: wie oft passiert sowas?
Und ganz ehlich: wenn das passiert, dann sind das wirklich nicht die Kunden, die sich hinterher beschweren, daß auf den Hochzeitsfotos nicht alle glücklich strahlen...
Keine Planung überlebt den ersten Feindkontakt
Ja.
und ohne vor Ort gewesen zu sein kann keiner von uns etwas substantielles sagen.
Doch. Das kann man.
Wenn die Fotos nicht so sind wie der Kunde sich das vorgestellt hat, dann ist in 99,99 Prozent aller Fälle der Fotograf schuld, weil der einfach seinen Job nicht gut gemacht hat. Sei es beim Fotografieren, sei es vorher bei der Planung, sei es vorher bei der Absprache des Auftrags.
#84Report
19.04.2012
Original von a-fis
Genau so ist es, auch ein Fotograf kann aus einer Kartoffel kein Orange machen!
Nein, aber ein guter Fotograf fotografiert eine Kartoffel so, daß der größte Orangenliebhaber sagt "Mensch - ich hätte ja nie gedacht, wie toll eine Kartoffel aussehen kann!"
#85Report
19.04.2012
Original von Dorfstudio
Für die Bundestagswahl 1980 wurde versucht von Franz Jesef Strauß ein Foto für ein Wahlplakat zu machen auf dem er sympathisch wirken sollte - um ihn darauf sympathisch zu finden musste man aber voll durch die rosarote Brille schauen.
Ich habe übrigens den Wahlkampf 1980 für Associated Press fotografiert, und dabei erstaunlich viele Menschen kennengelernt, die Franz Josef Strauß enorm sympathisch fanden.
Ich fand Franz Josef Strauß übrigens auch sehr sympathisch - als Pressefotograf.
Unter Pressefotografen gab es damals wohl keinen Politiker, der auch nur ansatzweise so beliebt war wie FJS. FJS hat buchstäblich alles mitgemacht, was Fotografen von ihm wollten, und es gibt den schönen Spruch von ihm: "Ich habe nur einen Wunsch an die Pressefotografen: sie mögen mich nicht fotografieren, während ich mir Nase schneuze. Alles andere stört mich nicht."
Willy Brandt fand ich als Mensch und Politiker sympathisch - aus der Perspektive des Pressefotografen war er, sehr freundlich ausgedrückt, ein Kotzbrocken.
Helmut Schmidt fand ich als Politiker beachtlich, ja bewunderswert - aus der Perspektive des Pressefotografen war er ein Mega-Kotzbrocken.
#86Report
19.04.2012
Original von -rw-
Ich würde euch die Bilder zum besseren Verständnis gern zeigen, aber das wollen die Beiden nicht.
Mir ging es Anfangs nur darum ob jemand weis wie das ganze rechtlich ungefähr aussieht und um allgemeine Meinungen.
Was mich dann ein wenig geärgert hat, war das bei manchen der Ton stark Richtung "Egal wie, das Paar ist Schuld" ging. Das hat mich dann doch leider so sehr geärgert dass ich selbst pampig wurde.
Da muß man zwei Dinge sorgfältig unterscheiden und trennen - und das überfordert natürlich in einem WWW-Forum erfahrungsgemäß viele, denn weder Textverständnisvermögen noch Abstraktionsfähigkeit sind in der deutschen Bevölkerung besonders stark ausgeprägt...
Eine Sache ist es, welche rechtlichen Ansprüche des Kunden gegen den Fotografen bei der Leistung "Hochzeitsfotos" bestehen.
Da wird man meines Erachtens wenig machen können, sofern die Fotos technisch-handwerklich in Ordnung sind und inhaltlich die Augenblicke zeigen, die man von Hochzeitsfotos erwarten darf und die abgesprochen waren.
Eine andere Sache ist es, welches Selbstverständnis ein selbständiger Fotograf haben sollte, der Hochzeitsfotos macht.
Da finde ich die Kritik, so wie sie beschrieben wird, nachvollziehbar.
Und was ich absolut nicht nachvollziehbar und völlig inakzeptabel finde, das ist die Haltung:
"Wenn die Leute auf den Fotos steif gucken, dann sind die doofen Leute Schuld, nicht der Fotograf."
Das geht überhaupt nicht.
Das hat aber nichts mit "Rechtslage" zu tun, sondern mit einem Selbstverständnis als Fotograf.
Tut mir leid, aber wenn meine Kunde bei meinen Fotos nicht mindestens sagen: "Jau, das ist in Ordnung. Das ist saubere Arbeit", dann empfinde ich das als absolutes Desaster.
Dann habe ich versagt.
Das ist das Minimum, das ich nach meinem Selbstverständnis leisten muß, wenn ich für Bezahlung einen Fotoauftrag übernehmer, und zumal einen "wichtigen" wie eine Hochzeit.
Zumal ich denke dass es Aufgabe eines guten Fotografen ist dem Paar blödsinnige Ideen auszureden.
Selbstverständlich, aber das ist im Regelfall ja auch nicht das Problem. Und vor allem führen "unrealistische Ideen" des Brautpaars ja nun nicht zwangläufig dazu, daß die auf allen Fotos "doof" aussehen. Das eine hat im Gegenteil wenig mit dem anderen zu tun.
Selbstverständlich kann es passieren, daß sich die Leute zu einer bestimmten Sache ganz besonders tolle Bilder vorstellen und dann hinterher sehen, daß das bildlich gar nicht so super rüber kommt. Wenn ein Brautpaar tatsächlich nur diese eine Sache fotografiert haben will und ich schon vorher erkenne, daß das nichts taugt, dann muß ich das sagen.
In der Praxis aber passiert doch etwas völlig anderes.
In der Praxis sagt das Brautpaar: "Und dann möchten wir unbedingt noch Fotos im XYZ-Saal haben", wobei der XYZ-Saal ein Saal der Location ist, wo die heiraten.
Der XYZ-Saal ist aber gar nicht wirklich fotogen, der sieht nur für den Laien so aus. Was also tun? Ganz einfach: da ich das vorher geklärt habe oder kurzfristig vor Ort erkenne und berücksichtige, mache ich denen wie gewünscht auch ihre Fotos im XYZ-Saal, und wenn sie ein paar Tage später die Fotos bekommen, dann werden sie überrascht feststellen, daß die Fotos auf der ABC-Terrasse, die ich natürlich auch noch gemacht habe, weil ich gesehen habe, daß die fotografisch taugt, ja viel schöner sind.
Und alle sind glücklich und zufrieden.
Ich hab mal eine Hochzeit im Plöner Schloss fotografiert, oder besser gesagt in einem Nebengebäude des Plöner Schlosses.
Wer "im Plöner Schloss" heiratet , der macht das - das darf man unterstellen - weil er eine diffuse Vorstellung von "Schloss, edel, nobel" hat. Der sieht sich in einem Rosamunde Pilcher Film, bei seiner Hochzeit. Oder so.
Das würde auch alles wunderbar funktionieren... wenn nicht irgendein Barbar für diesen wunderschönen Saal mit Stuckverzierung, Kronleuchter, Parkettboden, genialen Fenstern, alles vom feinsten, voll Rosamunde Pilcher... für diesen Saal völlig unpassende pottenhäßliche Stapelstühle gekauft hätte...
Okay.
Da stehst du dann als Fotograf und stellst dir vor, mit der für diese Anschaffung verantwortlichen Dame mal einen Abend im Schlossverließ zu verschwinden und ein paar mittelalterliche Foltermethoden anzuwenden, die du immer schon mal ausprobieren wolltest.
Hilft kurzfristig aber auch nicht weiter. Also Plan B (oder C, D, E) - es gibt andere Optionen, "Schloss-Ambiente" zu schaffen. Kein Problem. Man muß sie nur sehen.
Aber wie war das noch gleich? Fotografen sollen ja auch sehen können.
Und dann ist man sich hinterher mit den Kunden einig: Ja, die könnten wirklich mal schönere Stühle kaufen, vor allem angesichts der Miete, die sie für den Saal kassieren. Aber was soll's - wir haben ja einen riesen Stapel weiterer Fotos mit völlig ungetrübtem Schloss-Ambiente.
Und das schönste Kompliment, das man zu hören bekommt, das ist dann: "Das haben wir ja gar nicht gesehen, wie toll diese Ecke da im Schlosspark aussieht...!"
Tja. Deshalb bezahlt man mich ja auch dafür, Fotos zu machen, und Dich dafür, Autos zu verkaufen...
#87Report
19.04.2012
Genau so ist es.
Man sollte überall seinem Kunden genau zuhören, seine Wünsche berücksichtigen, aber den eigenen Kopf nicht abschalten. Nichts ist für mich schlimmer, wenn ich bei uns in der Firma Leute sehe, die Scheiße umsetzen mit dem Argument "Der Kunde will das so".
Der Kunde hat zwar eine Vorstellung, aber nicht immer die größte Ahnung. Erfahrungsgemäß ist einem der Kunde sehr sehr dankbar, wenn man ihm hilft und erklärt, warum eine andere Variante die besser Wahl ist. Das hat nix mit überreden zu tun, sondern dem Kunden eine Alternative zu zeigen und sie ihm zu erklären.
Man sollte überall seinem Kunden genau zuhören, seine Wünsche berücksichtigen, aber den eigenen Kopf nicht abschalten. Nichts ist für mich schlimmer, wenn ich bei uns in der Firma Leute sehe, die Scheiße umsetzen mit dem Argument "Der Kunde will das so".
Der Kunde hat zwar eine Vorstellung, aber nicht immer die größte Ahnung. Erfahrungsgemäß ist einem der Kunde sehr sehr dankbar, wenn man ihm hilft und erklärt, warum eine andere Variante die besser Wahl ist. Das hat nix mit überreden zu tun, sondern dem Kunden eine Alternative zu zeigen und sie ihm zu erklären.
#88Report
19.04.2012
Halten wir fest...
Der fotograf hat und sollte aus privatem ehrgeiz und leidenschaft sowie seinem berufsethos gegenüber stets sein bestes geben , das die bilder gut werden und den kunden, das hochzeitspaar zufrieden stellen
Egal wie wenig zeit, egal wie die umstände, darin liegt die kunst und es ist eigentlich auch aselbstverstarndlich. Immerhin ist es der wichtigste tag im leben uns das brautpaar vertraut der kunst des fotografen und gibt sich dessen können hin.
In ausnahmefällen gibt es situationen wo es einfach nicht so läuft und sogar medizinische notfälle auftreten, die sich zwangsläufig auf die bilder in ihrer wirkung auswirken, wenngleich es aber auch ein unvergesslicher tag bleiben wird.
Des weiteren ist der preis kein statisches hilfsmittel fuer ein kriterium was fuer bilder in welcher qualität man erwarten darf und ob sich das auf ein nachshooting rechtswirksam auswirke kann oder darf.
Ebenso bleibt und ist uns allen bewusst das wir ohne dabei gewesen zu sein nur schwert bis kaum darüber urteilen dürfen und können, wer was, wieviel oder wie wenig zu dem ergebnis der bilder beigetragen hat.
Ein guter fotograf sieht sich mit stolz bestätigt wenn die bilder das paar überzeugen und er ihre vorstellung der bilder plastisch realisieren konnte. wenn nicht hat er in sich zu gehen und an sich zu arbeiten.
Auch menschen die “doof“ gucken können lächeln wenn der fotograf in eine pfuetze tritt und sich das stativ ans knie schlägt, während die hose platzt :)
Ich glaube damit kann ich mich nicht nur anfreunden, das ist so. Auch entgegen meiner anfänglichen revolte ;)
Ps. Handygetippe...dicke finger kleine tasten
Der fotograf hat und sollte aus privatem ehrgeiz und leidenschaft sowie seinem berufsethos gegenüber stets sein bestes geben , das die bilder gut werden und den kunden, das hochzeitspaar zufrieden stellen
Egal wie wenig zeit, egal wie die umstände, darin liegt die kunst und es ist eigentlich auch aselbstverstarndlich. Immerhin ist es der wichtigste tag im leben uns das brautpaar vertraut der kunst des fotografen und gibt sich dessen können hin.
In ausnahmefällen gibt es situationen wo es einfach nicht so läuft und sogar medizinische notfälle auftreten, die sich zwangsläufig auf die bilder in ihrer wirkung auswirken, wenngleich es aber auch ein unvergesslicher tag bleiben wird.
Des weiteren ist der preis kein statisches hilfsmittel fuer ein kriterium was fuer bilder in welcher qualität man erwarten darf und ob sich das auf ein nachshooting rechtswirksam auswirke kann oder darf.
Ebenso bleibt und ist uns allen bewusst das wir ohne dabei gewesen zu sein nur schwert bis kaum darüber urteilen dürfen und können, wer was, wieviel oder wie wenig zu dem ergebnis der bilder beigetragen hat.
Ein guter fotograf sieht sich mit stolz bestätigt wenn die bilder das paar überzeugen und er ihre vorstellung der bilder plastisch realisieren konnte. wenn nicht hat er in sich zu gehen und an sich zu arbeiten.
Auch menschen die “doof“ gucken können lächeln wenn der fotograf in eine pfuetze tritt und sich das stativ ans knie schlägt, während die hose platzt :)
Ich glaube damit kann ich mich nicht nur anfreunden, das ist so. Auch entgegen meiner anfänglichen revolte ;)
Ps. Handygetippe...dicke finger kleine tasten
#89Report
[gone] VisualPursuit
19.04.2012
Original von TomRohwer
[quote]Wenn die sich aber Gedanken darüber machen wie sie mit dem
ungebetenen Ex der Braut umgehen, der gerade auf Krawall gebürstet
aufgelaufen ist, oder der Patenonkel gerade ganz grün im Gesicht am
Tisch sitzt, dann kann das mit dem mitreissen schwieriger werden.
Das ist jetzt aber eine ziemlich hergeholte Vorstellung.
[/quote]
Nein. Selbst erlebt.
Ich hab auf einer Hochzeit erlebt dass der schwer herzkranke Vater
einen Schwächeanfall bekam, sich lang machte und dabei eine fiese
Platzwunde zuzog. Der ebenfalls schwer herzkranke Bräutigam der
schon drei Operationen am offenen Herzen hinter sich hatte und dabei
beidseitige Lungeninsuffizienz hat, wechselte seine Farbe sofort auf
Familiengrün, was alle anderen zur Adrenalinproduktion anregte.
Ja.
Aber mal ehrlich: wie oft passiert sowas?
[/quote]
Ein Mal fand ich schon zu häufig. Aber es kommt vor.
[quote]
und ohne vor Ort gewesen zu sein kann keiner von uns etwas substantielles sagen.
Doch. Das kann man.
[/quote]
Sagen kann man alles. Wie stichhaltig das dann ist lassen wir mal dahingestellt.
Wenn die Fotos nicht so sind wie der Kunde sich das vorgestellt hat,
dann ist in 99,99 Prozent aller Fälle der Fotograf schuld, weil der einfach
seinen Job nicht gut gemacht hat.
Ich mach den Job nun lange genug um viele bunte Geschichten erzählen
zu können, und ich teile diese Ansicht nicht. Ich hab auch schon Brautpaare
erlebt die am Tag der Hochzeit sehr deutlich zeigten dass sie eigentlich gar
keinen Fotografen wollten und nur auf Wunsch der Eltern einen gebucht haben.
Da kann man machen was man will, ein schwarzes Bild wäre das einzige was
die Vorstellungen befriedigen könnte.
Im englischen Sprachraum nennt man das "Bridezilla". Hab ich glücklicherweise
selten erlebt, kommt aber vor.
Ich bin gut, aber nicht perfekt. Es gibt Umstände unter denen ich anerkennen
muss dass ein gutes Ergebnis nicht möglich ist, und dass das nicht einfach auf
den Fotografen geschoben werden kann.
Sei es beim Fotografieren, sei es vorher bei der Planung, sei es vorher bei
der Absprache des Auftrags.
Da sind wir wieder beim Vorgespräch. Abgelehnt. Brautpaar per Mail auf eine
Mustergalerie hingewiesen und gesagt was sie etwa erwarten können. Um
Rücksprache gebeten, erfolglos. Brautpaar beim verspäteten Eintreffen (des
Brautpaares!) am Standesamt kennengelernt, und losgelegt. Gruppenfotos
auf der Treppe oder im Park (oder sonstwo) abgelehnt, Brautpaar abgefahren.
Und dann kam die Reklamation warum denn der schöne Schuh (samt
Elefantenfuss) nicht auf den Bildern sei? Natürlich hat auch die Mutter
des Bräutigams (die den Job bezahlte) angemeckert dass keine Gruppenfotos
gemacht wurden. Das Brautpaar haut ab, aber der Fotograf wird angemeckert.
Sorry, aber es gibt Umstände da ist man machtlos.
#90Report
19.04.2012
Original von TomRohwer
[quote]Original von a-fis
Genau so ist es, auch ein Fotograf kann aus einer Kartoffel kein Orange machen!
Nein, aber ein guter Fotograf fotografiert eine Kartoffel so, daß der größte Orangenliebhaber sagt "Mensch - ich hätte ja nie gedacht, wie toll eine Kartoffel aussehen kann!"[/quote]
Vom Prinzip her hast du vollkommen Recht. Aber die Realität sieht meistens anders aus. Zum einem regelt die Kostenfrage einen nicht unwesentlichen Teil der Angelegenheit, weil das Brautpaar lieber die Torte größer wählt, als mehr für ordentliche Fotos auszugeben. Zum andern ist es meist so, dass sich das Brautpaar zwischen Trauung und Kaffeetrinken schnell mal eine Stunde abzwackt, für Fotos halt, muss eben sein. Dabei ist die Braut schnell mal genervt und der Bräutigam fast immer überfordert. Wenn Du dann noch "Glück" hast, zieht ein Tross der Verwandten hinter dir und deinen Bemühungen her, mal ganz zu schweigen von den Hobbyfotografen. Die Qualität der Bilder bei einer Hochzeit ist nicht nur abhängig vom Können des Fotografen und seiner Assistenz, sonder auch und das eher noch mehr, vom Niveau der Gesellschaft, in die du da kommst.
Es gibt Fälle, da kannst du einfach nur ausrasten.
#91Report
19.04.2012
Dann ist er ein lausiger Architekt.
Nicht zwingend. Ich sehe es als Aufgabe des Architekten an, alle – aus seiner Erfahrung und aufgrund seines Spezialwissens – relevanten Aspekte abzufragen und erst dann mit dem Bau zu beginnen, wenn er ausreichende und befriedigende Antworten erhalten hat. Merke: Der Häuslebauer baut nur einmal, für den Architekten ist es sein Beruf.
Doch, genau das ist schlechte Vorbereitung. Denn aauch die Bildsprache sollte Teil des Vorgesprächs sein, wie auch der Tagesablauf, die Wünsche des Brautpaars und vieles andere mehr. Und weil ich als Fotograf nicht von meinen Kunden so viel visuelles Abstraktionsvermögen erwarten kann, habe ich Beispielbilder, anhand derer ich zeigen kann, was sie erwartet.
Genau! :)
Original von Polarlicht
Doch, ein Architekt weiss im Grundsatz nichts, von
einem Schulhaus, eier Kirche, einer Autowerkstatt oder von einem Einfamilienhaus.
Nicht zwingend. Ich sehe es als Aufgabe des Architekten an, alle – aus seiner Erfahrung und aufgrund seines Spezialwissens – relevanten Aspekte abzufragen und erst dann mit dem Bau zu beginnen, wenn er ausreichende und befriedigende Antworten erhalten hat. Merke: Der Häuslebauer baut nur einmal, für den Architekten ist es sein Beruf.
Original von Polarlicht
Der Kunde muss schon erklären können, was er damit genau machen will.
Doch, genau das ist schlechte Vorbereitung. Denn aauch die Bildsprache sollte Teil des Vorgesprächs sein, wie auch der Tagesablauf, die Wünsche des Brautpaars und vieles andere mehr. Und weil ich als Fotograf nicht von meinen Kunden so viel visuelles Abstraktionsvermögen erwarten kann, habe ich Beispielbilder, anhand derer ich zeigen kann, was sie erwartet.
Original von Polarlicht
Der Fotograf kommt kaum auf die Idee, danach zu fragen,
das Paar hat den Fotografen engagiert, weil dieser bei der Hochzeit des Exfreundes
des aktuellen Paares schöne Bilder gemacht hat. Das hat nichts mit guter Arbeit
zu tun sondern mit "Missverständnis."
Genau! :)
Original von Polarlicht
Wie gesagt:
Bilder zeigen - wie will das Paar eine Beratung, wenn die Bilder nicht zu sehen sind.
Gedachte Vereinbarungen auflisten - dann könnte man was schreiben.
#92Report
19.04.2012
Und den Auftrag trotzdem angenommen? Na dann: Selber schuld.
Original von VisualPursuit
Da sind wir wieder beim Vorgespräch. Abgelehnt. ... Um Rücksprache gebeten, erfolglos.
#93Report
[gone] VisualPursuit
19.04.2012
Original von Georg Banek (Mainz)
Und den Auftrag trotzdem angenommen? Na dann: Selber schuld.
Nein. Meine Mutter fühlte sich der Mutter des Bräutigams sehr verpflichtet.
Ablehnen war da keine Option. Überflüssig zu erwähnen, dass ich mir das
ganze Gemecker auch noch für einen sehr kleinen Preis eingefangen habe.
#94Report
19.04.2012
Der Fotograf hat handwerklich fehlerfrei gearbeitet, also gibt es keinen Grund für eine
Reklamation.
Vielleicht liegt es daran, dass das Brautpaar nicht fotogen ist, ich selbst hatte auch schon
Leute vor der Kamera, die einfach nicht freundlich rüber kamen bzw. sie gaben sich keine
Mühe, denn es muss schon eine Kooperation geben zwischen Fotograf und Brautpaar,
sonst gibt es nie schöne BIlder.
Reklamation.
Vielleicht liegt es daran, dass das Brautpaar nicht fotogen ist, ich selbst hatte auch schon
Leute vor der Kamera, die einfach nicht freundlich rüber kamen bzw. sie gaben sich keine
Mühe, denn es muss schon eine Kooperation geben zwischen Fotograf und Brautpaar,
sonst gibt es nie schöne BIlder.
#95Report
25.04.2012
Original von a-fis
[quote]Original von TomRohwer
[quote]Original von a-fis
Genau so ist es, auch ein Fotograf kann aus einer Kartoffel kein Orange machen!
Nein, aber ein guter Fotograf fotografiert eine Kartoffel so, daß der größte Orangenliebhaber sagt "Mensch - ich hätte ja nie gedacht, wie toll eine Kartoffel aussehen kann!"[/quote]
Vom Prinzip her hast du vollkommen Recht. Aber die Realität sieht meistens anders aus.[/quote]
Ja, aber das liegt dann an der (fehlenden) Fähigkeit der Fotografen. Die könnten besser fotografieren - das Brautpaar sieht nun mal so aus wie es aussieht, die können nix dran ändern...
Zum einem regelt die Kostenfrage einen nicht unwesentlichen Teil der Angelegenheit, weil das Brautpaar lieber die Torte größer wählt, als mehr für ordentliche Fotos auszugeben.
Auch das ist im Prinzip richtig, allerdings ist der kostenmäßige Aufwand, gute Hochzeitsfotos zu machen nicht größer als der kostenmäßige Aufwand, schlechte Hochzeitsfotos zu machen.
Die guten Hochzeitsfotos werden ja nicht gut, weil der Fotograf mehr Geld ausgibt oder länger arbeitet, sondern weil er seinen Job besser beherrscht.
Zum andern ist es meist so, dass sich das Brautpaar zwischen Trauung und Kaffeetrinken schnell mal eine Stunde abzwackt, für Fotos halt, muss eben sein. Dabei ist die Braut schnell mal genervt und der Bräutigam fast immer überfordert.
Damit muß ein Hochzeitsfotograf umgehen können. Wer das als Ausrede für schlechte Bilder nimmt, sollte das Tätigkeitsgebiet wechseln.
Als Fotoreporter kann ich auch nicht sagen "Hey, scheiße, die Kanzlerin ist schon wieder so schnell weitergerannt...!"
Wenn Du dann noch "Glück" hast, zieht ein Tross der Verwandten hinter dir und deinen Bemühungen her, mal ganz zu schweigen von den Hobbyfotografen.
Ja. Und? Auch das gehört zu einer Hochzeit dazu.
Die Qualität der Bilder bei einer Hochzeit ist nicht nur abhängig vom Können des Fotografen und seiner Assistenz, sonder auch und das eher noch mehr, vom Niveau der Gesellschaft, in die du da kommst. [/quote
Nein. Das ist völlig falsch. Die Qualität der Bilder einer Hochzeit ist einzig und allein vom Können des Fotografen abhängig. (Und, ja, davon, daß er die nötige Technik dabei hat, die er braucht, um sein Können anwenden zu können.)
Auf das "Niveau der Gesellschaft" muß sich der Fotograf einstellen, das ist zentraler Teil seines Jobs.
Davon abgesehen ist auch das nur eine faule Ausrede, denn das "Niveau der Gesellschaft" ist bei Hochzeiten regelmäßig sehr hoch. Die Leute, egal aus welcher Schicht, wissen schon, wie sie sich bei einer Hochzeit benehmen müssen. Unterschiede gibt es bei den "Hochzeitsspäßen", da kann man Hochzeiten haben, wo zu vorgerückter Stunde alle den Ententanz machen müssen, und bei anderen wird nach der Trauung ordnungsgemäß mit Blumen gestreut, ein Sekt getrunken, und das war's, und niemand schleppt Bettlaken zum Durchklettern oder T-Träger zum Durchflexen an.
Das bedeutet für den Fotografen aber auch nur: beim einen gibt's ein "Showprogramm" vorm Standesamt, beim anderen nicht. Die Brautpaare, die ein "Showprogramm" toll finden, wollen auch Fotos davon, und das ist ja auch nett zu fotografieren. Die Brautpaare, die das nicht wollen, vermissen auch keine Fotos von dem nicht gewesenen "Showprogramm".
[quote]Es gibt Fälle, da kannst du einfach nur ausrasten.
Dann macht man was falsch. Solange nicht gerade ein Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft einen Herzinfarkt erleidet, gibt's eigentlich nichts, auf das man sich nicht einstellen und einlassen kann, und das einen an guten Fotos hindern würde.
#97Report
25.04.2012
Original von VisualPursuit
[quote]Original von Georg Banek (Mainz)
Und den Auftrag trotzdem angenommen? Na dann: Selber schuld.
Nein. Meine Mutter fühlte sich der Mutter des Bräutigams sehr verpflichtet.
Ablehnen war da keine Option. Überflüssig zu erwähnen, dass ich mir das
ganze Gemecker auch noch für einen sehr kleinen Preis eingefangen habe.[/quote]
Da hat man dann einen unaufschiebbaren Termin in Timbuktu.
Oder aber den Mumm, klipp und klar zu sagen: Nein, mach ich nicht.
Vor vielen, vielen Jahren sagte mir mal ein Bildredakteur ein großen Nachrichtenagentur einen Satz, den ich nie vergessen habe:
"Ein guter Fotograf ist der Fotograf, der auch mal sagt: Nein, tut mir leid, aber zu dem Thema sehe ich nichts."
#98Report
25.04.2012
Original von 18% grey
Genau so ist es.
Man sollte überall seinem Kunden genau zuhören, seine Wünsche berücksichtigen, aber den eigenen Kopf nicht abschalten. Nichts ist für mich schlimmer, wenn ich bei uns in der Firma Leute sehe, die Scheiße umsetzen mit dem Argument "Der Kunde will das so".
Der Kunde hat zwar eine Vorstellung, aber nicht immer die größte Ahnung. Erfahrungsgemäß ist einem der Kunde sehr sehr dankbar, wenn man ihm hilft und erklärt, warum eine andere Variante die besser Wahl ist. Das hat nix mit überreden zu tun, sondern dem Kunden eine Alternative zu zeigen und sie ihm zu erklären.
Genau so ist es. ;-)
Wobei man auch bald die Erfahrung macht, daß zwischen den Fotos, die gut sind und den Fotos, die der Kunde gut findet, auch noch ein erheblicher Unterschied bestehen kann.
Als Fotograf bin ich dem "guten Bild" verpflichtet. Das sollte ich machen, wann immer ich es sehe.
Als Dienstleister bin ich dem Glück des Kunden verpflichtet. Der muß das Eregebnis gut finden.
Oder, wie der große Helmut Thoma (RTL) es einmal so schön sagte: "Der Wurm muß dem Fisch schmecken, nicht dem Angler."
Richtig gut bin ich als Fotograf, wenn ich gute Bilder plus Bilder, die dem Kunden gefallen, bringe. Und je mehr beides deckungsgleich ist, desto glücklicher darf ich mich schätzen.
Was man aber nie tun darf, und zwar sowohl weil es unternehmerisch Harakiri ist als auch weil es die objektive Qualität der eigenen Arbeit irgendwann ruiniert:
Sich hinstellen und sagen: Das Leben wäre so schön, wenn nur die doofen Kunden nicht wären.
Das ist eine Einstellung, die führt unter allen Gesichtspunkten ins Debakel.
#99Report
25.04.2012
Original von eyemotion - Jack Skin Project
Halten wir fest...
Der fotograf hat und sollte aus privatem ehrgeiz und leidenschaft sowie seinem berufsethos gegenüber stets sein bestes geben , das die bilder gut werden und den kunden, das hochzeitspaar zufrieden stellen
Egal wie wenig zeit, egal wie die umstände, darin liegt die kunst und es ist eigentlich auch aselbstverstarndlich. Immerhin ist es der wichtigste tag im leben uns das brautpaar vertraut der kunst des fotografen und gibt sich dessen können hin.
Am Rande angemerkt: es gehört auch zu den Aufgaben eines Fotografen, sich Zeit und Raum zu erkämpfen.
Aus der Pressefotografie kenne ich den schönen Spruch "Ein guter Pressefotograf muß auch mal die Chuzpe haben, mitten im Fußballspiel auf den Platz zu laufen und zu rufen 'Halt! Stop! So wird das alles nichts, das gibt kein Bild - die Toren müssen jetzt mal beide in die Mitte vom Spielfeld!'"
Klar sagt man dem Brautpaar vorher, wieviel Zeit man ungefähr haben muß. Und wenn mir jemand dann sagt "Ja, dann möchten wir nach der Trauung noch ein Foto mit der ganzen Hochzeitsgesellschaft auf dem Rasen vor der Kirche!" und dafür 5 Minuten einplant, dann sage ich nur: "Wieviele Leute sind das denn?" Und kommt dann die Antwort "Ja, alles zusammen etwa 80", dann sage ich nur: "Liebe Leute - wir brauchen allein schon 10 Minuten, um die 80 Leute nach der Trauung auf dem Rasen vor der Kirche zusammenzusammeln... Dann stellt sich heraus, daß Erbtante Hermine gerade auf dem Klo ist, und bis die 80 irgendwann alle so stehen, daß auch alle zu sehen sind, dauert's noch mal 5 Minuten..."
Und das akzeptiert das Brautpaar auch sofort.
Und wenn man auf der Hochzeit erstmal zugange ist, dann nimmt man sich die nötige Zeit sowieso. Man darf nur nie für sich zu knapp planen.
(... ... ... ...)
Ich glaube damit kann ich mich nicht nur anfreunden, das ist so. Auch entgegen meiner anfänglichen revolte ;)
;-)
#100Report
Topic has been closed
Es muss ein Vorgespräch geben. Wie sollen die Bilder werden.
Ich gehe ja auch nicht in ein Restaurant und sage zum Kellner: "Bringen Sie mir Ihr bestes Essen". Und wenn er nun den besten Rosenkohlauflauf der Welt macht, mir wird er sehr wahrscheinlich nicht schmecken.
Genauso wie man nicht einfach sagen darf "Ich beherrsche technisch meine Kamera, und wenn ich sage "Schaut mal glücklich", dann hat das Brautpaar glücklich zu schauen. Wenn sie halt doof aussehen und unglücklich schauen, dann soll das nicht mein Problem sein"
Dann muss ich in dem Moment so spontan und soviel Menschenkenntnis mitbringen und nach dem dritten Bild merken "Oh mein Gott, das wird so nix, Plan B muss her". Und wenn es dann nur kindische Rumalbereien wie Fange spielen wird. ;)
Als Fotograf muss man die Leute auch mitreißen können. Man muss jemand sein, der auch ohne Probleme vor 30 Leuten ne kleine Rede halten kann. Der Leute dirigieren kann und das auch mit selbstbewußter Bestimmtheit. Einfach jemand der sprüht und damit die Menschen mitreißt.