Wenn man wissen möchte, was hier schiefläuft, dann möge man sich den folgenden Satz gut im Gedächtnis behalten:

Das Ganze aus der Sicht eines (Anfänger)-Models:

und dann diese Aussagen ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen:

... die meine als "moderat bezeichneten" Honorarwünsche anstandslos akzeptiert haben.
... Besonders bemerkenswerte Erfahrungen habe ich mit unzähligen TFP-Anfragen gemacht. Obwohl ich das in den Shootingvorgaben ausschließe, als auch noch im Sedcard-Text ablehne...

Ist das jetzt Realsatire?

Wenn das keine Begründung ist, warum man besser mit den meist deutlich fähigeren ausländischen Modellen arbeitet, na dann weiß ich es auch nicht.

Warum sollte man denn einen Anfänger bezahlen? Der einzige Grund wäre, daß der Anfänger es an einer anderen Stelle wieder ausgleichen und die fehlenden Model-Fähigkeiten irgendwie anders herausreißen kann, wie Salto auf jedem Untergrund, einen zahmen Elefanten usw., also irgendwas, was ich nicht an der nächsten Ecke wiederfinde.
Ansonsten gibt es für mich keinen Grund, einen Anfänger zu bezahlen. Wozu auch? Ich gebe doch kein Geld aus ohne etwas dafür zu bekommen. Das macht niemand und im Profi-Geschäft schon gar nicht.

Ich möchte gute und / oder eindrucksvolle Bilder machen. Dafür suche ich mir Partner, die mir das einigermaßen sicher ermöglichen und wenn möglich, sogar vereinfachen. Das kann auf TFP oder Pay-Basis sein und in manchen Fällen ziehe ich Pay sogar vor.

Nur eine unsichere Chance auf 1 oder 2 bestenfalls brauchbare Bilder? Dann maximal TFP. Warum sollte ich das Risiko des Misslingens allein tragen? Meine Vorbereitung ist ja größer, als bei einem Pay-Shooting, da ich versuchen muß die fehlenden Fähigkeiten irgendwie auszugleichen. Beim Shooting ist es ebenfalls deutlich anstrengender, da ich auf wirklich jeden Fehler des Modells selbst achten muß. Und da ist es fast unmöglich alles zu bemerken.
Das ist kein Vorwurf an Anfänger, sondern eine simple Tatsache. Diese Fähigkeiten müssen alle, Modelle und Photographen Schritt für Schritt bei TFP-Shootings aufbauen. Warum sollte man ein Modell auch dafür bezahlen, daß es Zeit und Material zum Üben in Anspruch nimmt. Die Idee ist absurd.

Ilona_rouge

Ich sehe da eine gewisse Analogie: Angenommen ein durchschnittlich sportlich begabter Typ leistet sich ein neues, sehr teures Sportoutfit. Damit marschiert es ins nächste Sportstudio und erwartet, dass er dort nun umsonst trainieren kann, weil er sich in seinem neuen teuren Outfit ja so toll bewegen kann und weil das Studio auch was davon hat, wenn andere sehen was für ein toller Sportler nun dort trainiert. Und überhaupt, das Studio könne sich glücklich schätzen, dass er das sogar umsonst machen würde.

Dieser Vergleich hinkt nicht nur, der sitzt bereits im Rollstuhl.
Ich zitiere nochmal Deinen eigenen ersten Satz:

Das Ganze aus der Sicht eines (Anfänger)-Models:

Der Anfänger bist DU! Denk mal darüber nach.

Bei einem der ausländischen Modelle bekommt man zumeist eine solide Grundleistung, gutes Aussehen und meist eine exzellente Körperbeherrschung. Ob jetzt der Typ ins Projekt paßt oder terminlich oder finanziell, ist dann eine andere Sache. Die Chancen auf eine Handvoll guter Bilder stehen zumindest grundsätzlich bei den meisten dieser Modellen ganz gut.

Tom Rohwer #96
Zugegeben - ich habe zu sehr verallgemeinert. In den meisten Fällen kann man auch Preise von Dienstleistungen gut verhandeln. Dabei handelt es sich aber um "messbare" Dienstleistungen, wo leicht beurteilt werden kann, ob sie korrekt erbracht wurden - oder eben nicht. Ebenso von Vorteil, wenn es um Dienstleistungen geht, die regelmäßig anfallen - z.B. Gebäudereinigung. Bei dem Beispiel wäre es auch egal, ob die Arbeit mit einem Lächeln im Gesicht verrichtet wird, oder eben nicht. Bei einem Fotomodell ist das vielleicht nicht egal.

Ansonsten tut es mir leid, dass ich DICH und ANDERE mit einem kleinen Nebenaspekt der Preissteigerungen vom eigentlichen Thema abgebracht habe. Ich versuche mal folgende Rücküberleitung: Ich habe Verständnis dafür, wenn Anfragen als NERVIGER empfunden werden, wenn die Honorarforderungen in die Höhe gehen. Das ändert aber immer noch nichts daran, dass man diese Anfragen gut ertragen kann - auch dann, wenn sie 2-mal je Woche kommen.

Wanderphotograph
Es war mir natürlich bewusst, dass ich mit dem absichtlich eingeschobenem Anfänger-Status eine Steilvorlage gerade für auf vorrangig TFP-Basis arbeiteten Fotografen biete. Und sie wurde natürlich dankbar angenommen.

Realsatire? Nun ja. Viel bemerkenswerter finde ich das daraus folgende Urteil, das Anfängermodelle per se keinerlei Qualifikation haben und somit nicht das geringste Anrecht auf eine Bezahlung haben.

Aber solange du Modelle findest, die umsonst mit dir arbeiten, ist doch alles gut.

@Ilona: "Viel bemerkenswerter finde ich das daraus folgende Urteil, das Anfängermodelle per se keinerlei Qualifikation haben und somit nicht das geringste Anrecht auf eine Bezahlung haben."
Das hat er ja m.E. gar nicht geschrieben. Nur ob die Fähigkeiten ausreichen, eine Bezahlung zu rechtfertigen, das kann man wohl durchaus infrage stellen.

Ilona_rouge
Jetzt kommt zum Tragen, dass sich einige Menschen (wie ich) Sedcards derjenigen ansehen, die hier schreiben - und andere tun das nicht. Du hast ja offenbar viel mehr Erfahrung als das durchschnittliche MK-Anfängermodell. Da findet man Sedcards mit 4 lieblosen Selfies und einer nur sehr kleinen Auswahl an Arbeitsbereichen. Dies kombiniert mit "nur Pay" ist natürlich für manchen Fotografen berechtigt ein "rotes Tuch".
Wir können hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!

Nehmen wir mal zwei gleich aussehende Zwilligsschwestern von denen eine schon eine mehrjährige Modellerfahrung hat und die andere nicht. Wenn beide die gleichen Bedingungen anbieten, dann nimmt man doch das Modell MIT Erfahrung, oder?

Ich habe aber Deinem Beitrag entnommen, dass auch Du Dich (zumindest ein wenig) über unpassende Anfragen und andere Kommunikationsdefizite ärgerst. Gerade deswegen sollte man (Du) auch Fotografen "erlauben", sich über Nachrichten von Modellen aufzuregen.

In welchem Maß man sich über PNs aufregt, das ist dann eine andere Sache. Ich plädiere weiterhin dafür, sich nicht groß aufzuregen. Es bringt nichts und man muss auf kein Angebot eingehen. Wichtig ist nur, dass beim Zustandekommen eines Shootings (nur) genau das passiert, was vorher vereinbart wurde - außer natürlich wenn alle Beteiligten einvernehmlich beschließen, etwas anderes zu tun.

eckisfotos
Damit ich hier nicht falsch verstanden werde. Ich verurteile ein Shooting auf TFP-Basis in keiner Weise. Wenn ein Model seine Sedcard mit professionellen Fotos aufwerten möchte um beruflich durchzustarten ist das vollkommen korrekt und eine Win-Win-Situation für beide Parteien.

Was mir sauer aufstößt ist die teilw. überhebliche Selbstverständlichkeit, mit der einige Fotografen hier ein Shooting auf TFP-Basis voraussetzen und dann auch noch empört sind, wenn dies abgelehnt wird.

Der Fotografiemarkt hat sich verändert. Noch vor 15-20 Jahren galt ein Agentur-Modell, dass die notwendigen Maße für Laufstegaufträge mitbrachte, bis zu einer Anzahl von 50 Shoots mit Profis (im Genre Mode und Portraits, Werbung) als Anfänger. Heute macht Lea & Co ein Selfie von sich oder lässt sich von einer Freundin im Busch fotografieren, zieht je nach Laune mehrere Regler für Farben und Belichtung in einer App nach unten oder oben, legt noch einen Filter drüber und kann das Bilder oder ihre "Fotostrecke" in ihrem Instagram-Konto zur Schau stellen. Dafür verlangt sie 50 EUR die Stunde für ihre Model-Künste. Schnell erkennt und versteht sie mit welchen Kleidungsstücken (oder ohne) sie diesen Betrag deutlich erhöhen kann.

Soll man sich darüber aufregen? Warum? Man hat als potentieller Interessent jederzeit die Wahl, das Angebot anzunehmen oder nicht.

Bei manchen Beiträgen empfehle ich dem Autor, die einfachsten Zusammenhänge von Preismechanismen zu lesen. Mit dem Verständnis wie Angebot und Nachfrage beschrieben werden können und sich bei ihrem Aufeinandertreffen Preise bilden (für ein grundlegendes Verständnis von Märkten essentiell), lassen sich relativ leicht die "unrealistischen" oder "überzogenen" Preise erklären. Wer sich dieses Wissen nicht aneignen möchte, der wird mit der eigenen Verärgerung über gefühlte unfaire Preise umgehen müssen.

#109 [@11758]Das hat was mit Deinem Wertesystem zu tun.

Andere interpretieren, aus einer roten Ampel, dass das Model nur mit den allen anderen Idioten nicht auf TFP Basis zusammenarbeiten möchte aber bei ihrem Qualitätsniveau sofort interessiert sein werden.

[@11758]
TfP auf Rot hilft leider nix, obwohl es schon immer auf Rot stand habe ich dazu mittlerweile Anfragen, einschließlich der beschriebenen Reaktionen, schon im dreistelligen Bereich. Und auch nur deshalb habe ich mich in diesem Forumsbeitrag dazu geäußert.

Ich habe natürlich keine Ahnung wie auf der anderen Seite anfragende Models sich verhalten, aber ich gehe davon aus, dass Beschwerden darüber ebenfalls berechtigt sind.

Ilona_rouge Bringt es etwas, wenn man dies meldet?
Ich vermute nein.
Es ist ja ein enormer Zeitfresser, sich diese unnötigen Nachrichten durchzulesen und ggfs sogar zu antworten, weil man höflich ist. Selbst mit einer Standardantwort, verschlingt dies Zeit.

In Vielem gebe ich Tom Rohwer Recht und denke zudem , solange der schriftliche Vertrag nicht unterschrieben ist , kann man noch in alle Richtungen ( Preis , Eigenschaften des Produkts , Lieferzeit , Menge , Lieferbedingungen usw. ) verhandeln . Ärgerlich wird es erst dann , wenn der Vertrag unterschrieben ist , und dann echte "Nach"-Verhandlungen stattfinden sollen ( kann man nicht doch noch was am Preis machen , können Sie 2 Wochen früher liefern [ nein , können wir nicht , denn mit der Produktion der Sonder-Maschine wurde erst nach Vertrags-Unterzeichnung begonnen und die dauert eben so lange ] .
Warum haben eigentlich so Viele so eine Angst vor dem Verhandeln ? Schließlich ist das ganze Leben das Ergebnis permanenter Verhandlungen !

Um noch mal auf das Eingangsthema zu kommen:

jeder von uns hat (selbst noch heute im Zeitalter des Internet) einen Briefkasten. Aus diesem entnehmen wir Tag täglich neben ganz persönlich an uns (eventuell weiteren Familienangehörigen oder gewerblich bedingt) gerichteten Schreiben ständig auch Wurfsendungen und sonstige Anschreiben von Seiten Dritter. Selbst dann, wenn per Aufkleber dort steht: "Bitte keine Werbung". Kaufen wir womöglich noch Zeitungen oder Zeitschriften wird dort ebenfalls auf die verschiedenste Art für Produkte, Dienstleitungen und was sonst noch alles geworben. Egal dabei ob durch Anzeigen oder Beilagen. Dasselbe widerfährt uns etwa beim einschalten des Fernsehgerätes. Auch der Betreiber hier holt sich zum Beispiel ebenfalls materielle Unterstützung durch Platzieren von Werbung. Das alles könnte man beliebig so fortsetzen. Alles legal, alles selbstverständlich, oder?

Und genau da regen sich einige auf, dass eine BERUFSGRUPPE (ja, sogar Models sind das wirklich, solange sie einer geregelten gewerblichen Tätigkeit nachgehen!) hier sich doch tatsächlich erlaubt, sie die Knipserriege vor dem Herrn "zu belästigen". Mit (mal mehr, mal weniger) Angeboten wie geschehen eben.

Freunde der Sonne, kommt mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Auch hier in dieser MK gibt es nämlich kommerzielle Gründe für. Sowohl vor als auch hinter der Kamera. Da verdienen sich nämlich Menschen oftmals sogar ihren Lebensunterhalt mit. Vergessen? Und wenn es sich dabei auch nur um jeweils 10 oder 20% der Teilnehmer handelt.

So wie ihr die Möglichkeit habt bestimmte Werbung in den Papierkorb zu werfen, oder bei Werbe Unterbrechungen im TV einfach weiter zu zappen, so könnt ihr dasselbe hier auch tun. Eben einfach weiter zappen. Oder "brecht" ihr euch dabei (und wirklich nur dabei?) etwa "einen Zacken aus eurer Krone ab"?

Norbert Hess
Mensch Norbert, meinst Du wirklich, dass man hier mit so viel vernünftigem Pragmatismus wie von Dir geschrieben umgehen kann? *grins*

Norbert Hess
Sehr richtig das alles.

Und ich möchte noch hinzufügen, dass mir Pro Tag etwa 20 unerwünsche Werbungen usw per Mail erreichen.
Das fängt bei angeblich einsamen Damen aus Russland an und hört bei fast sicheren Chancen auf einen 500-EUR-Einkaufsgutschein noch nicht auf. Leider hat mein Provider kein Forum, wo ich Frust darüber ablassen könnte (Ironie).

Und auch wenn ich auf Fake-News selbst nicht hereinfalle: Ich finde es schlimm, wenn Nachrichten mit Titeln wie "Schauspieler nach Corona-Impfung gestorben" verschickt werden. Liest man den Artikel wirklich, so stellt sich heraus, dass der Schauspieler am Tag nach der Impfung bei "rot" auf eine vielbefahrene Straße gelaufen ist ...

Und wo wir bei Farben sind - gerade jetzt bald wieder aktuell: Das blaue vom Himmel oder grünes, was die Politiker jetzt wieder anfangen zu versprechen.

Ehrlich, was sind da zwei Anfragen je Woche, wo jemand Pay und TFP nicht auseinanderhalten kann?