@lechiam
Ich denke, von den wirklich abstrusen Menschen, die glauben die Erde sei eine Scheibe, oder das Impfen immer schlecht ist und was es da noch so gibt, wird keine sehr große Gefahr für die Demokratie zu befürchten sein.
Das durchschnittliche Bildungsniveau ist dafür einfach zu hoch (ja, manchmal zweifel ich das auch an ;) ).
Tatsächlich sehe ich aber genau wie Du eine Gefahr, dass gut organisierte extremistische Parteien, die Flanken die von der Regierung während der Krise aufgemacht werden, für sich zu nutzen wissen!
Die Rezeptoren für das andocken an diese offenen Flanken bietet aber unsere Regierung, wenn sie intransparent und nicht nachvollziehbar handelt, oder sich im Grenzbereich der Gesetzgebung bewegt. Ich halte das für viel gefährlicher als jeden Alu-Hut. Das ist übrigens einer der Gründe warum es mich so aufregt, wenn mal wieder Bullshit-Bingo mit der Bevölkerung gespielt wird.
Ich vermute, dass Du einen großen Teil an Menschen auf diesen Demos findest, die sich einfach dermaßen wirtschaftlich in die Ecke gedrängt sehen, dass sie es sich aus ihrer Sicht einfach nicht mehr leisten können sich auszusuchen mit wem sie auf die Straße gehen. Man macht jetzt aber schon wieder den Fehler alle in einen Topf zu schmeißen. Vor nicht allzu langer Zeit hat man das gleiche schon einmal versucht und musste dann kräftig zurückrudern um dem Rechtsruck Boden zu entziehen. Eigentlich lohnt es sich fast immer sich mit dem Anliegen von Menschen auseinander zu setzen.
Wenn man das aber nicht tut, ist die Gefahr für Extremismus groß!

@lechiam
Mir ist es auch nicht egal, aber vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass es Menschen gibt die für sich beim abwiegen ihrer Nöte, zu dem Schluss kommen, dass es das kleinere Übel ist und deshalb sollte man sie auch nicht zu Weltverschwörungstheoretikern/Spinnern machen. Oder anders gesagt, wenn man es doch tut verliert man sie möglicherweise ganz.

was mir persönlichen im bekanntenkreis aufgefallen ist, alle verschwörungstheoretiker, aluhutträger und verteidiger ihrer plötzlich erkannten grundrechte ... sind meist mitglieder oder wähler der AfD.
also dies ist mir in meinem kleinen umfeld nur aufgefallen.

wie ist es eigentlich hier so?

@Lichtsieb
Da klinke ich mich noch einmal ein, da du mir vorgeworfen hast, dass meine Sicht auf die Demos verzerrt und nicht objektiv sei. Es ist momentan aus guten Gründen, die man auch dem geleakten Strategiepapier entnehmen kann (wenn wir einfach mal davon ausgehen, dass es echt ist) schlicht verboten sich ohne Mindestabstand zu versammeln.
Genauso wurde gerichtlich festgestellt, dass Demonstrationen gegen die Maßnahmen genehmigt werden müssen, wenn sie die geltenden Vorschriften einhalten. Jetzt wird eine Demo für 80 Menschen genehmigt und es kommen mehr - ok. Passiert. Lass es 200 werden. Lass es auch mehr werden, wenn sie Abstand halten. Kann nicht mehr jeder die Reden hören aber die räumlichen Ausmaße der Demo wären beeindruckend UND die Hygienemaßnahmen würden eingehalten.
Aber 3000 dicht gedrängte Menschen?? Es sollte jedem Vollpfosten klar sein, dass das einer Verschlimmerung der Infektsituation Vorschub leistet und die erforderlichen Maßnahmen drastischer werden lässt. Die Bedingungen für eine weitere Lockerung sind doch klar: Bleiben die Zahlen niedrig, gehts allen besser, steigen die Zahlen jedoch wieder, müssen wir alle nachsitzen und es wird einfach nur schlimmer. Wenn Ken dann noch auf der Bühne steht, sollte auch klar sein, woher der Wind weht.
Ein Nachtrag: Die Einzigen, denen solche Massenaufläufe nutzen, SIND die Rechten. Die träumen doch schon vom "Erwachen" wenn bei erneutem Hochfahren der Schutzmaßnahmen die Bevölkerung rebelliert.

Die Tagesschau wurde übrigens für ihre Berichterstattung zur Auflösung der allerersten Demo in Berlin kritisiert, weil sie in ihrem 20sek-Beitrag sinngemäß nur gesagt hat: "Eine Demo wurde aufgelöst" und NICHT auf die politisch schwierigen Organisatoren hingewiesen hat. Von einer voreingenommenen Berichterstattung zu sprechen, ist also nicht ganz richtig.

@NeoArt
Ist das so wichtig?
Sicher sind AfD-Anhänger im Durchschnitt kritischer mit den Main-Stream-Medien als andere Konsumenten und tendieren eher zu "alternativen" Quellen, ich fände es aber schade, wenn Parteisympathien hier als Argumente verwendet würden. Du könntest auch Leuten, die ein Ende der Maßnahmen fordern, FDP-Nähe unterstellen. Und dann?

@Neo
Da muss ich jetzt mal über zwei konträre Ansichten nachdenken:
1. Was kennst Du für Leute, wenn in Deinem "kleinen" Bekanntenkreis so viele AfD-Anhänger sind.
2. Wie viele kritische Äußerungen über beliebige Themen muss man machen, um als AfD-Anhänger zu gelten?

Jetzt gibt es endlich auch mal in den öffentlich-rechtlichen Mainstream Medien Kritik am RKI.

https://www.youtube.com/watch?v=i6QHOwT6HT0

@Plentilux
Ohne Dir zu nahe treten zu wollen, das was Du schreibst klingt nicht so als hättest Du besonders oft an Demonstrationen teilgenommen. ;-)
Du analisierst die Teilnahme an einer Demo aus medizinischer Sicht!
Der Beweggrund zur Teilname ist aber im weitesten Sinne immer ein Politischer.
Demonstrationen sind im Regelfall mit einem latenten Sicherheitsrisiko für die eigene Gesundheit verbunden und auch vor Corona hat das nicht vom Demonstrieren abgehalten.
Eine sich entwickelnde Eigendynamik (z.B. hoher Zulauf an Teilnehmern) bekommst Du im Normalfall nicht durch die Demonstranten selbst beruhigt.
Das ist ungefähr so, als würdest Du versuchen das Hüpfen des Publikums in "Wacken" durch zurufen zu unterbinden. :-)
Es kommt hinzu, dass die Versammlungsfreiheit ein Grundrecht ist und diese Demos, wenn ich es denn richtig verstanden habe, sich ja unter anderem gegen die Verletzung der Grundrechte stellen.
Da wäre es schon etwas seltsam anzunehmen, dass die Demonstranten während der Demo erkennen, dass der Grund für ihre Demo der falsche ist.

Geht das mit der Tagesschau an mich?
Ich bin mir nicht bewusst in diesem Zusammenhang von einer voreingenommenen Berichterstattung geschrieben zu haben!?

@NeoArt
Nein! Bei mir ist das nicht so!

@Mario Nese
Guter Bericht, kannte ich noch nicht!

@lechiam
Ausgrenzung funktioniert meist nur bei sehr kleinen Gruppen und ist nach meiner Meinung auch kein guter Weg.
Man muss ja nicht Hand in Hand mit allen mitlaufen um sie zu bekehren, es geht ja mehr darum nicht überall und vorschnell den gleichen Stempel daraufzuhauen.

@Lichtsieb
Ich war auf einigen Demos, in Gefahr für Leib und Leben bin ich dabei aber nur einmal gekommen, zwischen den Idioten vom schwarzen Block, die von hinten kamen und der Polizei, die von vorne kam. Ansonsten habe ich die meisten Demos als ruhig kennengelernt. Wenn es auf Demos zu eng wurde, haben die Menschen zumindest zu einem guten Teil auf Lautsprecherdurchsagen gehört und haben Platz gemacht.
Wenn in Wacken ein Act von der Bühne um Platz für einen Rettungswagen bitten würde, wäre der meiner Einschätzung nach ruckzuck hergestellt...zumindest, wenn die Musik unterbrochen wäre ;-) Metalheads eben...
Davon abgesehen, haben es die Veranstalter der Demo nach meinem Kenntnisstand gar nicht versucht die Leute auseinander zu halten, im Gegenteil. Vollkommen verantwortungslos.

Wenn Grundrechte vorübergehend auf Basis vorhandener Gesetze zum Schutz eines höheren Gutes eingeschränkt werden und dies auch von Gerichten so anerkannt wird, darf man eben nur eingeschränkt demonstrieren. Daran ist nichts widersinniges. Bei einem Killervirus würde diese Diskussion niemand führen...zumindest nicht lange. Das Problem ist hier, dass sich alle in Sicherheit wiegen, dass keine zweite Welle kommt. Die letzten Zahlen sahen da aber eher schlecht aus. Wir werden sehen...


Tagesschau ging nicht an dich, sorry.

@lechiam
Verstehen kann ich Deine Haltung schon,
auch wenn sie nicht meiner Meinung entspricht!

was mir persönlichen im bekanntenkreis aufgefallen ist, alle verschwörungstheoretiker, aluhutträger und verteidiger ihrer plötzlich erkannten grundrechte ... sind meist mitglieder oder wähler der AfD.
also dies ist mir in meinem kleinen umfeld nur aufgefallen.

Wenn die AfD-Wähler und AfD-Mitglieder die einzigen wären, die sich Sorgen darüber machen, daß in Deutschland gerade in beispielloser und teilweise (sagt das Bundesverfassungsgericht) sogar verfassungswidriger Weise Grundrechte eingeschränkt bzw. komplett aufgehoben werden...

... dann müssten wir uns wirklich Sorgen um Deutschland machen.

Aber es haben ja auch schon Politiker wie Wolfgang Schäuble erkannt, daß hier Gefahren für die Demokratie drohen. Der ist bisher weder als AfD-Anhänger noch als Verschwörungstheoretiker bekannt geworden.

Ganz am Rande...ein kluger alter Satz sagt:

Daß jemand Paranoia hat, bedeutet noch lange nicht, daß er keine Feinde haben kann, die ihn verfolgen.

Natürlich laufen bei einigen Demos Leute rum, die ziemlich ... speziell sind. Einiges von dem, was sie da postulieren, ist Unfug - allerdings schützt das Grundgesetz auch das Recht, Unfug frei zu äußern. Anderes ist keineswegs Unfug, die Grundrechte der Deutschen werden zur Zeit tatsächlich freigiebig über Bord geworfen wie die Kamellen vom Karnevalswagen.

öffentlich rechtlich ist nachfragend und kritisch. Hola!

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist im Zweifel staatstreu statt kritisch und er neigt, wie schon die Flüchtlingskrise gezeigt hat, vor allem auch zu moralisierendem Kampagnen-"Journalismus".

Ich habe zwischen Anfang März und Mitte April bei ARD und ZDF nicht einen einzigen Beitrag gesehen, in dem gefragt wurde: "Ist das, wie die Bundesregierungen und die Landesregierungen machen, eigentlich wirklich richtig? Oder ist es vielleicht eher völlig falsch?"

Da war nur staatstreue, vorauseilend jubelnde "Berichterstattung" wie weiland zu SED-Zeiten in der DDR...

Ist übrigens nicht unbedingt ein Wunder, daß die Ablehnung der Grundrechtseinschränkungen in den neuen Ländern (noch) viel stärker sind als in den alten Bundesländern. Dort sind bestimmte Erfahrungen gerade mal 30 Jahre her, und vielen kommt da so einiges sehr bekannt vor.

Die meisten Westdeutschen gucken mit offenem Mund zu, wie schnell eine Regierung Grundrechte außer Kraft setzen kann, und applaudieren dann lieber und reden sich die Sache schön.