Organspende? 105

03.05.2010
Ich habe einen Ausweis und plädiere dafür, nur wer selbst einen hat, bekommt Organe im Ernstfall. Und dann entscheidet wer seit Volljährigkeit prozentual länger einen Ausweis hat.
Natürlich gilt das nur so lange wie kein Überangebot an Organen besteht.
Mich regt es auf, dass viele ihre ethischen, moralischen oder Gründe über Bord werfen, wenn sie selbst betroffen sind.
Entweder man ist dafür oder dagegen!
03.05.2010
Original von Frank Becker
Hallo,

ich habe keinen Organspenderausweis und WILL auch keinen.

Es ist mir dabei Wurst ob und wie ich begraben werde. Ausschlaggebend ist für mich allein dass ich keine Lust habe als Ersatzteillager hergenommen zu werden. Und erst Recht, wenn ich nach Ansicht von (ja auch mehreren) Ärzten "nur" Hirntod bin. Denn wäre der ganze Körper tot, wären die Organe ja nutzlos. Das kann machen wer will, ich will es nicht. Und ich würde auch kein Spenderorgan annehmen, sondern in Würde sterben. PUNKT.

Ich halte nämlich das sich um jeden Preis an das Leben klammern für falsch. Genau so übrigens wie heute kaum noch jemand in Würde altern kann. Diesen Jugend- und Lebenswahn muss ich nicht auch noch aktiv unterstützen.

Viele Grüße,
Frank


So viel Mist auf einmal hab ich selten gelesen...nicht nur 80-jährige brauchen ein neues Organ, genügend junge Menschen, denen mit einem Spenderorgan erst ein lebenswertes Leben ermöglicht wird, sind auf Organspender angewiesen.

Was das mit ans Leben klammern zu tun hat, wenn ein 4-jähriger Junge auf eine Niere wartet, ist mir ja ein Rätsel. Kann man ja sterben lassen. Versteh ich.

Ich versteh Futys Ansatz, aber irgendwie find ich das fast rassistisch...wer bestimmt, wer leben darf und wer nicht? Wer es wert ist, weiterzuleben? Find ich etwas vermessen.

Die Entscheidung, Organspender zu sein oder nicht, ist natürlich unangreifbar jedem selbst überlassen...aber die Argumentation find ich schon mal ziemlich ... spannend, teilweise.
03.05.2010
Original von Frank Becker
Und erst Recht, wenn ich nach Ansicht von (ja auch mehreren) Ärzten "nur" Hirntod bin.
...
Ich halte nämlich das sich um jeden Preis an das Leben klammern für falsch.


Wiedersprechen sich die beiden Aussagen nicht? Wenn man in Deutschland für tot erklärt wird, dann sind die Überlebenschancen gegen NULL.
Also klammerst Du in dem Fall doch am Leben (bzw am künstlich erhalten werden)?
03.05.2010
bin auch organspender, ist ne sinnvolle sache. körperwelten find ich okay, ist interessant, aber ob ichs selber machen würde weiß ich spontan nicht ;)

ganzes stück? hrm, nö, muss nich sein. wer nich spenden will soll auch nich, nur darf er dann nicht sagen ich hätte gerne ein spenderorgan. das fänd ich unfair. aus glaubensgründen ists okay wenn man nich spenden mag, nur aus ethischen find ichs doof.
03.05.2010
Ich entscheide das, denn es sind meine Organe. Genauso wie ich entscheide,
welche Hilfsorganisation ich unterstütze. Weil es mein Geld ist. Sieh es mal so:
könnte ich mitentscheiden, würden Leute Organe bekommen - ich kann es nicht,
also bekommt niemand etwas. Und ich kenne einen ganzen Haufen Leute, bei
denen der Wille zur Organspende auch genau an diesem Punkt scheitert!

Und was das ewige Lamento angeht nur wer gibt bekommt auch - wollen wir
das mal auf den Sozialstaat übertragen? Mal kurz nachrechnen wer gibt und
wer bekommt. Wieviel hat wohl der Typ mit dem 6. Drogenentzug (ja den gab
es so wirklich) wohl schon gegeben - im Gegensatz zu dem was er schuldhaft
bekommen hat? Wie gesagt: unverschuldet sieht das alles anders aus!


Original von *KathaStrophe* | Neues.

Ich versteh Futys Ansatz, aber irgendwie find ich das fast rassistisch...wer bestimmt, wer leben darf und wer nicht? Wer es wert ist, weiterzuleben? Find ich etwas vermessen.
03.05.2010
... weil auch nur der, der ins Sozialsystem einzahlt etwas bekommt? :D


Original von Minza *Neues*
wer nich spenden will soll auch nich, nur darf er dann nicht sagen ich hätte gerne ein spenderorgan. das fänd ich unfair.
03.05.2010
Man sollte das Sozialsystem nicht damit vergleichen...es geht bei Organspenden um Leben und Tod.

Ich finde es cool, dass du Blut spenden gehst...aber warum? Ist doch genau das Gleiche!
Der Unfallverursacher, der eine ganze Familie ausgelöscht hat, überlebt und benötigt Blut.
Wieso machst du da einen Unterschied? Kontrollieren kannst du es ja auch nicht, wer dein Blut bekommt.
03.05.2010
Na da bin ich aber froh, das wir ein Solidarsystem haben.

@Futy

Ich habe gelesen, das Du spenden würdest, wenn Du den Empfänger aussuchen dürftest. Da Du das nicht kannst, spendest Du faktisch nicht. Was an der Tatsache erstmal nix ändert.

Ich bleibe bei meiner Behauptung, dass Du umdenken wirst, wenn es Dich oder Deine Familie trifft.

Ich klinke mich in dem Thema hier jetzt aus!


Original von Futility
... weil auch nur der, der ins Sozialsystem einzahlt etwas bekommt? :D


[quote]Original von Minza *Neues*
wer nich spenden will soll auch nich, nur darf er dann nicht sagen ich hätte gerne ein spenderorgan. das fänd ich unfair.
[/quote]
03.05.2010
Bei uns ist auch niemand Alkoholiker / Drogenkonsument etc. :)

Davon ab spendest Du sicher auch gezielt an Unicef etc. und
wirfst nicht einfach einen Stapel Geld in die Luft in der Hoffnung
es würde schon der Richtige aufheben...

Original von cash - just ask for TFP
Na da bin ich aber froh, das wir ein Solidarsystem haben.

@Futy

Ich habe gelesen, das Du spenden würdest, wenn Du den Empfänger aussuchen dürftest. Da Du das nicht kannst, spendest Du faktisch nicht. Was an der Tatsache erstmal nix ändert.

Ich bleibe bei meiner Behauptung, dass Du umdenken wirst, wenn es Dich oder Deine Familie trifft.

Ich klinke mich in dem Thema hier jetzt aus!
03.05.2010
Das Prinzip ist aber das Gleiche. :)

Ganz ernsthaft? Die Firma Haema bezahlt mich dafür, dass ich Blut und
Plasma spende. Fullstop. Und es ist eine "gute Tat", die mich nicht das
Leben kostet. :)


Original von *KathaStrophe* | Neues.
Man sollte das Sozialsystem nicht damit vergleichen...es geht bei Organspenden um Leben und Tod.

Ich finde es cool, dass du Blut spenden gehst...aber warum? Ist doch genau das Gleiche!
Der Unfallverursacher, der eine ganze Familie ausgelöscht hat, überlebt und benötigt Blut.
Wieso machst du da einen Unterschied? Kontrollieren kannst du es ja auch nicht, wer dein Blut bekommt.
03.05.2010
Ist ne komische Logik...es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass du einem Alkoholiker/Verbrecher/Drogensüchtigen/etc. das Leben rettest mit deiner Blutspende, als dass ein Organ benötigt wird.
Ich such dir da gern mal ein paar Statistiken raus.
03.05.2010
Original von Futility
Und es ist eine "gute Tat", die mich nicht das
Leben kostet. :)


Eine Organspende "kostet" Dich Dein Leben? Eher umgekehrt sie *schenkt* Leben.
03.05.2010
Original von Cerunnos (temp. out of order)
[quote]Original von Futility
Und es ist eine "gute Tat", die mich nicht das
Leben kostet. :)


Eine Organspende "kostet" Dich Dein Leben? Eher umgekehrt sie *schenkt* Leben.[/quote]

Ja...aber Futy is dann tot. Oder nicht? Also kostet es ihr Leben. Und mal ab davon, dass ein Organ nicht zwangsläufig vom Körper des Empfängers angenommen wird, muss ja jemand sterben...
03.05.2010
Original von *KathaStrophe* | Neues.
Ja...aber Futy is dann tot. Oder nicht? Also kostet es ihr Leben. Und mal ab davon, dass ein Organ nicht zwangsläufig vom Körper des Empfängers angenommen wird, muss ja jemand sterben...


Das Leben wurde durch etwas anders genommen, nicht durch die Spende.
Du vertauscht Ursache und Wirkung!
Der Tod ermöglicht weiteres Leben und nicht das Leben verursacht den Tod.
03.05.2010
Nein, so haben das Futy und ich nicht gemeint. Ist mir klar, dass man nicht DURCH die Spende stirbt. Aber tot ist man ja.

Allerdings geh ich ja nicht konform mit Futy...wenn man ohnehin tot ist (klingt jetzt bescheuert...hoffentlich wisst ihr, wie es gemeint ist), dann benötigt man seine Organe nu nich mehr wirklich. Also kann man helfen.

Ich befürworte Organspende.
03.05.2010
.. und zwar denen, die unverschuldet in Not sind. Gern...


Original von *KathaStrophe* | Neues.
Allerdings geh ich ja nicht konform mit Futy...wenn man ohnehin tot ist (klingt jetzt bescheuert...hoffentlich wisst ihr, wie es gemeint ist), dann benötigt man seine Organe nu nich mehr wirklich. Also kann man helfen.

03.05.2010
Die Blutspenderlogik haste mir noch nicht erörtert. :)

Nochema : wieso rettest du dann Leben mit deinem Blut? Völlig wahllos?
Ich habe einen Organspenderausweis, habe mich bei der DKMS typisieren lassen, bin grundsätzlich für Organspende und hoffe, dass bei meinem Ableben der Richtige von meinen Organen profitieren möge. Jemand, der unverschuldet in Not geraten ist. Und falls ein Dauerquarzer oder Mr. Dauerblau meine Organe bekommen sollten - ich hoffe, ich erfahr nicht davon, denn ich kann richtig sauer werden.
Insofern verstehe ich auch Futys Einwände. Absolut nachvollziehbar.
03.05.2010
Ich werde bestochen. Mit Geld und mit einer regelmäßigen ärztlichen Untersuchung
vor Ort :) Außerdem hilft einem ins Koma Gesoffenen auch mein Blut nicht mehr. Da
muß schon ein ganz neues Organ her :)


Original von *KathaStrophe* | Neues.
Die Blutspenderlogik haste mir noch nicht erörtert. :)

Nochema : wieso rettest du dann Leben mit deinem Blut? Völlig wahllos?
[gone] Tom van Achaim
03.05.2010
Körperwelten:

Ja, warum denn nicht. Der Körper als Kunstwerk. Wir machen doch hier auch nichts anderes und versuchen die Einzigartigkeit, die Schönheit, das Geheimnis des Körpers zur Schau zu stellen. Ich finde Körperwelten ästhetisch und lehrreich. Und respekteinflößend. Respekt vor dem Leben.

Organspende:

Grundsätzlich sinnvoll. Man braucht ja schließlich seine Teile nicht mehr, die anderen aber helfen können. Um zu leben, um ein halbwegs normales Leben führen zu können.

Was mich daran stört ist die Tatsache, dass wir den Tod oder den Zeitpunkt des Todes noch nicht definieren können, zumindest behaupte ich das. Ist man tot, wenn das Herz aufhört zu schlagen: nein. Ist man tot, wenn das Gehirn einige Minuten keinen Sauerstoff abbekommen hat: viele sagen ja, manche nein. Können wir denn die Frage tot oder lebendig auf das Gehirn reduzieren? Sog. Hirntote, bei denen das Herz selbstständig schlägt, deren Lunge funktioniert: sind die tot? Habt ihr schon mal zwei Wochen alte Leichen gesehen? Bart, Schambehaarung und Finger-/Zehennägel wachsen und gedeihen prächtig. Wie vorher auch. Tot oder nicht tot oder nur teilweise tot? Die Organentnahmen findet ohne Anästhesie statt. Wissen wir, ob der der Körper, nein der Mensch, wirklich keine Schmerzen empfindet? Warum wird mancherorts eine Organentnahme doch unter einer Vollnarkose gemacht. Sicherheitshalber? Man weiß ja nicht? Erinnern wir uns an einige Wachkomapatienten (Apallisches Syndrom), die schon längst aufgegeben wurden. Nach vielen Jahren sind einige doch wieder wach geworden und konnten sich an vieles erinnern. Dabei waren sie doch mehr oder weniger ohne Hirn da gelegen.

Fragen über Fragen. Vieles ist nicht geklärt. Wir dürfen nicht glauben, die moderne Medizin hätte den Menschen, seine Psyche und Physe, weitgehend verstanden. Ich halte das Gegenteil für richtig. Wir wissen nur einen Bruchteil über das Leben.

Organspende: eine gute und sinnvolle Sachen. Skepsis bleibt. Große Skepsis. Und ich sage das nicht ohne Grund. Und ganz nebenbei bemerkt: Wer schützt uns vor kommerziellem Interesse? Ich habe keinen Spenderausweis.

Tom

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