Das Leben eines Models in der MK 346

6 years ago
@Pam
pam.meier

"Tinderst" du noch in der MK oder hast du schon eine Muse?"

Nein, ich möchte auch keine, was ich aber habe sind Models, mit denen ich häufiger mal arbeite, das hat aber nichts mit Musentum zu tun, wobei es natürlich darauf ankommt, wie man das definiert. Muse und Künstler gehen auch eine emotionale Beziehung ein, das wäre mir zu persönlich und birgt nicht zuletzt auch ein gewisses Stresspotential...neee, lass mal ;-)
#121Report
[gone] User_184280
6 years ago
@Ivanhoe
Bei mir geht's eher sachlich bis nüchtern zu, und eigentlich ist mein Eindruck, dass die Modelle das auch so mögen.

Das versuche ich auch, von meiner Seite als Fotografin aus tue ich alles, um keine Grenzen zu überschreiten. Ich stimme aber Fotozuma zu, dass es intim ist, jemanden über eine gewisse Zeit lang so intesiv anzuschauen. Das ist nicht alltäglich, sowas kommt vielleicht in einer Beziehung vor. Da müssen nicht mal sexuelle Konnotationen dabei sein, dass man das in einem Kontext zwischen zwei Fremden eben als "intim" bezeichnet.

Zumindest kann ein Model, was sich hier in der MK mit großen Hoffnungen auf schöne TfP-Zusammenkünfte gemacht hatte, dann ernüchtert werden, wenn sie sieht, dass das nicht wie Selfie-machen ist, wo ein anderer das Handy hält, sondern dass das eine temporäre Beziehung zu einem Fremden ist. Manchen macht das auch Spaß, es bilden sich fotografische Freundschaften, schöne Bilder entstehen.

Es kann aber auch dazu führen, dass sich Modelle wieder abwenden, weil sie festgestellt haben, dass sie nach den ersten paar Shootings keine Lust haben, sich wieder auf so ein "Lottospiel" einzulassen. Wie wird der nächste Fotograf sein, wird er nett und zugänglich sein, wird das Shoot locker und lustig sein oder ist es ein Mensch, der vielleicht nicht viel spricht oder erklärt, wenig Rückmeldung gibt oder oder ...
#122Report
[gone] User_184280
6 years ago
@Frank Westwood:
Bei einer Beziehung Fotograf-Muse muss der gleiche Wille bei beiden vorhanden sein, eine Arbeit über eine gewisse Zeit, idealerweise Monate oder gar Jahre, fortzusetzen. Andreas Jorns hat ja eine Monografie über ein Model veröffentlicht (Come undone) und in einem Podcast darüber gesprochen. Das ist etwas ganz besonderes. Das muss man wirklich wollen.

Um ehrlich zu sein würde ich gerne auch so ein Projekt machen, eine Person, die mich fotografisch dauerhaft fasziniert, zu fotografieren und dann einen kleinen Band für uns beide zu machen, ein Fotobuch halt.

So eine Person habe ich tatsächlich auch gefunden und werde mich demnächst mit ihr über mein Projekt unterhalten. Jetzt gilt es eigentlich nur noch abzuklären, wohin die Reise gehen soll und ob wir gut genug harmonieren und – noch wichtiger – gleiche fotografische Ziele haben.
#123Report
@ pam.meier
Vor ein paar Tagen saß eine hübsche Frau (so Mitte-Ende 20) mir ggü. in der U-Bahn. Die Fahrt dauerte ca. eine Viertelstunde und sie war intensiv mit ihrem Smartphone beschäftigt, sodaß ich sie minutenlang immer wieder "intensiv anschauen" konnte. Sie war natürlich komplett bekleidet ... ihre tollen Beine waren dennoch direkt in meinem Blickfeld, und immer wieder wanderte mein Blick auch mal kurz hoch zu ihrem Gesicht, während sie weiterhin aufs Display sah und tippte.

Eine Person für ein Gesamtprojekt , vielleicht über Jahre hinweg - klar, das ist sicherlich etwas, wo auch Wesen und Charakter zutage treten.
#124Report
[gone] User_184280
6 years ago
@Heinz
Warum diese Unterscheidung wichtig sein kann? Weil klassische Modelfotografie und charakterisierende People-Fotografie eine jeweils ganz andere Herangehensweise an ein fotografisches Projekt verlangen. Gefordert sind die "Models", nämlich sich zu überlegen, ob sie sich eher als klassisches Model sehen wollen, oder als zu fotografierende Persönlichkeit. Mitunter können beide Ansätze bei einem Projekt unter einen Hut gebracht werden, in den meisten Fällen wird das nicht leicht gelingen.

Zunächst einmal habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Models Vorbilder haben, die sie vor der Kamera darstellen, z.B., was sie in der Vogue oder in Heidi Klums Show gesehen haben. Also sie versuchen, das klassische Model abzubilden.

Wenn jetzt Shoots gewünscht werden, die etwas inszenieren, dann hat das meistens auch nichts mit der Person zu tun, es sei denn sie ist wirklich eine Fee, eine Prinzessin oder eine Unterwassernixe oder was auch immer.

Ich glaube, dass letztlich nur die fotografierte Person abschätzen kann, ob die Bilder ihren Charakter oder ihr Wesen wiederspiegeln. Ich frage mich auch, inwieweit ein Bild oder eine Bilderserie sowas überhaupt zweifelsfrei transportieren kann. Was ist denn das Wesen der Person? Melancholisch oder sanguinisch? Kann man das so klar abgrenzen? Müsste man eine Person denn daheim im Alltag abbilden, wenn man es authentisch haben will?

Für mich ist ein TfP-Shoot in der Regel ein künstliches Setting mit engen Grenzen der Charakterdarstellung. Mit Video sähe ich mehr Möglichkeiten.
#125Report
6 years ago
ich brenne darauf zu erfahren, wie die U-Bahn Romanze dann letzlich ausgegangen ist!!! sehr romantisch wäre nat. wenn du ihr mit einem Kugelschreiber deine Telefonnummer auf das Knie gekrizelt hättest, ohne daß sie es bemerkt, weil sie so sehr in die pornos auf ihrem smartphone vertieft war.
#126Report
@ Foto 300
Die U-Bahn-Romanze ging so aus, daß sie eine Station vor mir aufstand und ausstieg. Verfolgt habe ich sie nicht, ich blieb sitzen und stieg eine Station später aus. Geschildert habe ich dies nur wegen der Überlegung , ob es etwas intimes sei, jemand über eine gewisse Zeit hinweg anzuschauen.
Aber ich habe ein neues Beispiel zur Intensivierung : Wenn dieselbe hübsche Endzwanzigerin zur Sauna wollte, und dort gerade Gemeinschaftstag war ... vielleicht waren die meisten Kabinen schon voll besetzt, und nur in einer mit 3 Männern besetzten Kabine war noch der 4. Platz frei. Vielleicht wäre das dann so intim genug, daß es mit einem Shooting vergleichbar wäre ?
#127Report
6 years ago
ich habe plötzlich eine unbüändige Lust auf ein U-Bahn Shooting.
Ich freue mich schon auf die gesichter der mitfahrenden, wenn ich mit dem model die ubahn besteige, als hätte ich nichts mit ihr zu tun, und dann plötzlich schiesse ich fotos von ihr, und das model beginnt von sich aus wie wild zu posen.
#128Report
Dann viel Spaß und gutes Gelingen ... vielleicht zwischen Ginnheim und Eschenheimer Tor ?
#129Report
6 years ago
Ich finde es interessant wie mein letzter Beitrag interpretiert werden kann. Offensichtlich steckt gerade bei diesen unterschiedlichen Auffassungsgaben die Problematik, dass viele Models mit dem Vorgehen von uns Fotografen mühe haben. Aus der Debatte kann ich herauslesen, dass ausser Pam wohl niemand meine Botschaft vollständig verstanden hat.

@Ivanhoe:
Intim scheinst Du vermutlich mit der sexuellen Definition gleichzusetzen. Duden kennt dafür auch Definitionen wie „anheimelnd“, „gemütlich“, „privaten Charakter habend“ aber auch „bis in die verborgenen Einzelheiten vordringend“ oder „im Innern eines Menschen verborgen“. Man kann also durchaus sachlich und nüchtern arbeiten und dabei in die Intimsphäre des Models vordringen. Und Nähe… Ja, Nähe, ist ein wichtiger Bestandteil zu mindest bei meiner Art der Fotografie. Nähe bedeutet für mich wirklich die rein in Zentimetern gemessene Entfernung zwischen zwei Objekten oder Subjekten. Ich weiss nicht was Du Dir unter Nähe vorstellst und mit welchen Mitteln Du arbeitest. Wenn ich mit meiner 50er Linse auf Vollformat ein Gesichtsportrait mache (was zuweilen vorkommt weil ich die Wirkung meiner 50er Linse mag) nähere ich mich meinem Model zuweilen auf unter einen Meter an. Das ist für mich Nähe. Und dies ist eine Nähe welche ich ansonsten bei mir fremden Menschen zu vermeiden versuche. Meine „Fluchtdistanz“ und die vieler anderer Menschen liegt da doch etwas weiter entfernt.

@Heinz
Ich bin nicht sehr erfreut, dass Du meinen Beitrag unvollständig zitierst und dieses unvollständige Zitat zum Anlass nimmst einmal mehr Deine hochtrabenden Weisheiten als Möchtegern-Promi-Sternchen-Fotograf breitzuschlagen und auch in diesem Thread einmal mehr auf die Gilde der offensichtlich unfähigen, minderbemittelten und unfähigen MK-Laien-Fotografen herzumzuhacken. Wenn Du meinen Beitrag vollständig gelesen hättest wäre Dir (geistigen Intellekt vorausgesetzt) aufgefallen, dass ich klar zwischen der People- und Model-Fotografie differenzierte und bei beiden Bereichen Ähnlichkeiten in Bezug auf das Verhältnis Model – Fotograf feststellte. Ich erbitte mir von Dir inskünftig mehr Respekt gegenüber meinen Beiträgen.
#130Report
6 years ago
@SEE Arts:

Ist dann eben Kate Moss Deine Favoritin und deshalb empfindest Du Kate Moss als authentisch und ideal wiedergegeben ?

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Nö. Ich habe mich nur zufällig daran erinnert, dass ein Charakterportrait von ihr das Titelbild der letzten Lindbergh Ausstellung war.
Eine Google Suche hat bestätigt, dass er viele Charakter-Portraits von ihr gemacht hat.

Fand ich gerade ein passendes Beispiel, um zu zeigen, welche Bedeutung Charakter-Portraits in der Modelfotografie haben.
Ich hätte auch andere Beispiele nennen können.

Viel entscheidender ist: Lindbergh ist ein Fotograf, der immer das Bedürfnis hat, die Seele des Models zu fotografieren. Dafür wird er geschätzt und gefeiert, und das geht auch sehr gut in der klassischen Modelfotografie.
#131Report
#132
@ J Reber
Danke ! Daß auch Supermodels geeignet sind, um charakteristisch und ihrem Wesen gemäß portraitiert zu werden, zweifle ich nicht an. Von den britischen Herzoginnen Kate und Meghan sehen wir auch fast täglich neue Bilder, und weil in den ganzen Stories dazu noch mehr Informationen enthalten sind, so wie sie in der Öffentlichkeit wirken und erlebbar sind, gewinnen wir als Betrachter einen bestimmten Eindruck. Aber dieser Eindruck bleibt dennoch individuell ... ich finde Kate total sympathisch, ihre verstorbene Schwiegermutter empfand ich als ziemlich nervig und fassadenhaft aufgesetzt. Das war nur mein Eindruck, wie die Realität war, kann ich gar nicht beurteilen.
Über den Lebensweg von Cindy Crawford kann ich gleichfalls nicht viel sagen, ich fand sie aber auf den Bildern immer toll. Wie soll ich dann sagen, ob ihre Seele bei diesem oder jenem Bild zutage tritt ?
Peter Lindbergh ist ihr mehrfach persönlich begegnet, seine Sichtweise und Einschätzung hat er so auch in der bildlichen Wirkung betont. Das Bildresultat gefällt mir, aber mir gefallen auch die anderen Bilder, auf denen Cindy Crawford zu sehen ist. Bei den 100 oder mehr Bildern und Szenen, auf denen Herzogin Kate zu sehen ist, empfinde ich sie als schön und interessant, ganz egal, welcher Fotograf oder Reporter diese Aufnahme gemacht hat. Es ist mein persönlicher Gesamteindruck, der dann z.B. durch die neuen Bilder von der Eröffnung des Photographic Centre im Victoria & Albert Museum ergänzt wird.
Kann ich so irgendeine Aussage über ihre Seele treffen ? Selbst wenn ich Urlaub in London mache und dann irgendwie aus 70 Metern Distanz ein Bild schießen könnte, auf dem ich sie dank 400er Tele portraitiert hätte, wäre das nichts, woraus ich irgendwas über ihr Wesen und ihren Charakter ableiten könnte.
#133Report
6 years ago
Ihr seid ja inzwischen mal wieder meilenweit weg von dem ursprünglichen Erstbeitrag. Jeder erzählt hier, wie vorbildlich er oder sie sich anderen gegenüber verhält bzw. wie man sich anderen gegenüber verhalten sollte. Dabei ist offensichtlich, dass es auch hier zu vielen Missverständnissen kommt - d.h. dass sogar Anreden falsch verstanden werden. Nicht selten werden Namen verkürzt wie z.B. "eckis" statt "eckisfotos" (passender wäre eigentlich "ecki" - um das bei dieser Gelegenheit mal zu erwähnen, weil das "s" nur das Bindeglied zwischen "ecki" und "fotos" ist). "Schalli" hat sich auch durchgesetzt - und er scheint nicht der Meinung zu sein, dass er dadurch erniedrigt wird. Bei bestimmten Namen wie "Bäckermieze" sollte man auch davon ausgehen können, dass die/der Eigentümer(in) eine gewisse Portion Humor hat und mit "Bäckermiezchen" zurecht kommt. Nebenbei verrät mir ein Name wie "Bäckermieze", dass hinreichend Selbstbewusstsein vorhanden ist, um auf irgendeinen hochtrabenden Namen verzichten zu können.

Das hat jetzt erst einmal auch nichts mit der TO zu tun, obgleich man natürlich auch schon über den Namen "Miss April" nachdenken kann. Es wird hier immer Idioten geben (solange bis die hier wirklich rausgeworfen werden). Es gilt, die Anfragen von Idioten zu minimieren (wenn frau nicht in der Lage ist, diese Anfragen einfach mit "nein" zu beantworten und bei erneuter Nachfrage einfach das Ignore zu benutzen) und dabei gleichzeitig die Anfragen von "Nicht-Idioten" zu maximieren. So könnte eine Sedcard optimiert werden (womit ich die Schuld nicht von den Idioten zum Modell abwälzen möchte). Einige wenige hier (u.a. ich) haben hier schon auf gewisse Ungereimtheiten hingewiesen. Es freut mich, dass Miss April inzwischen Klarstellungen vorgenommen hat. So kann jetzt jeder lesen, dass in diesem Jahr KEINE Shootings stattfinden können.
#134Report
6 years ago
@ Heinz
Na, dann haben wir uns wieder gefunden :-)

Das mit den Model_Wunschlisten ist zuweilen wirklich amüsant zum Lesen. Extrembeispiel das ich neulich hier mal sah war ein Model, welches seine Ideen akribisch genau umgesetzt haben wollte und verlangte, dass es vom Fotografen auch gleich noch dafür bezahlt wurde. Ich bin überzeugt, sie fand damals einen Dummen der das machte.

Die TO macht das da schlauer und ist bereit für ihre Wunschshoots zu bezahlen. Das kommuniziert sie auch offen. Doch vermutlich können Fotografen beim Durchforsten von Jobs ebensowenig zwischen Pay in und Pay out unterscheiden wie die Models :-) . Über die Höhe der Bezahlung lässt sich dann auch streiten. Es ist jedoch ein erster möglicher Schritt auf dem langen und steinigen Weg zu einer Sedcard mit der sie allenfalls später in ihren bevorzugten Generes rätig zu werden und entsprechende Dienstleistungen erbringen kann. Eine Analyse über ihre Erfolgschancen möchte ich indes nicht vornehmen...

Um auf den Eingangspost zurückzukommen... Du Heinz hast da mal geschrieben was mit Profimodels passiert die nicht spuren. Das ist bei der grossen Masse der Fotografen gleich. Profis die sich gegenüber ihren Stakeholdern und Sparringpartnern grottig verhalten werden früher oder später brotlos werden. Ausser es ist eine der ganz grossen Ikonen. Oder es st eben kein Berufsfotograf sondern er betätigt sich hier als (entschuldige die Wortwahl) anonymen Tittenknipser. In einem eher auf das Amateursegment ausgerichteten Community wie der MK leiden dann eben alle seriösen Fotografen der Community mit. Bei den Modelagenturen (welche im Profisegment ja Vermittler zwischen Model und Fotograf sind) wandert der entsprechende Fotograf irgendwan auf die schwarze Liste und gut ists.
#135Report
6 years ago
Es kann funktionieren, aber eben nur in ganz besonderen Fällen. Die von Peter Lindbergh fotografierten Frauen waren fast immer sowohl herausragende Persönlichkeiten, als auch erstklassige Models. Das ist nun mal eine ganz andere Liga.


Das ist nunmal, ich bitte um Vergebung, Quatsch mit Soße. Die Behauptung der "Persönlichkeiten" großer Models (Lindbergh und 90er Jahre, blabla) gehört ins Legendenreich der PR-Abteilungen und der Verkaufsstrategien teurer Hochglanzbände für sperrige Goofs, die sich gerne mit solcher Fotografie und Ästhetik identifizieren. Verschwurbelter und absurder ist nur noch die Behauptung, die Fotografien dieser Frauen glänzten durch Authentizität.

Weder Claudia Schiffer noch Cindy Crawford, Christie Turlington oder Elle McPherson und schon gar nicht Kate Moss waren/sind auf irgendeiner Dimension herausragende oder gar authentische Persönlichkeiten. Es waren/sind herausragend schöne Frauen mit einer sehr geneigten, auch auf verbaler/psychologischer Ebene um Retusche und Herausbildung eines bestimmten Narrativs bemühten Presse, die nichts dem Zufall überließ und dem Konsumenten schon immer zu vermitteln suchte: Hinter einem grandiosen Gesicht steckt eine herausragende Persönlichkeit, steckt eine feinere Seele, steckt breiteres, tieferes, bewussteres Erleben, steckt eine phantastische Zeit. Dieser Zusammenhang hat sich seit Anbeginn der Menschheit als Irrtum herausgestellt, seine Behauptung war nie mehr als Marketing, statistisch ist sogar das Gegenteil der häufigere Fall: Hinter einem grandiosen Gesicht steckt in aller Regel ein einfältiger bzw. wenig liebenswerter bis dummer Mensch, der früh verlernt hat, an seinem Charakter zu arbeiten, weil sein Aussehen allein ihm immer schon die Zuneigung seiner Mitmenschen eingetragen hat. Das ist ja das Tragische an schönen Menschen. Im besten Fall steckt hinter einem schönen Gesicht ein ganz normaler Mensch. Aber niemals eine "herausragende Persönlichkeit".

Wenn man den großen Models der 90er in puncto Persönlichkeit etwas anrechnen kann, dann, dass die meisten von ihnen gelernt haben, mit der überwältigenden medialen Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wurde, zurechtzukommen, ohne komplett auszuflippen. Ansonsten waren/sind es höchst gewöhnliche Menschen mit höchst gewöhnlichen Bedürfnissen und Persönlichkeitsmerkmalen. Der Rest ist edler verpacktes Promi Gossip und ein Hauch von der Aura teurer Parfumverpackungen, mehr nicht.

Man kann also durchaus sachlich und nüchtern arbeiten und dabei in die Intimsphäre des Models vordringen [...] Und dies ist eine Nähe welche ich ansonsten bei mir fremden Menschen zu vermeiden versuche. Meine „Fluchtdistanz“ und die vieler anderer Menschen liegt da doch etwas weiter entfernt.


Geht mir genauso, und für mich beginnt das schon weit vor Nacktheit.

Wenn ich eine Frau im Vollformat portraitiere (nehmen wir an, eine Frau, zu der ich kein besonders vertrautes oder gar sexuelles Verhältnis habe) und ihr Gesicht anschließend 1:1 auf einem 32 Zoll-Monitor hochkant ansehe, habe ich selbst manchmal das Gefühl, eine angemessene Distanz damit zu unterschreiten, gerade beim Betrachten von Augen und Lippen (auch letztere sind für mich irgendwie im Besonderen beseelte Körperteile), und mir entsteht der Eindruck, dass diese (technisch, d.h. durch hohe Auflösung zustandegekommene!) Nähe ungehörig ist: Dass sie eine Grenze überschreitet, die während dem Shooting stillschweigend zwischen Model und Fotograf als vereinbart galt.

Nähe ist ohne Weiteres zunächst mal eine rein physikalische Angelegenheit, Distanz zwischen zwei Objekten, und mit ihr einher gehen verschiedene Grade von Angreifbarkeit resp. Verletzlichkeit; das hat mit gesundem, natürlichen Misstrauen zu tun. Intimität ist freiwillig aufgegebener Widerstand gegen Verletzlichkeit; das hat mit Vertrauen zu tun.

Gefordert sind die "Models", nämlich sich zu überlegen, ob sie sich eher als klassisches Model sehen wollen, oder als zu fotografierende Persönlichkeit.


Falls die zu "fotografierende Persönlichkeit" die Alternative zum Otto-Katalog darstellt, ist sie in jedem Fall vorzuziehen. Ich glaube, es gibt reichlich Grautöne.

Trotzdem frage mich, wer oder was das von den Models "fordert" oder ob sie hier wirklich unter Zugzwang stehen, eine nachhaltige Entscheidung zu fällen. Desweiteren, ob das für die TO und die Mehrheit der hier angemeldeten Models irgendeine Rolle spielt. Die Frage reduziert sich eben doch auf die übliche Pay/TfP-Unterscheidung runter, und spätestens hier beginnt dann wieder die leidige Pro/Amateur-Debatte.

Ich kenne hier auf der MK bislang nur zwei Fotografen, die die Persönlichkeit ihrer Models mit ins Bild zu holen versuchen.

Ein anderes Thema, aber vielviel spannender wäre die Frage, wie man Persönlichkeit abbildet.
#136Report
[gone] User_184280
6 years ago
Die noch spannendere Frage ist für mich, ob Fotografie das geeignete Medium ist, um Persönlichkeit abzubilden. Nehmen wir mal an, ich habe ein ganzes Fotobuch einer Person gemacht, sie an verschiedenen Orten und auch in ihrem Alltag porträtiert, kann man in den entstandenen Bildern sein/ihr Wesen zweifelsfrei interpretieren? Ich habe da so meine Zweifel.
#137Report
@ aspan
Fotografen, die die Persönlichkeit ihrer Models mit ins Bild zu holen versuchen ...

Diesen Versuch unternehmen gewiß mehr als 2 Dutzend, vielleicht sogar mehr als 200 oder 2000. Allerdings bleiben wohl die meisten im Versuchsstadium stecken, denn eine zutreffende Bestätigung können nur die Abgebildeten selbst dazu abgeben. Auch wenn ich 50 Bilder von 10 anderen Fotografen sehe, die alle dasselbe Model fotografiert haben, mit dem ich in 5 oder 10 Begegnungen ebenfalls geshootet habe, bleibt es meine pure Vermutung, ob Wesen und Charakter bildlich zutreffend wirksam werden. Eine momentane Stimmung mag sich darin abzeichnen, sei sie echt oder inszeniert, aber Wesen und Charakter ?? Niente, nada, never.

@ pam.meier zu #137 :
Genau, dieselben Zweifel habe ich auch ..!
#138Report
6 years ago
@pam
Wenn Du der Person keine „Konzepte" überstülpst - warum nicht? Und was ist schon zweifelsfrei?
#139Report
6 years ago
So ist es. Persönlichkeit ist nichts Substanzielles, kein greifbares Ding, sondern ein Prozess. Sie ist nur in Bewegung und aus dem Kontext ersichtlich, lässt sich aber nicht einfrieren. Wenn sie abbildbar ist, dann im Film, aber auch dort mangelt es an Kontext.

Vielleicht gibt es bestimmte mimische Momentaufnahmen, die sich dadurch auszeichnen, dass sie einen starken Erlebnisgehalt zum Ausdruck dringen - bspw. ein breites, spontan ausbrechendes Lachen - und so beim Betrachter den Eindruck erzeugen, die Persönlichkeit des Subjekts zu veranschaulichen. Das hat in meinen Augen mehr mit Werten, Identifikation und Sympathien zu tun als mit klar benennbaren Indikatoren von Persönlichkeit, die sich bildlich festmachen ließen.
#140Report

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