Wir sind die Urheber ! 266
10.05.2012
Original von plain
ein Musikstück nicht 1:1 nachgespielt werden, ohne dass man dafür eine Genehmigung oder Lizenz hat.
Doch, darfst du; nennt sich dann Cover-Version, an der du (berechtigerweise) nichts verdienst. Außerdem ist im Musikbereich nur die Melodie an sich schützbar.
Das Problem ist, dass durch solche Beschränkungen die freie Entfaltung von anderen be- oder gar verhindert wird.
Was bitte hat eine 1:1-Umsetzung mit freier Entfaltung zu tun? Das ist Plagiatismus.
Wenn irgendein durchgeknallter Fotograf einen anderen vor Gericht zerren darf, nur weil letzterer ebenfalls ein Bild 'roter Bus vor SW-Ansicht von London' gemacht hat (da gab es ja jüngst einen Thread zu) und dann auch noch Recht bekommt, dann wird aus dem Urheberrecht ein Weiterentwicklungsverhinderungsrecht.
Welche Weiterentwicklung?
Und so weit ich mich erinnere, ging es dabei nicht um den roten Bus im ansonsten schwarzweißen Bild, sondern darum, dass die Bilder fast identisch waren und genau darauf abgezielt wurde, ein bestehendes Konzept auszunutzen.
Und ganz massiv - da wiederhole ich mich vermutlich - findet soetwas zur Zeit bei der Softwareentwicklung statt (ok, da heisst das ganze nicht Urheberrecht, sondern Patentrecht, aber diejenigen, die zu einem Analogieschluss fähig sind, werden die Zusammenhänge sofort erkennen können).
Das ist aber ein anderes Feld. Da besteht das Problem hauptsächlich, dass technisch sehr einfache, logische Ansätze patentierbar sind. Wenn sich Apple "Virtuellen Schieberegler auf einem Touchscreen bewegen zum Entsperren des Smartphones" patentieren lassen kann, ist das auch meiner Meinung nach übertrieben und dort gehört wirklich etwas geändert. Dass aber ein Software nicht 1:1 nachprogrammiert werden darf, sollte wohl verständlich sein.
Das Problem besteht darin, dass die kulturelle Reproduktion durch das Urheberrecht in Gefahr gerät.
"kulturelle Reproduktion"? Bullshit-Bingo? :D
#102Report
Original von ennokiel Berlin
Doch, darfst du; nennt sich dann Cover-Version, an der du (berechtigerweise) nichts verdienst. Außerdem ist im Musikbereich nur die Melodie an sich schützbar.
Nun ja, es gab auch schon Prozesse, weil ein paar Arkorde im Refrain übereingestimmt haben...
Was bitte hat eine 1:1-Umsetzung mit freier Entfaltung zu tun? Das ist Plagiatismus.
Das Problem ist, dass man dann irgendwann nicht mehr denkt 'was kann ich tun?', sondern immer mehr nur noch denkt 'was darf ich *nicht* tun?'. Weil man ständig befürchten muss, dass das, was man selbst macht, schon irgendwer anders gemacht hat. Deshalb ist diese Plagiatsproblematik so kritisch: einerseits soll natürlich schon verhindert werden, dass nur noch noch geguttenbergt wird. Andererseits ist es extrem hemmend, wenn man ständig alles danach überprüfen muss, ob nicht irgendwo was nachgeahmt wird. Und deshalb finde ich solche Urteile, wie das zu besagtem Bus-Bild extrem gefährlich.
Das ist aber ein anderes Feld. Da besteht das Problem hauptsächlich, dass technisch sehr einfache, logische Ansätze patentierbar sind. Wenn sich Apple "Virtuellen Schieberegler auf einem Touchscreen bewegen zum Entsperren des Smartphones" patentieren lassen kann, ist das auch meiner Meinung nach übertrieben und dort gehört wirklich etwas geändert. Dass aber ein Software nicht 1:1 nachprogrammiert werden darf, sollte wohl verständlich sein.
Naja, also erstens hatte ich ja selbst erwähnt, dass das ein anderes Feld ist - das Grundprinzip bei Urheberrecht einerseits, Patenten und Geschmacksmustern andererseits, nämlich der Schutz 'geistigen Eigentums', ist aber derselbe. Und man kann, finde ich, auf diesem Gebiet sehr gut erkennen, welche Gefahren auch auf anderen Gebieten bestehen könnten.
Die Schutzbegierden gehen bei Softwareprodukten mittlerweile schon recht weit (obgleich sie es eigentlich nicht dürften). Bis hin zu Algorithmen, einzelnen Prozeduren oder Elementen von Oberflächen. Es gab da ja bspw. einen Riesenärger mit Nachbauten der Microsoft-Ribbons durch Dritthersteller, was MS unterbinden wollte (gleichzeitig Ribbons aber in diversen Style Guides als empfohlene Steuerelemente herausgestellt wurden...). Die sind damit nicht durchgekommen. Aber mittlerweile versuchen etliche Hersteller von Smartphone-Apps, ihre Oberflächen schüzten zu lassen.
Oder aktuell den Streit um das richtige Videoformat, mit dem Videos bereits im Browser ohne Plugin angezeigt werden sollen. Google hat da ja einen eigenen Codec vorgeschlagen, an den sich die anderen Hersteller aber nicht herantrauen, weil noch nicht 100% geklärt ist, ob durch den Codec nicht unwillentlich Patente verletzt werden...
Das sind alles extrem bizarre Entwicklungen und die wirken dann natürlich zurück auf das eigene Handeln. Man entwickelt sich dann eben nicht mehr frei, sondern schielt immer nur auf die Grenzen. Und das ist dann langfristig das Ende jeglicher Kreativität.
#103Report
[gone] User_6449
10.05.2012
Original von plain
Wenn ich mir eine CD kaufe, dann darf ich diese (wenn sie durch einen Kopierschutz geschützt ist), nicht einfach so auf meinen Rechner rippen, um die Lieder (für die ich ja bereits durch den Kauf der CD gezahlt habe) auch auf meinem Rechner hören zu können, ohne dass die CD einliegt.
Weshalb nicht? Wer verbietet es Dir, die Musik (die Du bezahlt hast) nicht nur
von der CD zu hören, sondern auch auf dem Rechner oder einem MP3 Player?
Original von plain
Oder die massive Aufdringlichkeit, die insbesondere die GEMA an den Tag lehnt. Wenn selbst auf dem offiziellen (!) Youtube-Channel von EMI das berüchtigte GEMA-Hass-Bildchen erscheint, das mir sagt, dass ich das Video jetzt nicht sehen dürfe, weil die GEMA da was gegen hat, dann läuft ja wohl einiges falsch. Wenn EMI als Label ihre eigenen Videos bei Youtube hochlädt, dann hat das die GEMA nicht zu verhindern.
Die GEMA vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in Deutschland. Wenn sich ein
Künstler sich nicht daran beteiligen möchte, kann er auch austreten. Die Sperre
liegt also daran, daß die Künstler Mitglied der GEMA sind.
Original von plain
Und genau da sitzt das Problem. Nicht bei den Raubkopien. Die liessen sich durch angepasste, modernisierte Geschäftsmodelle vermutlich recht schnell in großer Zahl aus dem Weg räumen.
Das Problem besteht darin, dass die kulturelle Reproduktion durch das Urheberrecht in Gefahr gerät. Und das muss schleunigst beendet werden.
Was eine "Raubkopie" ist weiß wohl jeder, aber ist eine "kulturelle Reproduktion" ?
Viele Grüße
Peter
#104Report
Original von Peter Herhold
[quote]Original von plain
Wenn ich mir eine CD kaufe, dann darf ich diese (wenn sie durch einen Kopierschutz geschützt ist), nicht einfach so auf meinen Rechner rippen, um die Lieder (für die ich ja bereits durch den Kauf der CD gezahlt habe) auch auf meinem Rechner hören zu können, ohne dass die CD einliegt.
Weshalb nicht? Wer verbietet es Dir, die Musik (die Du bezahlt hast) nicht nur
von der CD zu hören, sondern auch auf dem Rechner oder einem MP3 Player?
[/quote]
Das Urheberrecht:
§ 95a Schutz technischer Maßnahmen
(1) Wirksame technische Maßnahmen zum Schutz eines nach diesem Gesetz geschützten Werkes oder eines anderen nach diesem Gesetz geschützten Schutzgegenstandes dürfen ohne Zustimmung des Rechtsinhabers nicht umgangen werden, soweit dem Handelnden bekannt ist oder den Umständen nach bekannt sein muss, dass die Umgehung erfolgt, um den Zugang zu einem solchen Werk oder Schutzgegenstand oder deren Nutzung zu ermöglichen.
Quelle
Wenn die CD kopiergeschützt ist und das auf der CD deutlich ersichtlich ist, dass solch ein Schutz vorliegt §95d UrhG darf ich den Inhalt nicht kopieren, um die Lieder bspw. in MP3 umzuwandeln, die ich dann mit anderen Geräten hören könnte.
Ich müsste die Dateien in solchen Fällen also *nocheinmal* kaufen. Obwohl ich das schon getan habe.
#105Report
Original von Peter Herhold
[quote]Original von plain
Oder die massive Aufdringlichkeit, die insbesondere die GEMA an den Tag lehnt. Wenn selbst auf dem offiziellen (!) Youtube-Channel von EMI das berüchtigte GEMA-Hass-Bildchen erscheint, das mir sagt, dass ich das Video jetzt nicht sehen dürfe, weil die GEMA da was gegen hat, dann läuft ja wohl einiges falsch. Wenn EMI als Label ihre eigenen Videos bei Youtube hochlädt, dann hat das die GEMA nicht zu verhindern.
Die GEMA vertritt die Interessen ihrer Mitglieder in Deutschland. Wenn sich ein
Künstler sich nicht daran beteiligen möchte, kann er auch austreten. Die Sperre
liegt also daran, daß die Künstler Mitglied der GEMA sind.[/quote]
Das stimmt auch nicht ganz. Es gibt den sogenannten 'GEMA-Vorbehalt', das bedeutet: die GEMA kümmert sich automatisch um alle Musikstücke und sieht sich als Rechteverwalter aller Musikstücke deutscher Künstler an. Wenn ein neues Musikstück herauskommt, dann kümmert sich die GEMA drum bzw. unterstellt, dass sie dafür zuständig sei. Das gilt auch dann, wenn man selbst überhaupt kein GEMA-Mitglied ist.
Damit ein Musikstück eben nicht unter die Kontrolle der GEMA fällt, muss ein ausdrücklicher Freistellungsantrag gestellt werden.
Das kann man ja auch bei Youtube lesen: normalerweise steht da ja irgend etwas in Richtung 'Die GEMA hat den Verdacht, hier könne es sich um urheberrechtlich geschütztes Material handeln'. Egal, ob der Künstler GEMA-Mitglied ist und egal, ob der Künstler es überhaupt wünscht, dass die GEMA sich um seine Musikstücke kümmert.
Man muss der GEMA als Künstler das aktiv verbieten.
#106Report
10.05.2012
Mal so ganz nebenbei gefragt....
Der aktuelle Zulauf der Piratenpartei zeigt ja wohl eines:
Daß ziemlich viele Leute mit den aktuellen Auswüchsen des aktuellen Urheberrechts nicht mehr zufrieden sind
Wie wollt ihr damit umgehen? Weil eine richtige Kompromissbereitschaft sehe ich hier kaum
Der aktuelle Zulauf der Piratenpartei zeigt ja wohl eines:
Daß ziemlich viele Leute mit den aktuellen Auswüchsen des aktuellen Urheberrechts nicht mehr zufrieden sind
Wie wollt ihr damit umgehen? Weil eine richtige Kompromissbereitschaft sehe ich hier kaum
#107Report
[gone] User_81538
10.05.2012
100% PRO
vg.
Das aktuelle Modell des Urheberrechts funktioniert ganz hervorragend.
Diskussionen gibt es lediglich, weil einige es gern aufweichen möchten.
Viele Grüße
Peter[/quote]
vg.
Original von Peter Herhold
[quote]Original von Pixelspalter
Denn daß das aktuelle Modell nicht funktioniert sieht man ja schon daran, daß wir diese Diskussion überhaupt führen müssen
Das aktuelle Modell des Urheberrechts funktioniert ganz hervorragend.
Diskussionen gibt es lediglich, weil einige es gern aufweichen möchten.
Viele Grüße
Peter[/quote]
#108Report
10.05.2012
eigentlich waren wir ja bei dem Manifest .... aber schon wieder gehts um Schelte der Verwertungsgesellschaften. Fragst doch mal die Künstler warum sie über ihre Produzenten die Verwertungsgesellschaften mächtig machen.
Musik CDs mit Kopierschutz, überteuerte CDs von Altkünstlern, einfach nicht hören und nicht kaufen. So einfach ist das.
Musik CDs mit Kopierschutz, überteuerte CDs von Altkünstlern, einfach nicht hören und nicht kaufen. So einfach ist das.
#109Report
10.05.2012
Original von plain
Oder die massive Aufdringlichkeit, die insbesondere die GEMA an den Tag lehnt. Wenn selbst auf dem offiziellen (!) Youtube-Channel von EMI das berüchtigte GEMA-Hass-Bildchen erscheint, das mir sagt, dass ich das Video jetzt nicht sehen dürfe, weil die GEMA da was gegen hat, dann läuft ja wohl einiges falsch. Wenn EMI als Label ihre eigenen Videos bei Youtube hochlädt, dann hat das die GEMA nicht zu verhindern.
Du möchtest also die Rechte der Verwerter stärken, oder was?
Die EMI ist nicht der Urheber, sie ist der Verwerter der die Musik ihrer Künstler vermarktet.
Wenn die GEMA jetzt sagt, Moment, liebe EMI, du kannst das nicht einfach auf Youtube hochladen, da musst du den Künstler dran beteiligen, dann erfüllt sie ihre Aufgabe aus der Sicht des Künstlers ganz hervorragend.
Die GEMA macht im übrigen keine Gewinne, die Einnahmen werden an die Künstler weitergegeben. Über die Verteilung könnte man mal reden.
#110Report
11.05.2012
Original von Ondi[/quote]
Nee, du hast das Problem nicht verstanden.
Das heutige "Verwertungsmodell" beruht darauf, eine Kopie eines Werkes verkaufen zu können. Eine Kopie ist aber heutzutage nicht mehr zu unterdrücken, weil die Vervielfältigung so einfach geworden ist. Eine Kopie ist schlicht nichts mehr wert.
Also funktioniert die "Wertschöpfungskette" nicht mehr, da keiner mehr für die Kopie bezahlen will. Das ist das Problem.
Die von einigen - wie auch von mir, eines Teils der Piraten und auch anderen - vorgeschlagene Lösung dieses Problems ist es, wieder das Werk statt der Kopie zu bezahlen.
Und wie gesagt, die Musikindustrie hat es ja mittlerweile auch endlich geschnallt und verkauft wieder mehr Werke statt Kopien.
[quote]Original von ralph g. *_*
gibs endlich zu: dein beispiel hinkt einfach. jemanden der heute per mausklick ein foto / ein musikstück / eine komplette bibliothek klauen kann mit einem mühsamen kopieren eines gemäldes vergleicht, hat offenbar das problem nicht verstanden. leonardo da vinci war damals nämlich bereits für seine arbeit entlohnt worden, als das bild überhaupt öffentlich zugänglich wurde. heute muss ein künstler an die öffentlichkeit gehen um sein werk gegen entgelt verbreiten und davon leben zu können. diese möglichkeit wird ihm aber in zunehmendem maße durch piraterie genommen.
Du hast es immer noch nicht verstanden:
es wird WEDER das Werk NOCH eine Kopie bezahlt. Was man bezahlt ist die NUTZUNG des Werkes!
Genauso wie du ja auch nicht die U-Bahn bezahltst, sondern das Recht sie benutzen zu dürfen.
#111Report
11.05.2012
Original von Pixelspalter
Wobei es meines Wissens nach nicht um eine Abschaffung des Urheberrechts geht sondern um eine Modernisierung eines unzeitgemäßen Flickwerks mit dem Ziel, daß Urheber auch von ihren Werken leben können.
Es geht den Piraten um eine 99prozentige Abschaffung des Urheberrechts.
#112Report
11.05.2012
Original von RAWdy
Ganz so kann man es nicht sehen. Wenn ich im Supermarkt eine Tüte Milch unbezahlt entnehme, dann ist sie weg und für keinen mehr nutzbar.
Bei raubkopierten Filmen beispielsweise aus der Videothek oder kopierten Bildern aus dem Internet sind Film und Bild ja noch vorhanden. Der Eigentümer merkt nicht mal was vom "Datenklau". Der Vergleich hinkt aber ein Schaden entsteht natürlich und der kann beträchtlich sein.
Der große Denkfehler bei der Behauptung, nach dem "Raubkopieren" sei das Original ja immer noch vorhanden ist der, daß das einzige Geschäftsmodell, das Urheber von Fotos, Texten, Filmen und Musik haben, anders als Bildhauer oder Maler von Ölgemälden, nun einmal die Vermarktung von Kopien ist.
Urheber leben von der Vermarktung von Kopien - wer meint, er wolle Kopien fremder Werke verbreiten, schädigt damit die wirtschaftliche Lebensgrundlage der Urheber.
Die Piraten wollen aber nicht das Urheberrecht abschaffen sondern transparenter und einfacher machen. Was immer das auch heißt. :)
Das wissen sie selber nicht, außer eben "Möglichst alles umsonst!"
#113Report
11.05.2012
Original von Image Worx
Was ich aber ebenfalls an dieser Stellungnahme gut finde ist, dass auch die Verwertungsgesellschaften in einem Seitenhieb ihr Fett weg kriegen.
Diese müssten sich endlich mal den veränderten Bedingungen des digitalen Zeitalters anpassen und ihre verstaubten Strukturen auf Vordermann bringen.
Als Parade-Beispiel sei hier nur mal die GEMA genannt.
Welches Problem hast Du denn genau mit den Verwertungsgesellschaften?
Das einzige, das ich für reformbedürftig halte, ist die "GEMA-Vermutung".
Die ist allerdings wirklich eher obrigkeitsstaatlich als marktwirtschaftlich.
#114Report
11.05.2012
Original von plain
[quote]Original von ennokiel Berlin
Doch, darfst du; nennt sich dann Cover-Version, an der du (berechtigerweise) nichts verdienst. Außerdem ist im Musikbereich nur die Melodie an sich schützbar.
Nun ja, es gab auch schon Prozesse, weil ein paar Arkorde im Refrain übereingestimmt haben...[/quote]
*gähn* ... Aktenzeichen?
#115Report
11.05.2012
Original von TomRohwer
[quote]Original von Image Worx
Was ich aber ebenfalls an dieser Stellungnahme gut finde ist, dass auch die Verwertungsgesellschaften in einem Seitenhieb ihr Fett weg kriegen.
Diese müssten sich endlich mal den veränderten Bedingungen des digitalen Zeitalters anpassen und ihre verstaubten Strukturen auf Vordermann bringen.
Als Parade-Beispiel sei hier nur mal die GEMA genannt.
Welches Problem hast Du denn genau mit den Verwertungsgesellschaften?
Das einzige, das ich für reformbedürftig halte, ist die "GEMA-Vermutung".
Die ist allerdings wirklich eher obrigkeitsstaatlich als marktwirtschaftlich.[/quote]
ich habs gar nicht verstanden, wo da die verwerter ihr fett wegkriegen. was ich vielmehr als starken seitenhieb und heftiges fett gelesen/interpretiert habe geht gegen richtung google/youtube... (völlig zurecht...).
#116Report
11.05.2012
Original von plain
Die Verwertungsgesellschaften beispielsweise (denen es nur bedingt tatsächlich um die Rechte der Urheber geht - aber gut, unterstellen wir denen mal nur eherenwerte Motive).
Um was bitte geht es ihnen denn sonst?
Die Urheber sind die einzigen, die von den Einnahmen der Verwertungsgesellschaften profitieren. Nicht mal die "Content-Industrie" bekommt davon einen Cent ab.
Insbesondere deren Druck verdanken wir es ja, dass für ein und dasselbe Produkt (bspw. ein Liedchen) wir immer und immer und immer wieder zu Kasse gebeten werden. Wenn ich mir eine CD kaufe, dann darf ich diese (wenn sie durch einen Kopierschutz geschützt ist), nicht einfach so auf meinen Rechner rippen, um die Lieder (für die ich ja bereits durch den Kauf der CD gezahlt habe) auch auf meinem Rechner hören zu können, ohne dass die CD einliegt. Da müsste ich mir eigentlich das Liedchen gleich nochmal als Datei kaufen - weil Kopien nicht statthaft sind, wenn dadurch ein Kopierschutz umgangen wird. (Mal abgsehen davon, dass ich bereits durch den Kauf allerlei Hardware für meinen Rechner diverse GEMA-Pauschalen bezahlt habe). Das ist absolut widersinnig.
Die VG-Pauschalen auf Hardware zahlst Du, um das das Recht auf Privatkopie etc. zu vergüten.
Wo ich Dir Recht gebe: wenn es einen funktionierenden Kopierschutz gäbe, würde für bestimmte Hardware die Begründung für die VG-Pauschalen wegfallen.
Allerdings gibt es keinen funktionierenden Kopierschutz. Insofern sollte man vielleicht lieber darüber nachdenken, die Vorschriften zur Kopierschutz-Umgehung zu streichen und die VG-Abgaben für "Privatkopieren" zu erhöhen.
Und besitzt auch keinerlei Analogie zu materiellen Gütern. Wenn ich mir ein Auto kaufe, dann kann ich das privat nutzen, ich kann damit zur Arbeit fahren und vielerlei andere Dinge mit betreiben, *ohne* dass ich dafür jeweils erneut zahlen müsste.
Hier zeigt sich auch wiedermal, dass Vergleiche zwischen materiellen und immateriellen Gütern absoluter Unsinn sind.
Wenn Du eine Musik-CD kaufst, kaufst Du eine Musik-CD und das Recht, den Inhalt privat zu nutzen.
Das ist auch logisch - wäre es anders, würdest Du für 20 Euro eine Film-DVD kaufen, ein Kino bauen und mit der DVD ein paar 1000 Euro Einnahmen an der Kinokasse erzielen. Darfst Du aber bekanntlich nicht - weil da die Produktionsfirma und die Rechteinhaber und Urheber ein bißchen mehr von abhaben wollen.
Oder die massive Aufdringlichkeit, die insbesondere die GEMA an den Tag lehnt. Wenn selbst auf dem offiziellen (!) Youtube-Channel von EMI das berüchtigte GEMA-Hass-Bildchen erscheint, das mir sagt, dass ich das Video jetzt nicht sehen dürfe, weil die GEMA da was gegen hat, dann läuft ja wohl einiges falsch. Wenn EMI als Label ihre eigenen Videos bei Youtube hochlädt, dann hat das die GEMA nicht zu verhindern.
Falsch läuft da, daß Youtube nicht bereit ist, sich mit der GEMA auf einen Preis zu einigen.
Youtube (Google) möchte gern mit den Uploads der User das große Geschäft machen und von den Millionen, die Google mit der Youtube-Seite verdient, 0,001 Promille an die Leute abgeben, die mit ihrer Musik, ihren Filmen das große Geschäftsmodell überhaupt erst möglich machen.
Die GEMA möchte ein paar Promille mehr. Da mauert Youtube, und deshalb sind manche Sachen gesperrt. Niemand hindert Youtube daran, einen anständigen Preis für die genutzte Leistung zu zahlen. Ok, außer dem Geiz von Google...
OK, aber die Verwertungsgesellschaften haben ja nur bedingt was mit dem Urheberrecht zu tun (auch wenn die es sind, die den meisten Druck machen, wenn es mal wieder darum geht, das Urheberrecht zu verschärfen).
Aha. Und mit was haben sie sonst zu tun? Magst Du uns mal aufklären?
Natürlich sollte ein existierendes Bild oder Lied oder was auch immer nicht einfach so kopiert werden dürfen. Und erst recht nicht damit Geld gemacht werden.
Aber das Urheberrecht geht ja noch sehr viel weiter. Es werden ja nicht nur die konkreten Werke geschützt, sondern auch (in einem bestimmten Rahmen) die dahinterstehenden Ideen.
Ideen sind grundsätzlich nicht urheberrechtlich geschützt.
Ein Bild darf nicht 1:1 nachgestellt werden, ein Musikstück nicht 1:1 nachgespielt werden, ohne dass man dafür eine Genehmigung oder Lizenz hat.[/quote
Ja. Weil "1:1" bekanntlich eine Kopie ist.
[quote]Und genau da beginnt das grosse Problem.
Ich unterschlage jetzt einfach mal das grundlegende Problem, wie denn bitte der Urheber nachweisen kann, dass er tatsächlich der Urheber einer bestimmten Idee war (und es nicht etliche andere vor ihm gab, die genau die gleiche Idee hatten, die aber möglicherweise nicht bekannt sind oder die diese Idee nicht vollständig in ein Werk umgesetzt haben).
Da Ideen grundsätzlich keinen urheberrechtlichen Schutz haben, sondern nur Werke, stellt sich die Frage bloß überhaupt nicht.
Das Problem ist, dass durch solche Beschränkungen die freie Entfaltung von anderen be- oder gar verhindert wird. Wenn irgendein durchgeknallter Fotograf einen anderen vor Gericht zerren darf, nur weil letzterer ebenfalls ein Bild 'roter Bus vor SW-Ansicht von London' gemacht hat (da gab es ja jüngst einen Thread zu) und dann auch noch Recht bekommt, dann wird aus dem Urheberrecht ein Weiterentwicklungsverhinderungsrecht.
Diese Legende wird nicht weniger falsch, wenn man sie wiederholt.
Es handelte sich um eine fast 1:1-Kopie des Originalbildes. Die Idee "Roter Bus vor S/W-Ansicht von London" wäre nach deutschem Urheberrecht kein schutzfähiges Werk.
#117Report
11.05.2012
Original von Pixelspalter
Mal so ganz nebenbei gefragt....
Der aktuelle Zulauf der Piratenpartei zeigt ja wohl eines:
Daß ziemlich viele Leute mit den aktuellen Auswüchsen des aktuellen Urheberrechts nicht mehr zufrieden sind
Wie wollt ihr damit umgehen? Weil eine richtige Kompromissbereitschaft sehe ich hier kaum
Wenn eine bestimmte Bevölkerungsgruppe die Abschaffung der Unschuldsvermutung für mutmaßliche Sexualstraftäter fordert - muß ich dann kompromißbereit sein?
Wenn eine bestimmte Bevölkerungsgruppe die Enteignung von Privatbesitz fordert, muß ich dann kompromißbereit sein?
Nein. Muß ich nicht. Ein beträchtlicher Teil der Forderungen der Piraten verletzt schlicht vom Grundgesetz garantierte Grundrechte. Insofern ist die Partei nicht weniger gefährlich als die NPD. Sie hat bloß leider viel mehr Anhänger.
Um so mehr ein Grund zur Sorge.
#118Report
Es macht absolut keinerlei Sinn, hier über solch ein Thema debattieren zu wollen.
Schade eigentlich.
Schade eigentlich.
#119Report
11.05.2012
Manchmal hab ich das Gefühl, ich rede polnisch.
Was ist daran nicht zu verstehen, daß der Admin hier keine politischen Diskussionen wünscht?
Auf Wunsch eines einzelnen Herrns....
Einen Versuch geb ich frei. Bei der nächsten Nennung einer politischen Partei, Meinung oder Ähnliches ist aber aus die Maus.
Was ist daran nicht zu verstehen, daß der Admin hier keine politischen Diskussionen wünscht?
Auf Wunsch eines einzelnen Herrns....
Einen Versuch geb ich frei. Bei der nächsten Nennung einer politischen Partei, Meinung oder Ähnliches ist aber aus die Maus.
#120Report
Topic has been closed
Das aktuelle Modell des Urheberrechts funktioniert ganz hervorragend.
Diskussionen gibt es lediglich, weil einige es gern aufweichen möchten.
Viele Grüße
Peter[/quote]
Nun ja, das zeugt von allerlei Unkenntnis.
Es bestehen da diverse Problematiken. Natürlich ist es leicht, dann auf irgendwelche Piraten-Knallköppe zu zeigen, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben. Oder zu behaupten, wer das Urheberrecht hinterfragt, sei doch nur darauf aus, kostenlos Kopien abzugreifen. Oder auf notleidende Künstler zu verweisen. Oder zu behaupten, diejenigen, die am meisten über das Urheberrecht fluchen, seien die, die selbst eh nichts zustande bringen.
So kann man sich das Leben natürlich ziemlich leicht machen.
Natürlich sollten Urheber mit ihren Werken Geld machen können, wenn sie es denn wollen. Und niemand sollte sich das kostenlos erschleichen dürfen.
Und natürlich soll niemand die Leistung eines anderen als die eigene ausgeben dürfen.
Das ist aber nur die eine Seite.
Auf der anderen Seite stehen einige Bizarrheiten, von denen ein paar ja schon erwähnt wurden.
Die Verwertungsgesellschaften beispielsweise (denen es nur bedingt tatsächlich um die Rechte der Urheber geht - aber gut, unterstellen wir denen mal nur eherenwerte Motive).
Insbesondere deren Druck verdanken wir es ja, dass für ein und dasselbe Produkt (bspw. ein Liedchen) wir immer und immer und immer wieder zu Kasse gebeten werden. Wenn ich mir eine CD kaufe, dann darf ich diese (wenn sie durch einen Kopierschutz geschützt ist), nicht einfach so auf meinen Rechner rippen, um die Lieder (für die ich ja bereits durch den Kauf der CD gezahlt habe) auch auf meinem Rechner hören zu können, ohne dass die CD einliegt. Da müsste ich mir eigentlich das Liedchen gleich nochmal als Datei kaufen - weil Kopien nicht statthaft sind, wenn dadurch ein Kopierschutz umgangen wird. (Mal abgsehen davon, dass ich bereits durch den Kauf allerlei Hardware für meinen Rechner diverse GEMA-Pauschalen bezahlt habe). Das ist absolut widersinnig. Und besitzt auch keinerlei Analogie zu materiellen Gütern. Wenn ich mir ein Auto kaufe, dann kann ich das privat nutzen, ich kann damit zur Arbeit fahren und vielerlei andere Dinge mit betreiben, *ohne* dass ich dafür jeweils erneut zahlen müsste.
Hier zeigt sich auch wiedermal, dass Vergleiche zwischen materiellen und immateriellen Gütern absoluter Unsinn sind.
Oder die massive Aufdringlichkeit, die insbesondere die GEMA an den Tag lehnt. Wenn selbst auf dem offiziellen (!) Youtube-Channel von EMI das berüchtigte GEMA-Hass-Bildchen erscheint, das mir sagt, dass ich das Video jetzt nicht sehen dürfe, weil die GEMA da was gegen hat, dann läuft ja wohl einiges falsch. Wenn EMI als Label ihre eigenen Videos bei Youtube hochlädt, dann hat das die GEMA nicht zu verhindern.
OK, aber die Verwertungsgesellschaften haben ja nur bedingt was mit dem Urheberrecht zu tun (auch wenn die es sind, die den meisten Druck machen, wenn es mal wieder darum geht, das Urheberrecht zu verschärfen). Da gibt es noch einige andere Schwierigkeiten.
Natürlich sollte ein existierendes Bild oder Lied oder was auch immer nicht einfach so kopiert werden dürfen. Und erst recht nicht damit Geld gemacht werden.
Aber das Urheberrecht geht ja noch sehr viel weiter. Es werden ja nicht nur die konkreten Werke geschützt, sondern auch (in einem bestimmten Rahmen) die dahinterstehenden Ideen. Ein Bild darf nicht 1:1 nachgestellt werden, ein Musikstück nicht 1:1 nachgespielt werden, ohne dass man dafür eine Genehmigung oder Lizenz hat.
Und genau da beginnt das grosse Problem.
Ich unterschlage jetzt einfach mal das grundlegende Problem, wie denn bitte der Urheber nachweisen kann, dass er tatsächlich der Urheber einer bestimmten Idee war (und es nicht etliche andere vor ihm gab, die genau die gleiche Idee hatten, die aber möglicherweise nicht bekannt sind oder die diese Idee nicht vollständig in ein Werk umgesetzt haben).
Das Problem ist, dass durch solche Beschränkungen die freie Entfaltung von anderen be- oder gar verhindert wird. Wenn irgendein durchgeknallter Fotograf einen anderen vor Gericht zerren darf, nur weil letzterer ebenfalls ein Bild 'roter Bus vor SW-Ansicht von London' gemacht hat (da gab es ja jüngst einen Thread zu) und dann auch noch Recht bekommt, dann wird aus dem Urheberrecht ein Weiterentwicklungsverhinderungsrecht. Weil dann nämlich jeder Angst haben muss, bei einem Bild oder Lied oder was auch immer, das er neu erstellen will, möglicherweise Ideen nachzuahmen, die bereits jemand vor ihm hatte.
Es wurde ja schon angesprochen, dass die ganzen Tintenfisch-auf-Kopf-Fotografen durchaus eine Klage des Ur-Tintenfisch-auf-Kopf-Fotografen befürchten dürften.
Möglicherweise ist das auf dem Gebiet der Fotografie noch nicht so verbreitet, dass mit solchen Klagen um sich geschmissen wird.
Auf anderen Gebieten gehören die zum Alltag. Bei Musikproduktionen beispielsweise.
Da gibt es seit Jahrzehnten Klagen, um vermeintliche 'Plagiate' zu stoppen.
Und ganz massiv - da wiederhole ich mich vermutlich - findet soetwas zur Zeit bei der Softwareentwicklung statt (ok, da heisst das ganze nicht Urheberrecht, sondern Patentrecht, aber diejenigen, die zu einem Analogieschluss fähig sind, werden die Zusammenhänge sofort erkennen können).
Unter Programmieren - insbesondere unter denjenigen von freier Software - geht seit einigen Jahren eine massive Angst um, ja nicht durch den eigenen Code unwillentlich den Code von anderen zu reproduzieren. Weil dann nämlich sofort eine Klage wegen der Verletzung eines Patentes droht. Etliche Projekte mussten deshalb bereits eingestellt werden.
Und genau da sitzt das Problem. Nicht bei den Raubkopien. Die liessen sich durch angepasste, modernisierte Geschäftsmodelle vermutlich recht schnell in großer Zahl aus dem Weg räumen.
Das Problem besteht darin, dass die kulturelle Reproduktion durch das Urheberrecht in Gefahr gerät. Und das muss schleunigst beendet werden.