Fotografen und Entlohnung 159

02.10.2013
Körperlich harte Arbeit? Bis auf das Ausrüstungschleppen - Nein.

Auch hier unterschätzt Du die Sache gewaltig, was damit entschuldigt werden kann, daß Dir die persönliche Erfahrung fehlt.

Ich formuliere es immer gern so: drei Stunden konzentriertes Fotografieren sind auch körperlich so anstrengend wie sechs Stunden Autobahnfahren...

Dasselbe gilt übrigens auch für das Modeln! Ich kenne auch diese ignoranten Sprüche: "Ach, ein paar Stunden Leute knipsen, das ist doch keine wirkliche Arbeit!" Blödsinn - es schlaucht, auch körperlich, mehr als die gleiche Zeit in den meisten Bürojobs.
Andere Berufsgruppen arbeiten auch 55 Stunden die Woche und arbeiten dabei wesentlich härter.

55 Stunden in der Woche ist in jedem Beruf hart.
Und ich bin tatsächlich der Meinung, dass man mit 2000 Netto sehr gut leben kann.

In Hamburg hast Du damit gerade noch 700 Euro für alles andere, wenn Du eine leidlich schöne Wohnung für eine 4-köpfige Familie davon bezahlen willst. Ist alles relativ. Klar - mit 2000 Euro netto im Monat nagt man nicht am Hungertuch, aber es ist eben auch die Frage, wieviele Menschen davon leben müssen, und wo. Dir davon noch das Eigenkapital für ein Einfamilienhaus abzusparen wird in vielen Konstellationen schwierig bis unmöglich werden.
02.10.2013
Ob man einen anerkannten Abschluß für die Erbringung einer Tätigkeit braucht, ist meist eher eine Frage der Abgrenzung. Fotografen können sich halt so nicht mehr abgrenzen. Ob eine Tätigkeit ohne anerkannten Abschluss gut oder schlecht bezahlt ist, hängt wieder nicht davon ab, sondern davon, ob es mehr Leute gibt, die Tätigkeit ausführen wollen und können als benötigt oder zu wenig. Für alles im Bereich Informatik gab es in den sechziger, siebziger Jahre keinen anerkannten Abschluss, aber wer darin gut war, konnte in dem Bereich gutes Geld verdienen.

Das im Bereich von Kunst und ähnlichem manchmal viel bezahlt wird, finde ich jetzt zwar bisweilen verwunderlich, es stört mich aber nicht. Viel zu viel Geld an Investmentbanker und manche Manager finde ich daschlimmer, weil da oft ein Anreiz in eine Richtung mit verbunden ist, die der Allgemeinheit nicht gut tut.
02.10.2013
Ob eine Tätigkeit im Einzelfall gut oder schlecht bezahlt wird, hängt nicht (zumindest nicht immer aber doch schon oft) davon ab, ob eine Person einen anerkannten Abschluss hat. Aber je höher ein regulärer anerkannter Abschluss eines Berufes ist, desto höher ist in der Regel auch die Vedienst-Chance. Daher definiere ich einen hohen Bildungsabschluss als eines von einigen Merkmalen für einen sehr gut bezahlten Beruf. Je niedriger der Bildungsabschluss und die Zugangsvorraussetzungen sind, desto einfacher ist in der Regel auch die Tätigkeit. Völlig logisch oder nicht? Und der Ausbildungsberuf "Fotograf" entspricht dem absolut nicht. Er erfüllt nichtmal wenigstens eins der Merkmale in besonderem Maße um die teilweise überdurchschnittlich hohe Bezahlung zu rechtfertigen. Wenn man sich allerdings als Künstler versteht, dann gelten wieder andere Regeln, da kann man dann für ein Foto 10.000 Euro verlangen, sofern ein Käufer dieses Bild unbedingt zum Überleben benötigt. Aber ich spreche von Fotografie als Handwerk.
02.10.2013
Nachtrag:
Man sieht es doch auch immer häufiger....oder konstant sehr häufig. Wie viele Hobbyfotografen, entwickeln nach ein, zwei Jahren mit einer Standartausrüstung ein Händchen für's Fotografieren und machen dann eine eigene Domain und verlangen zukünftig 200 Euro pro Shooting?
Wenn das nicht lukrativ ist. Offiziell nichts gelernt, 3 Stunden Shooting mit einem Model, 3 Stunden Vorbereitung, 6 Stunden Nachbereitung und 200 Euro in der Tasche? Und dass das so einfach geht, spricht nicht unbedingt für den Beruf und seinen Schwierigkeitsgrad, zumindest nicht in dem Bereich. Oder nicht? :D
[gone] Markus Hoffmann - www.art-la-douce.de
02.10.2013
hmmm.. also ich habe mir nun alle drei Seiten des Thread durchgelesen und kann nur kopfschütteln.
@Jas Ming
worum geht´s dir hier überhaupt? kämpfst du für dein persönliches Recht auf mehr Wunschgehalt und Anerkennung der unterbezahlten Leistungen eines Bauarbeiters und schwer arbeitenden Berufsgruppen? Kurz und knapp Ich bin Fotograf, selbsständig und darf darum soviel verdienen wie es mir der Markt erlaubt :-P :-D
02.10.2013
@ Jas Ming

Persönlich kenne ich mich mit der Preisgestaltung nicht aus bin nur Hobbyist, aber du hast doch für dein Argument schlechte Ausbildung = schlechte Entlohung doch ein schönes Beispiel gebracht.

Nehmen wir die 200 €, werden sie regulär versteuert plus Sozialabgaben kann man schon mal 40% abziehen. Bleiben also 120 € für insgesamt 12 Std. Arbeit.
Entspricht einem Stundenlohn von 10 €. Dafür stehe ich morgens nicht auf.

Natürlich kann man mit dem Argument kommen, das so Halbprofessionelle es mehr oder weniger ohne Abgaben machen.
Bei kleinerem Umfang vielleicht sogar rechtens (auch hier kenne ich mich nicht aus), dann ist es aber eher ein Zubrot, im größeren Umfang eher nicht machbar. Okay man kann als Selbsständiger auf manche Versicherung verzichten, hat also momentan mehr draussen aber auf Dauer?

Ganz davon abgesehen das zwischen verlangen und bekommen ein Unterschied herrscht.
Ich kenne einige Fotografen die damit hauptberuflich ihren Lebensunterhalt bestreiten und ganz ehrlich ich möchte mit ihnen nicht tauschen.
Was mich am meisten nervt ist die Tatsache...als Fotograf soll man die Model (fast immer) bezahlen! Auch eine Visa arbeitet selten auf TFP, und dann gibt es die Models die haben keine gute SC verlangen aber für Akt 90 / Std, Teilakt 80, Dessous 70, Fashion, Portrait 60 / Std...aber es wird ja immer genug Fotografen geben die zahlen...und genau da fängt das Problem an!

 
02.10.2013
@Jas Ming
"worum geht´s dir hier überhaupt? kämpfst du für dein persönliches Recht auf mehr Wunschgehalt und Anerkennung der unterbezahlten Leistungen eines Bauarbeiters und schwer arbeitenden Berufsgruppen? Kurz und knapp Ich bin Fotograf, selbsständig und darf darum soviel verdienen wie es mir der Markt erlaubt :-P :-D"

Worum's mir geht? Ich wollte mich nach einem giftigen Antwort-Post zu meiner recht diplomatisch geäußerten Meinung zu einem geschätzten Verdienst von etwas mehr als 2000 Euro netto im Monat, für Berufsfotografen, den ich für recht in Ordnung erachte, nur erklären warum ich das so sehe und wie ich darauf komme. Ich habe niemanden angegriffen oder kritisiert, lediglich geäußert, dass ich "Fotograf"-Sein für 2000 Euro im Monat, gemessen an meinen Erfahrungen und Beobachtungen und Einschätzungen, als Single okay finde. Ist das jetzt ein Problem? Wer mich jetzt persönlich nicht mag, weil ich die Inhalte des Berufes kritisiere und hinterfrage, dem kann ich nicht helfen. Wer mich aber sachlich vom Gegenteil überzeugen möchte, kann er das gerne tun, jeder Mensch irrt sich mal.
[gone] Markus Hoffmann - www.art-la-douce.de
02.10.2013
Offiziell nichts gelernt, 3 Stunden Shooting mit einem Model, 3 Stunden Vorbereitung, 6 Stunden Nachbereitung und 200 Euro in der Tasche? Und dass das so einfach geht, spricht nicht unbedingt für den Beruf und seinen Schwierigkeitsgrad, zumindest nicht in dem Bereich. Oder nicht? :D
200 / (3+3+6) = 16,67€ brutto/Std. nach Abzug aller Kosten verbleiben noch ca.4,50€ übrig die man mit reinem Gewissen als Nettoverdienst/Std. ausgeben kann.
aber 200,- verlangen und auch tatsächlich 200,- bezahlt bekommen ist eine andere Story. - mal abgesehen davon das das ein sehr günstiger Preis ist für ein 3Std-Shooting ist..
Ich habe kein Problem damit wenn du dich versuchst zu erklären um deine Gedankenansätze für uns nachvollziehbar zu machen. Woran ich mich aber etwas anstoße ist die Denunzierung der Leistung eines Fotografen (gut, selbsständig, kein Hobbyist)
02.10.2013
Liebe Jas Ming, ich habe diesen Thread verfolgt und deine Meinung akzeptiere ich natürlich.
Dein letzter Beitrag ist aber einfach nur unfassbar.
Ein Selbstständiger, der für 12 Stunden Arbeit 200€ verlangt... LUKRATIV?
Das ist aus Sicht eines Selbstständigen ein (Ver)hungerlohn. Wieviele Shootings hat denn dieser Fotograf pro Woche? Vielleicht eins, manchmal zwei und oft auch mal gar keins!

Und genau da liegt der Hund begraben, ein selbstständiger Fotograf muss auch Rücklagen schaffen (wie bereits 1000 mal erwähnt).

Zum Vergleich in bin selbstständiger Programmierer, und für 200€ arbeite ich gute 2 Stunden, davon kann ich leben, aber reich werde ich damit sicherlich nie.
02.10.2013
Vielleicht sollten wir uns erstmal darauf verständigen, dass ich hier von Hobbyfotografen spreche, die mit einem Kleingewerbe an der Steuer vorbei verdienen.

Btw.: Nur weil ich der Meinung bin, dass es schwierigere Berufe gibt als Fotograf/In heißt das nicht, dass der Beruf Fotograf/In nicht "schwierig", "anstrengend" etc. ist. Es gibt auch schwierigere Berufe als Pilot, ist Pilot jetzt irgendwie "unschwierig"? Sag' ich auch schon zum 5ten Mal, aber versteht das keiner. Vermutlich habe ich tatsächlich zu sehr am Image gekratzt.
[gone] Markus Hoffmann - www.art-la-douce.de
02.10.2013
(...) Vermutlich habe ich tatsächlich zu sehr am Image gekratzt.
..vermutlich ja!
vermutlich liegt es aber auch daran das du eine Berufsgruppe pauschal als "nichts gelernt" - und in deinem Kontex im Vergleich zu einem "studierten" als dumm betrachtest?

Neben den technischen Anforderungen als Fotograf ist man auch noch Bürokraft, Telefonist, Kalkulator, PRler, Einkäufer, Promoter - kurz gesagt es wird einem allround einiges abverlangt.
02.10.2013
"..vermutlich ja!
vermutlich liegt es aber auch daran das du eine Berufsgruppe pauschal als "nichts gelernt" - und in deinem Kontex im Vergleich zu einem "studiertem" als dumm betrachtest?"

Zeig' mal her die Textstellen, in denen ich allen Fotografen unterstelle, dass sie allesamt nichts gelernt haben und allesamt dumm sind sofern sie nicht studiert haben. Aber genauso in dem Wortlaut bitte, wenn überhaupt.
Man liest und versteht auch immer das was man möchte.
02.10.2013
@Jas Ming

Man kann sich darauf nicht verständigen weil:

Gehälter oder auch Honarare für Tätigkeiten immer subjektiv sind, weil man sie objektiv nicht beweisen kann. Nur die Benachteiligten schreien nach Gerechtigkeit, und ist „alles was fair für jeden ist, auch gerecht“ ?

Einnahmen eines Gewerbetreibenden die nicht versteuert werden, hat wenig mit einem Hobby zu tun. Auf diese Aussage kann man sich auch nicht verständigen. Das liest sich wie „Colorless green photos sleep furiously“
02.10.2013
Jas Ming, da Du 200 Euro für 12 Stunden für eine Tätigkeit, die nicht gesellschaftlich wichtig und auch keine reguläre Ausbildung erfordert als zu hoch ansiehst, heißt das, dass Du auch alle Modelle, die mehr als 15 Euro die Stunde erhalten als hoffnungslos überbezahlt hältst? Deren Tätigkeit erfordert ja noch weniger Ausbildung als das Fotografieren. 
02.10.2013
@ uprarktüte
Ich habe irgendwie keine Lust mehr, alle meine Posts dreimal im Wortlaut zu wiederholen :/
"Hobbyfotografen die nach ein, zwei Jahren ein Händchen entwickeln und eine eigene Domain machen" (Kleingewerbe)
Was widerspricht sich denn da jetzt?

Achso, ja ich halte 200 Euro für 12 Stunden Arbeit/Modeln als Nebengewerbe für viel Geld. Könnte daran liegen, dass ich in meinem richtigen Nebenjob für 200 Euro 25 Stunden arbeiten gehe. Btw warum reden wir hier jetzt davon ob ich etwas für ÜBERbezahlt halte? Habe ich irgendwas davon gesagt, dass ich Fotografen für ÜBERbezahlt halte? Nein, ich halte z.B. 2000 Euro netto für Singles für okay und 200 Euro für 12 Stunden als nebengewerbe ohne etwas gelernt zu haben für öukrativ aber nicht für zu hoch bezahlt!! Okay? Wäre nett, wenn du aufhören könntest mir die Worte im Mund umzudrehen.
02.10.2013
genau dass wollte ich auch sagen.

wieso verlangen agenturen für ihre models 2000 - 3000 € am tag zuz. buyouts (und manchmal noch viel viel mehr)

die stehn doch blos dumm rum und sehen gut aus, da wäre doch ein lohn von weniger als 3,50 die stunde angemessener, eine friseurin bekommt auch nicht viel mehr und die muss haare schneiden.

es gibt nun mal branchen die kann man nicht miteinander vergleichen.

handwerk ist nicht gleich kunsthandwerk

ein kunsthandwerker braucht vile mehr berufserfahrung als ein handwerker... ein parkettleger legt parkett, unter parkettlegern gibt es kaum grosse qualitätsunterschiede.

bei fotografen sieht es ganz anderst aus, da gibt es riesige unterschiede.
 
02.10.2013
hobbyfotografen können keine profijobs machen, wie sollen sie denn eine 4 tagesproduktion, mit mehrmaligen kundengespräch, organisation, nachbearbeitung ... ausführen, da müssten die doch urlaub nehmen...

hobbyknipser können vieleicht mal ein hobbymodel oder ne hochzeit am wochenende fotografieren, aber sicher nicht einen hochwertigen auftrag zu normalen arbeitszeiten durchziehen.
 
02.10.2013
@ Jas Ming ich glaube das Thema hat mehrere Seiten

Einmal gibt es die Hobbyfotografen, die auf einmal Geld verlangen am besten an allen Abgaben vorbei.
Jeder hat solche Fotografen mal gesehen und bei vielen (nicht allen) muss man doch sehr schmunzeln. Nicht einmal wg. dem Preis sondern was man dafür bekommt. Ja die würden zuviel bekommen, wenn sie tatsächlich jemand zahlt, egal was sie verlangen. Die Preise sind aus der Hüfte geschossen und ein Geschäftsmodell ist nicht zu erkennen. Alles was sie mehr bekommen, ist halt Zubrot um mal abends weg zu gehen oder sich ein neues Objektiv zu kaufen ...

Dann gibt es die viele Fotostudios die es in jeder Stadt zu Hauf gibt.
Da Frage ich mich tatsächlich wie die überhaupt überleben? Studiomiete, evt. Angestellte, Vorsteuer, Abgaben und dann sieht man Angebote wie z.B. 60 erotische Aufnahmen für 120.- Die halten sich irgendwie über Wasser, mehr schlecht als recht.

Die wohl kleinste Gruppe sind jene die sich in irgendeiner Form mit Werbung, Kunst usw. beschäftigen oder sich gar einen Namen gemacht haben.
Ich glaube denen geht es ganz gut, aber es gibt wohl auch Gründe das sie kein Dorfstudio haben.

Bevor ich zerrissen werde ... ja ich habe Presse und Co. irgendwie unter den Tisch fallen lassen.

Was ich damit sagen will, ich bin mir sicher das der größte Teil jener Fotografen die davon leben müssen, ein eher hartes Überleben haben.
02.10.2013
Okay, das sehe ich ein. Widerspricht mir auch nicht unbedingt.

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