Was macht man wenn Bearbeitung nicht gefällt? 167

[gone] User_6449
6 years ago
Zitat: ClefBielefeld ...

Für mich ist der Bearbeitungsstil eigentlich mindestens 50% des Bildes und damit
auch Teil des Gesamtwerkes. Es fühlt sich einfach nich gut an wenn man das weglässt.

Die 50% halte ich für deutlich zu viel. Wenn ein Foto nicht schon bei
der Aufnahme die passende Stilrichtung hat und erst per Photoshop
"hingebogen" werden muss, verzettelt man sich bei der Bearbeitung
und es kommt in vielen Fällen Matsch raus.

Meine Taktik ist anders und der Anteil an Bildbearbeitung liegt nur
bei vielleicht 10%, weil ich gar nicht erst versuche einem Foto per
Photoshop einen bestimmten Stil zu verpassen. Der muss bereits
in der Aufnahme drin sein.

Die 10% an Bildbearbeitung bestehen dann nur noch aus ein paar
Schönheitsreparaturen - Pickel entfernen, Pölsterchen retuschieren
und ähnliche Sachen.
6 years ago
wenn ich pickelchen und pölsterchen entfernen soll, dann kann ich besser gleich ein Model ohne Pickelchen und Pölsterchen nehmen. Wenn ich glatte Haut will, nehme ich ein junges Model und wenn ich Falten will ne oma.
Ich habe glaub ich erst ein-oder zweimal die Pixelinhalte von bildern geringfügig verändert. Und das waren bestimmt keine Pickelchen oder Pölsterchen.
6 years ago
"Wie weit würdet ihr eure Bearbeitung an den Wunsch des Models anpassen ?"

"Gar nicht. Bildentwicklung, Schnitt, Retuschen usw. laufen immer
genau so wie ich es für richtig halte, Sonderwünsche gibt es nicht."

Wenn man mit dieser Einstellung noch genügend Models bekommt macht man da sicher nichts falsch zum eigenen Stil zu stehen und sich nicht verbiegen zu lassen.
Für Leute die es mit der Bildbearbeitung ernst meinen, das aber nicht in einem Fachstudium gelernt haben, finde ich anspruchsvolle Models, die genau sagen was sie wollen, gar nicht mal so schlecht denn die zwingen einen auf klar definierte Bildergebnisse hin zu arbeiten, so dass man nicht einfach so lange rumprobieren kann bis irgend etwas Brauchbares dabei heraus kommt. Im letzteren Fall sind die Ergebnisse nämlich zufällig und meist nicht mehr reproduzierbar.
6 years ago
kein grosser berühmter Fotograf hat jemals seine bilder massiv bearbeitet.
[gone] User_184280
6 years ago
Beg to differ: Annie Leibovitz hat ihre eigenen Bearbeiter. Man sehe sich auch ihre Disney-Fotoserien an.
[gone] User_6449
6 years ago
Zitat: SimoneZ ...
.... ich bekam die Originalfotos nach kurzer Zeit, die waren durchaus okay! Meine Favoriten ausgesucht, dann kam der Schock. Nicht zu gebrauchen! Irgendwelche Color LUTs drübergebügelt, am besten pro Bild wild einfach mal einen anderen ausprobiert, fertig. Konnte man in die Tonne kloppen.

Ich bin zwar kein Modell, sehe aber viele Vorher- / Nachherbilder von
meinen Workshops und kann das bestätigen. Die Fotos der Teilnehmer
sind bei der Aufnahme mit passender Beleuchtung und Einstellungen
gut, aber was man dann später an Bearbeitungen im Internet sieht ist
oft "ein Schlag ins Kontor".

Die Fotos aus der Kamera wären mit einem passenden Bildschnitt sehr
gut gewesen. Aber scheinbar gibt es einen gewissen Zwang oder einen
Aktionismus, unbedingt noch mal per Bildbearbeitung drüberbügeln
zu müssen.

Viele gute Fotos werden erst durch die Bildbearbeitung ruiniert und die
Fotografen merken es selbst noch nicht mal ...
6 years ago
Leibovitz, ja die bearbeitet wie wild. eigentlich sind das Gemälde und grenzwertig als Fotografien.
Ich kann nicht beurteilen, ob sie sich aktuell noch Bearbeiter leisten kann... hüstel.
[gone] User_184280
6 years ago
Und damit ist sie nicht die einzige, LaChapelle fiele mir noch ein ... und ja, es gibt einige Leute, gar nicht wenige, die würden kostenlos für sie bearbeiten, sie hat aber einen Hauptbildbearbeiter. Keine Ahnung, was der verdient ;)
[gone] User_6449
6 years ago
Zitat: pam.meier ...

Beg to differ: Annie Leibovitz hat ihre eigenen Bearbeiter. Man sehe sich auch ihre Disney-Fotoserien an.

Wenn ich demnächst berühmt bin und genug Geld habe, schaffe
ich mir auch sowas an. Dann brauchen die Modelle nicht immer
sechs Wochen zu warten ... ;-)
6 years ago
Hallo Clef,
Ich kann auf den Bildern Deiner Sedcard nichts aussetzen, glaube ausserdem das Deine sanfte Art der Bildbea. kein Zufall ist:-)
wäre ich ein Model, würde ich nach einem Blick auf Dein Portfolio mich für oder gegen eine Zusammenarbeit entscheiden, und nicht hinterher rumjaulen.
Um Mißverständnisse aus dem Weg zu gehen erklärst Du dem Model welchen Bildlook Du Dir für Euer Projekt vorstellst.
Im besten Fall seid ihr einverstanden,
im weniger günstigen Fall wäre ich ein Stück weit Kompromißbereit.
Im ungünstigsten Fall hat sich das Model sich vorher kein Bild von Dir gemacht, und sollte auch nicht Dein Problem sein...denn im Umkehrschluß schreibst Du, vermutlich auch kein Model an dessen "Seite" Du nicht kennst:-)
V.G. Jörg
6 years ago
Wenn du sagst, lachapelle bearbeitet die bilder nach, dann zerplatzen all meine fotografischen Träume auf einen Schlag. Lachapelle ist der grösste, oder war es bis vor einige Minuten noch.
6 years ago
Wie weit würdet ihr eure Bearbeitung an den Wunsch des Models anpassen ?

Überhaupt nicht - ausgenommen, das Model wäre ein Kunde und würde mich mit der Erstellung von Fotos beauftragen. Dann würde ich vorher klären, was der Kunde denn eigentlich genau haben möchte, und wenn es dann den Kunden glücklich macht, Bilder noch mal anders zu bearbeiten ("Ich möchte die irgendwie mehr... bunt!", oder "Kann man da so einen Nostalgie-Touch in Sepia draus machen?" o.ä.), dann soll mir das recht sein.
Dasselbe gilt für alle anderen Auftragsarbeiten - die Druckvorstufe darf ihren Job gern selber machen; ich kann das zwar, aber das kostet dann extra, und so wirklich scharf drauf bin ich nur in seltenen Fällen.

Ansonsten gilt: ich mache Fotos, und das Originalfoto, das bei der Aufnahme entsteht, ist ein Rohprodukt, das dann je nach Umständen bearbeitet wird. Und am Ende dieses Prozesses steht ein BILD, und zu diesem Bild sage ich dann: "Dieses Bild ist ein Werk von mir."

Und logischerweise wird dann nicht dran rumgebastelt. Oder besser gesagt: für privat, um es sich über's Sofa zu hängen, kann jeder damit machen, was er damit machen möchte - für eine Veröffentlichung o.ä. ... no way!

Sinnvollerweise spricht man vorher darüber und macht das klar, damit es hinterher keine Mißverständnisse gibt. Und falls es der Deal sein sollte "Model bekommt einige Bilddateien für die Verwendung auf Model-Sedcards o.ä.", dann bekommt das Model die Bilddateien gleich entsprechend runtergerechnet, damit da nicht dran rumgebasteltet werden muss.
6 years ago
Zb in diesem Fall hier https://www.model-kartei.de/fotos/foto/18539627/

Ich wüsste nicht, was daran auszusetzen wäre. Wenn der Fotograf meint "So soll das Bild aussehen!", dann ist das so, und daran gibt's auch nichts zu meckern. Das ist jetzt nichts, das handwerkliche Fehler hätte, einen Farbstich, zu unscharf geneated wäre oder ähnliches.
6 years ago
die Rezeptur eines guten Fotos ist:
höchstens 8 % Nachbearbeitung
um die 19 % Model und Posing
um die 25 % Location
um die 8% Aufnahmetechnik (Belichtung und Schärfe etc.)
um die 29% Fotografische Idee
um die 11% Ausleuchtung und Licht
das ganze mehrere Stunden gut durchziehen lassen und heiss servieren!
6 years ago
Oft sind es aber einfach die unkalibrierten Bildschirme der Models welche zu meiner Meinung nach unschönen Farbverschiebungen führen, etc.

Das ist ein ewiges Problem, nicht nur bei Models, aber da hilft letztlich auch kein bearbeiten. Dann wird das beim nächsten Mal auf dem Smartphone beguckt, und schon passt es wieder nicht.
Das einzige, das da in Grenzen hilft, ist: als Grundlage der Bildbearbeitung folgenden Erfahrungswert für "Otto Normalverbraucher" nehmen:

* Die meisten Monitore, Displays, Fernseher usw. sind auf zu hohen Kontrast eingestellt.
* Viele Monitore und Laptop-Displays haben, weil schon älter, einen Gelbstich.
* Die meisten Monitore, Displays, Fernseher usw. sind viel zu "bunt" eingestellt.
* Bilder auf Monitoren, Displays, Smartphones usw. werden häufig bei störendem Umgebungslicht angeguckt.
* Kaum ein Mensch macht vernünftiges Farbmanagement.

Also:

sRGB, Kontrast ein bißchen rausnehmen, Farbsättigung etwas zurückfahren, tendenziell eher etwas "kühler", und dann drauf hoffen, daß das im Einzelfall hinhaut.

Einen kleinen plüschologischen Trick gibt's übrigens auch noch: 2,50 Euro investieren und vier, fünf der besten Fotos aus der Auswahl als 10x15 ausbelichten lassen.
Das macht man entweder mit Hilfe eines guten Labors - dann reichen 2,50 Euro tendenziell eher nicht. Oder mit Hilfe eines Kodak etc.-Fotoprinters. Auf die Dinger muss man sich erstmal einarbeiten, die bügeln gnadenlos ihre eigenen Vorstellungen über jede Bilddatei, aber man kann den Dämon beherrschen, wenn man weiß, wie er zu wüten pflegt.
(Ausnahme: Bildbeschnitt. Daß z.B. 15x20cm 150,0x200,0mm sind weiß man bei Kodak nicht. Bzw. hält es nicht für wichtig. Wenn man z.B. eine Datei präzise in 150x200mm und 300dpi anlegt, und dann an jeder Seite einen weißen Rahmen von 10mm lässt, quasi als Passepartout, dann kommt aus dem Printer etwas, das zwischen 2 und 15mm weißen Rand haben kann, und gerne mal seitlich versetzt auf dem Blatt liegt...)

Jedenfalls sorgt man dafür, daß man vier oder fünf schöne, gefällige 10x15cm Prints hat. Ohne Farbstich, saubere Tonwerte, keine Macken. Und die gibt man mit. (Und ja - es gibt die Deutsche Post AG noch, und ein DIN A5-Brief bis 50g ist auch nicht soo teuer.)

Der psychologische Trick dabei ist: der Empfänger weiß dann, wie die Fotos "eigentlich" aussehen. Und wenn's dann auf seinem Display anders aussieht, dann vermutet er den Fehler dort. Und nicht beim Fotografen. Kleiner, aber sehr wirksamer Trick. Wird man drauf angesprochen, kann man natürlich auch noch hilfreiche Tipps geben, "Wie stelle ich Kontrast, Helligkeit und Farbe bei meinem Fernseher/Laptop/etc. richtig ein?"
6 years ago
Model ohne Pickelchen und Pölsterchen nehmen. Wenn ich glatte Haut will, nehme ich ein junges Model und wenn ich Falten will ne oma.

Grundsätzlich völlig richtig, aber gerade bei TfP ist der Fotograf ja nicht selten schon froh, wenn er nach dem Prinzip "Es wird gegessen was auf den Tisch kommt!" fotografieren darf.
Auch das tollste Model hat übrigens mal 'nen Pickel an unpassender Stelle...
6 years ago
kein grosser berühmter Fotograf hat jemals seine bilder massiv bearbeitet.

Dann schau Dir mal Don McCullins Bildband "Die im Dunkeln" an. Das ist eine 1982 erschienene Sammlung von Fotos u.a. aus Biafra, Vietnam u.ä.
Für diesen Bildband hat McCullin seine Fotos extrem in den Tonwerten verändert, man kann das gut nachvollziehen, viele der Fotos kennt man aus Zeitungen und Zeitschriften, für den Bildband hat er die Tonwerte extrem aufgesteilt, da herrscht tiefstes Schwarz.
Sehr eindrucksvoll, aber ich kann mich bis heute nicht entscheiden, welche Variante ich besser finde. (Zumal McCullin immer ein handwerklich exzellenter Fotograf war, es gibt das Zitat von ihm "Ich habe niemals ein Foto gemacht, ohne vorher die Belichtung zu messen. Was nützt es, wenn ich für ein Foto mein Leben riskiere, und das Foto ist falsch belichtet."*)

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*) John LeCarré, der für "Die im Dunkeln" den Begleittext geschrieben hat - der sich weniger mit den Fotos als mit Don McCullin beschäftigt - beschreibt einen Vorfall während des Vietnam-Krieges, als eine Einheit der US-Marines, mit der McCullin unterwegs war, im Gefecht von den Vietcong abgeschnitten und eingekesselt wurde. Keiner der Marines wagte es, sich zu den eigenen Linien durchzuschlagen, um Hilfe zu holen. McCullin rannte los. LeCarré: "Der Kommandeur fragte mich später 'Kennen Sie diesen McCullin?' Ja, den kannte ich. 'Wäre dieser McCullin bei den Marines, dann würde ich ihn für das Navy Cross vorschlagen.' Das ist immerhin die zweithöchste Tapferkeitsauszeichnung..."
6 years ago
@tomrohwer: natürlich ist die Frage, warum ich den einen süssen Pickel den das Model an einer Stelle hat, die nicht überschminkt werden kann und darf, nicht auf einem fertigen Bild lassen darf. Ist das Diktat der makellosen Schönheit der Coverfotos auf den Kioskmagazinen auch für mich gültig? Ich bin z.B. ein grosser Freckles-Fan, andere Fotografen würden das gerne wegretuschieren was ich bedeutsam finde.
Ein alter Käfer mit Rostflecken muss nicht zwingend in einen Lamborghini Diabolo ohne Rost umretuschiert werden, nur weil das tfp shooting eben das budget für zweiteres Auto nicht hergibt.
Für die Pickel habe ich mir extra ein Arsenal an alten unscharfen Zoom-Objektiven für ein paar euro bei ebay zugelegt. Das erspart schonmal 99 Prozent aller Retuschen für Hautunreinheiten.
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natürlich ist die Frage, warum ich den einen süssen Pickel den das Model an einer Stelle hat, die nicht überschminkt werden kann und darf, nicht auf einem fertigen Bild lassen darf. Ist das Diktat der makellosen Schönheit der Coverfotos auf den Kioskmagazinen auch für mich gültig? Ich bin z.B. ein grosser Freckles-Fan, andere Fotografen würden das gerne wegretuschieren was ich bedeutsam finde.
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Nein ein Pickel zu retuschieren ist kein Modediktat. Es ist schlicht so, dass er nicht zum Wesen des Models gehört, da er sowieso in 2-3 Tagen wieder verschwunden ist. Er ist weder Kunst noch Typus...und kann weg. Bei "Freckels" (ich hab immer Sommersprossen dazu gesagt) ist es etwas anderes. Die sind wesensbestimmend für das Model.
6 years ago
also; Pickel und alles was vergänglich ist, muss wech. Dinge, die nach 2-3 Tagen noch da sind, dürfen nicht retuschiert werden (wie z.B. Pölsterchen und sommerspösslein)

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